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       # taz.de -- Film über Outsider auf den Philippinen: Marodierend durch Manila ziehen
       
       > Guerillafilmer Khavn begibt sich in „Alipato – The Very Brief Life of an
       > Ember“ in den Moloch von Manila. Seine Bilder suchen ihresgleichen.
       
   IMG Bild: Ausgestoßene, Freaks und Kleinkriminelle unter sich
       
       Als Imagefilme für Stadtmarketing-Kampagnen taugen die surrealen Exzesse
       des philippinischen Guerillafilmers Khavn de la Cruz nur bedingt, obwohl
       sich in seinen transgressiven Geschichten ein ganz eigener
       Lokalpatriotismus Geltung verschafft. Khavns Filme verbünden sich mit den
       Ausgestoßenen, Freaks und Kleinkriminellen in den Straßen von Manila.
       
       Die Abneigung Auswärtiger gegenüber dem wuseligen, stinkenden Moloch
       kontert er in seinem neuesten Film „Alipato – The Very Brief Life of an
       Ember“ wie zuvor schon in „Mondomanila“ mit dem situationistischen Mittel
       der Aneignung – und kann sich auch kalauerhaft den Zusammenhang zwischen
       Guerillafilmemachen und Gorillafilmemachen (eine Anspielung auf Muhammad
       Alis Spruch vom „Thrilla in Manila“) nicht verkneifen.
       
       Bei Khavn erzeugt die Reibung der schmutzigen, gewalttätigen Facetten des
       Lebens in der Shantytown magische Alipato: Funkenregen, die wie
       Glühwürmchen in der Nacht leuchten. „Alipato“ will gleichermaßen als
       radikales Genrekino und als Hommage verstanden werden, weshalb die Credits
       zu Beginn konsequenterweise „Kein Film von Khavn“ verkünden. Autorenschaft
       ist für die Storys aus der Unterwelt ohne Bedeutung. Die Filme Khavns
       gehören den Menschen, die im Weltkino sonst kein Gehör finden.
       
       Worum es in „Alipato – The Very Brief Life of an Ember“, Khavns dritter
       Koproduktion mit dem umtriebigen Filmverleih Rapid Eye Movies, geht, lässt
       sich relativ schnell zusammenfassen. Khavn ist ein visueller
       Geschichtenerzähler, äußere Handlung ist auch hier wieder nur Katalysator
       für einen krass bizarren und mitunter karnevalesk anmutigen Danse macabre.
       
       Es geht, irgendwie, um eine Bande kleinkrimineller Kinder angeführt vom
       „Boss“, die im Jahr 2029 marodierend durch die Straßen von Manila ziehen.
       Und es geht um die Beute aus einem Überfall, den die Bandenmitglieder gerne
       unter sich aufteilen würden. Dummerweise wird der „Boss“ gefasst und sitzt
       28 Jahre im Knast – die Zeit wird in einer hübschen Stop-Motion-Montage
       zwischen Realfilm und Wandmalerei illustriert.
       
       Nachdem ihr Anführer wieder zu seiner Gang zurückgekehrt ist, mäandert die
       Geschichte weiter vor sich hin. Das Episodische ist wie immer bei Khavn
       etwas redundant, aber man darf seine Filme wirklich nicht als Erzählwerke
       begreifen. Es gibt auch in „Alipato“ wieder Bilder – unter anderem ein
       Shootout zwischen verfeindeten Gangs als Mannequin-Challenge-Stillleben –,
       die im Weltkino ihresgleichen suchen.
       
       29 Nov 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Busche
       
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