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       # taz.de -- Tatverdächtiger Uwe Böhnhardt: Sie weiß von nichts
       
       > Im NSU-Prozess erklärt Beate Zschäpe, sie wisse nichts zum Verdacht gegen
       > Uwe Böhnhardt im Fall der getöteten Peggy K. Unter Druck gerät sie
       > dennoch.
       
   IMG Bild: Die Antwort lautet einfach „Nein“. Beate Zschäpe sagt, sie habe nichts vom Mord an Peggy K. gewusst
       
       München taz | Beate Zschäpe hält es denkbar kurz. Ob sie etwas zu dem Fall
       Peggy K. wisse, das sie nicht aus den Medien kenne, hatte sie Richter
       Manfred Götzl [1][schon vor Wochen im NSU-Prozess gefragt]. Am
       Donnerstagmorgen nun lässt Zschäpe ihren Verteidiger Hermann Borchert dazu
       endlich antworten.
       
       Ihr reicht ein Wort: „Nein.“ Warum Zschäpe dafür eine derart lange
       Bedenkzeit brauchte, sagt Borchert nicht.
       
       Mitte Oktober machten Ermittler einen sensationellen Fund: Sie stießen auf
       [2][eine DNA-Spur des NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt] auf einem Stofffetzen
       vom Leichenfundort Peggy K.s. 2001 war die Neunjährige in Nordbayern
       verschwunden, erst in diesem Juli wurde ihr Skelett in einem Thüringer Wald
       entdeckt. Wie kam die DNA dorthin? Bis heute wird dazu ermittelt.
       
       Zschäpe, so viel ist nun klar, wird dies nicht weiter erhellen. Richter
       Götzl fragte aber auch nach einem PC aus dem letzten Unterschlupf des Trios
       in Zwickau. Ermittler fanden darauf neben etlichen Pornobildern auch Fotos
       nackter Kinder.
       
       Auch hier lässt Zschäpe am Donnerstag abwiegeln. Den PC habe sie zwar
       gemeinsam mit Böhnhardt und Uwe Mundlos genutzt. Die Bilder aber kenne sie
       erst aus den Ermittlungsakten. Es sei jedoch Mundlos gewesen, der die
       damals gebrauchte Festplatte besorgt und in den Rechner geschraubt habe.
       Mehr könne sie dazu nicht sagen.
       
       ## Spur beruht möglicherweise auf Verunreinigungen
       
       Zur Böhnhardt-DNA im Fall Peggy K. ermittelt eine Polizei-Soko und die
       Staatsanwaltschaft Bayreuth. Sie beauftragten inzwischen auch externe
       Untersuchungsinstitute, um der Frage nachzugehen, ob die Spur
       [3][möglicherweise auf einer Verunreinigung beruht].
       
       Eine Thüringer Ermittlergruppe hatte sowohl bei der Leiche Uwe Böhnhardts,
       der sich 2011 erschossen haben soll, Spuren gesichert, als auch bei der
       Leiche von Peggy K. In beiden Fällen soll ein gleicher Zollstock verwendet
       worden sein. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, die Untersuchungen würden
       „noch einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen“.
       
       Im NSU-Prozess gerät Zschäpe derweil auch ohne den Fall Peggy K. unter
       Druck. Die Richter drängen auf das Prozessende. Noch in diesem Jahr wollen
       sie den Gerichtspsychiater Henning Saß anhören. Dessen vorläufiges
       Gutachten fiel für Zschäpe bereits fatal aus.
       
       „Deutlich antisoziale Tendenzen“, attestierte ihr Saß. In der rechten Szene
       sei sie ein „energisches, wehrhaftes“ Mitglied gewesen. Auch für die
       Untergrundzeit mit Böhnhardt und Uwe Mundlos könne „nicht festgestellt
       werden, dass ein grundlegender Wandel in Überzeugungen eingetreten ist“.
       
       Dass Zschäpe, wie behauptet, machtlos gegen die zehn Morde ihrer Kumpanen
       war, sei unwahrscheinlich: Alle Zeugenaussagen sprächen dagegen, „dass sie
       sich über eine sehr lange Periode entgegen ihrer eigenen Auffassung in
       einer so dramatischen Frage wie dem Begehen einer Serie von
       Tötungshandlungen dem Willen die beiden Lebenspartner gebeugt hätte“.
       
       ## Briefwechsel darf in Verfahren eingeführt werden
       
       Zschäpes Verteidiger intervenieren am Donnerstag: Saß dürfe nicht mehr in
       diesem Jahr angehört werden. Die Anwälte verweisen auf ihre Absicht, ein
       Gegengutachten erstellen zu lassen. Das brauche Zeit. Götzl widerspricht:
       Das Gutachten könne auch nachgereicht werden. Ein Wortgefecht entsteht. Am
       Ende lässt der Richter seine Entscheidung offen.
       
       Eine weitere Hiobsbotschaft für Zschäpe aber verkündete Götzl schon zuvor.
       Er beschloss, dass Zschäpes Briefwechsel mit einem inhaftierten
       Rechtsextremen ins Verfahren eingeführt werden darf. Auch dagegen hatten
       sich die Verteidiger vehement gewehrt: Dies verletze Zschäpes Privatsphäre.
       
       Den Brief schrieb sie 2013, aus der U-Haft, kurz vor Prozessbeginn, an den
       Dortmunder Neonazi Robin S. – und präsentiert sich darin ebenfalls wenig
       unterwürfig. „Um's Verreckenwillen“ werde sie niemanden in der JVA an ihrem
       Gefühlsleben teilhaben lassen, schreibt Zschäpe.
       
       Bisweilen sei sie „auf Krawall gebürstet“: „Meine Schimpforgien hätten dir
       Schwindelgefühle bereitet.“ Es sind Worte, die erneut Futter für die
       Anklage liefern, die Zschäpe als selbstbewusstes, „gleichgeordnetes“
       Mitglied des NSU-Trios sieht.
       
       8 Dec 2016
       
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