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       # taz.de -- Inhaftierte türkische Autorin: Aslı Erdogan bleibt weiter in Haft
       
       > Ein Gericht ordnete am Mittwoch die Freilassung der Autorin an. Weil sie
       > jedoch in einem weiteren Punkt angeklagt ist, muss sie im Gefängnis
       > bleiben.
       
   IMG Bild: Solidarität mit der inhaftierten Aslı Erdoğan auf der Frankfurter Buchmesse im Oktober
       
       Istanbul dpa/afp | Die türkische Autorin Aslı Erdoǧan muss vorerst in
       Untersuchungshaft bleiben. Zwar ordnete das Istanbuler Gericht am Mittwoch
       die Haftentlassung in einem Anklagepunkt an. Aufgrund des Vorwurfs der
       Mitgliedschaft in einer Terrororganisation bleibe Erdoǧan jedoch im
       Gefängnis, meldete die Nachrichtenagentur DHA am Mittwoch.
       
       Zuvor hatte es geheißen, Erdoǧan sowie die 70-jährige Autorin und
       Übersetzerin Necmiye Alpay kämen bis zum Beginn ihres Prozesses auf freien
       Fuß. Den beiden nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei
       festgenommenen Frauen droht wegen angeblicher Terrorunterstützung
       lebenslange Haft.
       
       Zudem sei die Anklageschrift gegen Erdoǧan angenommen worden, in der die
       Staatsanwaltschaft lebenslange Haft für die Autorin und acht weitere
       Angeklagte fordert. Ihnen allen wird unter anderem Mitgliedschaft und
       Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vorgeworfen.
       
       Die Autorin Erdoǧan war im Rahmen einer Razzia gegen Unterstützer der
       [1][pro-kurdischen Zeitung Özgür Gündem] Mitte August festgenommen worden,
       wenig später wurde Haftbefehl erlassen. Sie schrieb unter anderem Kolumnen
       für die inzwischen geschlossene Özgür Gündem.
       
       Für Erdoǧans Freilassung hatten sich unter anderem deutsche Verleger und
       Schriftsteller eingesetzt. Bei einer Protestaktion in Istanbul hatte Mitte
       November der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des deutschen
       Buchhandels, Alexander Skipis, vor dem Frauengefängnis Bakirköy ein Banner
       zugunsten der 49-Jährigen entrollt. Auch der Deutsche Journalisten-Verband
       (DJV) setzte sich für die Autorin ein.
       
       Die Autorin, von Hause aus Physikerin, hat keine verwandtschaftlichen
       Verbindungen zu Staatspräsident Recep Tayyip Erdoǧan. Sie gehört zu den
       bekanntesten türkischen Autorinnen. Zu ihren in zahlreiche Sprachen
       übersetzten Romanen zählt „Die Stadt mit der roten Pelerine“ und „Der
       wundersame Mandarin“. Die Autorin leidet nach Angaben ihrer Unterstützer an
       Asthma und Diabetes. Sie saß bis Mittwoch 97 Tage im Gefängnis.
       
       Der islamisch-konservativen Regierung in der Türkei wird vorgeworfen, ohne
       Rücksicht auf rechtsstaatliche Grundsätze gegen Regierungskritiker
       vorzugehen. Allein seit dem gescheiterten Putschversuch am 15. Juli wurden
       zehntausende vermeintliche Regierungsgegner festgenommen oder vom Dienst
       suspendiert. Zuletzt hatte eine Festnahmewelle gegen [2][Journalisten der
       Oppositionszeitung Cumhuriyet] und gegen führende Vertreter der
       linksliberalen [3][prokurdischen Demokratischen Partei der Völker (HDP)]
       für Empörung gesorgt.
       
       23 Nov 2016
       
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