URI: 
       # taz.de -- Ölbohrungen im Nationalpark: Von Wattenmeer und Bergen
       
       > Schleswig-Holsteins grüner Umweltminister will neue Ölbohrungen im
       > Wattenmeer verhindern. Der betroffene Energiekonzern wird das nicht
       > hinehmen.
       
   IMG Bild: Noch liegen hier Robben, morgen wird vielleicht gebohrt
       
       HAMBURG taz | Der Energiekonzern Deutsche Erdöl AG (DEA) darf im
       Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer keine weiteren
       Erkundungsbohrungen vornehmen. Das hat das Umweltministerium in Kiel
       entschieden. Die beantragten Versuchsbohrungen seien „nicht
       genehmigungsfähig“, so das Ministerium unter Berufung auf ein aktuelles
       Rechtsgutachten.
       
       Nach dem Nationalpark-Gesetz seien entsprechende Eingriffe in den
       Nationalpark grundsätzlich verboten, sagte Umweltminister Robert Habeck
       (Grüne) am Montagabend vor dem Umweltausschuss des Landtags. Seit über 30
       Jahren betreibt die ehemalige RWE-Tochter DEA, 2015 an den russischen
       Oligarchen Michail Fridman verkauft, auf der Sandbank Mittelplate im später
       geschaffenen Nationalpark eine Ölplattform.
       
       Die dortigen Vorkommen gelten mit rund 100 Millionen Tonnen als die größten
       in Deutschland, bisher wurde erst ein Drittel gefördert. Die Lizenz ist
       noch bis 2041 gültig. Mit den beantragten vier Probebohrungen will der
       Konzern weitere vermutete Vorkommen von rund 20 Millionen Tonnen erkunden.
       
       Nach Ansicht von DEA betritt der Minister mit diesem Vorgehen rechtliches
       Neuland. Das aktuelle Rechtsgutachten liege dem Konzern aber noch nicht
       vor, so ein Sprecher: „Sobald es verfügbar ist, wird es sorgfältig geprüft
       und bewertet.“ Bislang hatte das niedersächsische Landesamt für Bergbau,
       Energie und Geologie, das als Bergbaubehörde für alle vier norddeutschen
       Küstenländer zuständig ist, DEA-Anträge nach dem Bergrecht entschieden.
       Dieses sehe „eine Versagung einer Erlaubnis nicht vor“.
       
       Habeck indes beruft sich mit dem neuen Gutachten auf den Vorrang des
       Nationalpark-Gesetzes. Deshalb dürfte ein langwieriger Rechtsweg durch die
       Instanzen der Verwaltungsgerichte folgen.
       
       21 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Sven-Michael Veit
       
       ## TAGS
       
   DIR Robert Habeck
   DIR Nationalparks
   DIR Naturschutz
   DIR Ölförderung
   DIR Wattenmeer
   DIR Umwelt
   DIR Ölbohrung
   DIR Schleswig-Holstein
   DIR Naturschutz
   DIR Schwerpunkt Klimawandel
   DIR Wattenmeer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Ölbohrpläne im Wattenmeer: Millionen unter dem Schlick
       
       Erst vor drei Monaten wurde in einer niedersächsischen Ölförderstätte ein
       Leck entdeckt. Nun will der gleiche Konzern im Wattenmeer Öl fördern.
       
   DIR Ölbohrungen im Wattenmeer: Greenpeace setzt Habeck unter Druck
       
       Die Umweltschutzorganisation legt ein Gutachten gegen die Bohrungen vor.
       Der Kieler Umweltminister lässt einen Antrag für das Vorhaben überprüfen.
       
   DIR Muschelfischer erhalten MSC-Siegel: Öko-Plakette trotz Umweltschäden
       
       Die Muschelfischer in Schleswig-Holstein bekommen das MSC-Siegel für
       nachhaltige Fischerei. Der WWF äußert Kritik an der Auszeichnung.
       
   DIR Naturschützer über Weltkongress: „Allerweltsarten verschwinden“
       
       Auf dem Weltnaturschutzkongress wird derzeit über den Schutz von Tieren und
       Pflanzen diskutiert. WWF-Vorstand Christoph Heinrich ist dabei.
       
   DIR Zugvögel im Wattenmeer: Verhungert mit vollem Magen
       
       Das Wattenmeer der Nordsee ist die wichtigste Nahrungsquelle für Millionen
       Zugvögel. Viele von ihnen leiden unter den Klimawandel-Folgen.
       
   DIR Bedrohtes Weltnaturerbe: Zuviel Sand im Meer
       
       Die Hälfte aller Weltnaturerbestätten ist bedroht, warnt der WWF. Aktuell
       entscheidet eine Behörde, ob das Wattenmeer zur Müllkippe werden darf.