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       # taz.de -- Olivenbäume in Spanien: „Ebola der Bäume“
       
       > Auf Mallorca wurde ein Bakterium nachgewiesen, das in Italien 250.000
       > Hektar Olivenhaine vernichtet hat. Spanische Landwirte sind besorgt.
       
   IMG Bild: Bedroht oder nicht? Oliven, nicht entkernt
       
       MADRID taz | In Spanien ist erstmals das für Olivenbäume gefährliche
       Bakterium Xylella fastidiosa gefunden worden – in einem Gartenbauzentrum in
       Manarcor auf der Ferieninsel Mallorca. Landwirtschaftsverbände zeigen sich
       beunruhigt. Denn in Süditalien, wo sich das Bakterium seit 2013 ausbreitet,
       sind vor allem Olivenhaine betroffen. Und Spanien ist mit 2,6 Millionen
       Hektar Anbaufläche der größte Olivenproduzent weltweit.
       
       Bevor die Plage in Italien festgestellt wurde, war sie nur in Asien und
       Amerika bekannt. Nun wurden in Süditalien in nur drei Jahren 250.000 Hektar
       Olivenhaine Opfer des Bakteriums. Der Mikroorganismus führt zum Austrocknen
       der Pflanzen. Neben Olivenbäumen befällt er unter anderem auch Rebstöcke,
       Mandel- und Kirschbäume. Auf Mallorca sind es drei Kirschbäume, die
       befallen wurden.
       
       Unter den Landwirten ist das Bakterium als „Ebola der Bäume“ bekannt. Denn
       die Bekämpfung ist schwierig. Es wird durch Insekten übertragen, die sich
       von Pflanzensäften ernähren, und befallene Pflanzen zeigen über Monate
       keine Symptome. So bleibt eine Ausbreitung lange unentdeckt. Eine
       effiziente Methode, die Krankheit zu bekämpfen, fehlt bislang. Das
       Protokoll des spanischen Landwirtschaftsministeriums sieht die Zerstörung
       aller Pflanzen in einem Umkreis von 100 Metern vor.
       
       In einer Schutzzone mit einem Radius von 10 Kilometern werden Stichproben
       genommen, um sicherzugehen, dass sich das Bakterium nicht weiter
       ausgebreitet hat. Die spanischen Behörden hoffen, dass die Insellage des
       ersten Infektionsherdes zumindest die Ausbreitung des Bakteriums erschwert.
       
       Auf dem Festland sind sie dennoch beunruhigt. „Das ist eine schwerwiegende
       Nachricht“, sagt Crístobal Aguado, Vorsitzender des
       Landwirtschaftsverbandes der Region rund um Valencia. Mallorca und Valencia
       trennen nur rund 200 Kilometer Mittelmeer. Ein reger Fähr- und
       Handelsverkehr verbindet die Insel mit dem Festland.
       
       Aguado wirft der Europäischen Union vor, schlecht auf die Plage in Italien
       reagiert zu haben. Er verlangt eine Liste der Länder, die wirksame
       Schutzmaßnahmen anwenden. Nur aus diesen soll importiert werden dürfen.
       
       Bereits vor einem Jahr hatte das Europaparlament die Krankheit auf der
       Tagesordnung. Die Abgeordneten begrüßten die Maßnahmen innerhalb Europas,
       die Handel mit Pflanzen aus befallenen Regionen erschweren. Schon jetzt
       gilt: Beim Handel innerhalb des EU-Binnenmarktes müssen alle Wirtspflanzen
       von Xylella fastidiosa von einem Pflanzenpass begleitet sein.
       Landwirtschaftsvertreter beklagen jedoch, dass Importe von außerhalb der EU
       bei Weitem nicht so streng kontrolliert würden.
       
       „Um das EU-Gebiet zu schützen, muss das EU-System für die Entdeckung von
       Erregern überarbeitet werden und falls notwendig sollte die EU-Kommission
       nicht davor zurückschrecken, stärkere Importrestriktionen einzuführen“,
       heißt es in dem Parlamentsbeschuss vom Mai vergangenen Jahres lediglich.
       „Ein in Sachen Handel so liberales Land wie die USA macht dies“, merkt der
       Valencianer Aguado an.
       
       27 Dec 2016
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reiner Wandler
       
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