# taz.de -- Kommentar Kontrolle von Reichsbürgern: In der „Deutschland GmbH“
> Reichsbürger werden jetzt überwacht. Die Gefahr einer terroristischen
> Radikalisierung besteht. Doch nicht alle Reichsbürger sind militant.
IMG Bild: Rechte Demo im Mai 2015 auf dem Berliner Washingtonplatz – auch dort sind Reichsbürger dabei
Sie haben sich in einer parallelen Wirklichkeit eingerichtet, die auf
Misstrauen und Hass gegen die liberalen Eliten beruht. Von den
Fantasie-Papieren und den versponnenen Thesen sollte sich niemand blenden
lassen – die Bedrohung, die von Reichsbürgern ausgeht, ist real und seit
Jahren stetig gewachsen. Höchste Zeit also, dass der Verfassungsschutz
damit anfängt, gezielt zu beobachten.
So irre die Theorien von der „Deutschland GmbH“ auch klingen – man darf
sich nicht vertun: Das Reichsbürgertum ist ein politischer Protest, der von
rechts kommt und sich aus dem Unmut über die globalisierte Moderne speist.
Der sektenhafte Charakter des Milieus, die verbohrte Ideologie und die
antisemitischen Mythen, die damit einher gehen, die Waffen, die bei Razzien
immer wiedergefunden werden – all das ergibt eine brisante Mischung. Hinzu
kommt großer Handlungsdruck: Reichsbürger wollen, dass das Deutsche Reich
neu ersteht, manche sehen es als ihre Aufgabe an, zur Destabilisierung des
Staates beizutragen.
Die Sorge, dass sich in dem Milieu Terrorzellen bilden könnten, ist daher
berechtigt. Aber längst nicht jeder Reichsbürger ist ein militanter
Rechtsextremer. Zu dem Milieu gehören viele gescheiterte Existenzen und
Menschen, die Ärger mit den Behörden haben. Diese Leute laufen Gefahr, sich
um Haus und Hof zu bringen, wenn sie sich weigern, Steuern zu bezahlen. Die
bundesweite Überwachung ist daher eine Sache.
Ebenso wichtig wäre es, Anhängern des Milieus beim Ausstieg zu helfen.
Beratungsangebote wären eine Möglichkeit, oder geschulte Kräfte, die den
Leuten aufzeigen, welche Lösungen es für ihren Konflikt mit den Ämtern
gibt. Bei überzeugten Reichsbürgern wird das nicht funktionieren. Aber wenn
es gelingt, weniger gefestigte Anhänger in die Bundesrepublik
zurückzuholen, wäre für die Demokratie viel gewonnen.
23 Nov 2016
## AUTOREN
DIR Gabriela Keller
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