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       # taz.de -- Kommentar Afghanistan-Abschiebung: Das bisschen Krieg macht nichts
       
       > Der humane Kurs des Spätsommers 2015 ist nun wirklich am Ende. Zehn
       > Argumente gegen die Sammelabschiebung nach Afghanistan.
       
   IMG Bild: Für viele Anschläge in afghanistan verantwortlich: Kämpfer der Taliban
       
       Es gibt Grenzen. Wenn Wähler abwandern, die Parteibasis murrt und
       Partnerländer umfallen, kann eine Regierung zwar mit einer gewissen
       Berechtigung einlenken. Wenn eine liberale Asylpolitik in der Bevölkerung
       nicht auf ausreichend Zustimmung stößt, kann die Regierung ihren Kurs
       natürlich ändern und Maßnahmen verschärfen. Es gibt aber Grenzen, und die
       sind spätestens dann überschritten, wenn die Bundesregierung beginnt,
       massenhaft Menschen nach Afghanistan abzuschieben. Für diese Haltung gibt
       es unzählige Argumente. Hier nur zehn aus dem vergangenen halben Jahr:
       
       1. Anschlag in Dschalalabad, mindestens sechs Tote, 27 Verletzte.
       
       2. Anschlag auf eine Moschee in Kabul, mindestens 27 Tote, 35 Verletzte.
       
       3. Anschlag in der Nähe des afghanischen Verteidigungsministeriums,
       mindestens vier Tote, elf Verletzte.
       
       4. Anschlag auf das deutsche Konsulat in Masar-i-Scharif, mindestens sechs
       Tote, 128 Verletzte.
       
       5. Anschlag auf eine Hochzeit in der Provinz Farjab, mindestens zwölf Tote,
       30 Verletzte.
       
       6. Anschlag auf einen Markt in der Provinz Parwan, mindestens vier Tote.
       
       7. Anschlag auf ein Krankenhaus in Kandahar, ein Toter, zwei Verletzte.
       
       8. Anschlag per Autobombe in Kabul, mindestens 24 Tote, 90 Verletzte.
       
       9. Anschlag auf US-Universität in Kabul, mindestens zehn Tote, 37
       Verletzte.
       
       10. Anschlag auf eine Demonstration gegen den Verlauf einer Stromleitung in
       Kabul, mindestens 80 Tote, 231 Verletzte.
       
       Der Bundesregierung reichen all diese Argumente aber nicht aus. Was uns das
       sagt? Dass der humane Kurs des Spätsommers 2015 nun wirklich am Ende ist.
       Dass die Bundesregierung tatsächlich eine Grenze nach der anderen
       überschreitet. Und dass wir uns nicht wundern sollten, wenn sie demnächst
       auch einen Flieger für Abschiebungen nach Aleppo chartern. Schließlich soll
       es dort neuerdings auch sichere Ecken geben.
       
       14 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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