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       # taz.de -- Staatssekretär in der Kritik: Der Druck auf Andrej Holm wächst
       
       > Der Soziologe hat auch im taz-Interview nicht die Wahrheit über seine
       > Stasi-Anstellung gesagt. Unterstützung von Mietinitiativen.
       
   IMG Bild: Die Personalie Andrej Holm ist die erste Belastungsprobe für Rot-Rot-Grün
       
       Andrej Holm, frisch gekürter Staatssekretär für Bauen, hat offenbar nicht
       nur bei seiner Bewerbung an der Humboldt-Universität, sondern auch in einem
       taz-Interview die Unwahrheit gesagt. In dem taz-Gespräch von 2007 erklärte
       er: „Ich habe im September 89 beim Wachregiment Feliks Dzierzynski meine
       Grundausbildung begonnen.“ Aus der veröffentlichten Stasi-Akte geht jedoch
       hervor, dass das nicht stimmt. Stattdessen war er in der Auswertungs- und
       Kontrollgruppe der Berliner Bezirksverwaltung der Stasi und hat laut der
       Akte in diesem Rahmen auch seine militärische Grundausbildung absolviert.
       
       Das Wachregiment Feliks Dzierzynski galt als militärisch-operativer Arm der
       Stasi. Es hatte in erster Linie die Aufgabe, Partei- und Staatsobjekte zu
       bewachen und die Sicherheit der DDR-Repräsentanten zu gewährleisten. In der
       Öffentlichkeit wird das Regiment als weniger schlimm wahrgenommen als die
       Stasi. Ob Andrej Holm bewusst gelogen oder sich falsch erinnert hat, ist
       unklar. Er selbst war am Freitag bis zum Nachmittag nicht zu erreichen.
       
       Die Linkspartei hatte den Soziologen und Mietaktivisten als Staatssekretär
       vorgeschlagen, am Dienstag wurde er ernannt. Vor allem wegen des Umgangs
       mit seiner Stasi-Vergangenheit steht Holm allerdings heftig in der Kritik.
       Holm, dessen Vater schon Stasi-Offizier war, hatte sich mit 18 Jahren für
       eine Stasi-Offiziers-Laufbahn verpflichtet und im September 1989 mit der
       Ausbildung begonnen.
       
       Trotzdem hatte Holm 2005 in einem Fragebogen der Humboldt-Universität
       angegeben, nicht für die Stasi tätig gewesen zu sein. Er selbst erklärte,
       er habe gedacht, die hauptamtliche Stasi-Tätigkeit sollte erst nach der
       Grundausbildung beginnen. In Klammern habe er auf dem Fragebogen
       hinzugefügt „siehe Wehrdienst“.
       
       Am Freitag Vormittag forderte mit Sven Kohlmeier erstmals ein
       SPD-Abgeordneter offen Holms Rücktritt. „Es ist nicht die Verpflichtung bei
       der Stasi als Jugendlicher, sondern der Umgang damit, der mich an der
       Eignung von Andrej Holm für ein politisches Spitzenamt zweifeln lässt“,
       schreibt der rechtspolitische Sprecher. „Wenn Andrej Holm bei der Stasi
       war, sollte er den Arsch in der Hose haben und dazu stehen.“ Für ihn sei
       Holm als Staatssekretär und politische Führungskraft nicht tragbar.
       
       Von außerparlamentarischen Gruppen bekommt der Soziologe dagegen
       Unterstützung. In einem offenen Brief fordern Initiativen wie Bizim Kiez,
       Kotti & Co, 100 Prozent Tempelhofer Feld und andere den rot-rot-grünen
       Senat auf, an Holm festzuhalten. „Andrej Holm steht nicht nur wegen seiner
       Stasivergangenheit in der Kritik. Er wird vor allem so stark angegriffen,
       weil er für mieten- und wohnungspolitische Positionen steht, die von einer
       breiten stadtpolitischen Bewegung geteilt werden“, heißt es in dem
       Schreiben. Holm habe Fehler gemacht, sie eingestanden und sich erklärt.
       Jetzt gehe es um die Sache. „Eine soziale Stadtentwicklung und
       Wohnraumversorgung ist aus unserer Sicht elementar für die Zukunft
       Berlins.“
       
       Für die neue rot-rot-grüne Regierung ist Holm die erste schwere
       Belastungsprobe. Dem Vernehmen nach will die Koalition die Personalie am
       Wochenende klären.
       
       16 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Antje Lang-Lendorff
   DIR Wolfgang Gast
       
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