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       # taz.de -- Webserie über Transmenschen: Therapeut YouTube
       
       > In einer Webserie berichten Transmenschen von Krisen und OPs. Mit der
       > Zeit wird sichtbar, wie sie Selbstbewusstsein gewinnen.
       
   IMG Bild: So viele Fragen: Bloggerin Kim
       
       Kim trägt ihre blonden Haare offen, hat lange, geschwungene Wimpern und
       knallrote Lippen. [1][Auf ihrem YouTube-Kanal] finden Beauty-Affine
       Schminktipps und Tutorials über Haarpflege. Von Zeit zu Zeit steht aber
       auch Kims Penis im Mittelpunkt. Denn Kim thematisiert in ihren Videos auch
       ihre Transsexualität. Nun ist sie mit vier anderen
       Transgender-Blogger_innen aus Amerika und Deutschland Teil [2][des
       Videotagebuchs] „Transgender Online – Mein neues Geschlecht“.
       
       Die Videotagebücher sind ein Konzept des Web-Senders [3][dbate.de] der
       Hamburger Produktionsfirma ECO Media, die unter anderem mit Spiegel Online
       kooperiert. In ihnen werden Skype-Interviews mit privaten YouTube-Videos
       verknüpft. Vorab haben Journalist_innen das Material gefiltert und
       verifiziert. Das Konzept soll die Berichterstattung der etablierten Medien
       ergänzen. Mittlerweile greifen auch öffentlich-rechtliche Medien wie das
       ZDF oder der Deutschlandfunk regelmäßig auf die Videobeiträge von dbate
       zurück.
       
       Welche Bedeutung YouTube als alternatives Informationsmedium für
       Transmenschen hat, bemerkte die verantwortliche Journalistin Anica
       Beuerbach: „Die Protagonisten fanden selbst keine Erklärung für ihre
       Situation, bis sie Transgender im Fernsehen oder bei YouTube über ihre
       Gefühle haben reden hören“. Über dbate können sie jetzt ein größeres
       Publikum erreichen – was sie preisgeben, haben sie dabei selbst in der
       Hand.
       
       Die Blogger_innen berichten von Identitätskrisen und Phasen der
       Orientierungslosigkeit. Besonders in der Pubertät, in der die psychischen
       und physischen Veränderungen sowohl sie selbst als auch ihr Umfeld
       überfordern. Davon berichtet auch Kim. Die 19-jährige Studentin wurde in
       der Schule diskriminiert und wurde Opfer von körperlicher Gewalt. Damals
       wurde sie von Selbstzweifeln geplagt. Sie fühlte sich zu maskulin, fast
       täglich maß sie ihre Taille, den Kieferknochen oder ihre Schulterbreite
       aus.
       
       ## Den Körper verändern
       
       Einen anderen Aspekt beleuchtet Austen: Der gläubige Christ propagiert
       [4][auf seinem YouTube-Kanal] die Vereinbarkeit von Glaube und
       Transsexualität. Er kennt die Konflikte, die gläubige Trans-Jugendliche
       umtreiben. Einige sehen ihre Existenz als Strafe oder Abartigkeit an und
       leiden unter Depressionen oder haben Suizidgedanken.
       
       Ihre inneren Konflikte legen die Blogger_innen offen dar. So treibt sie zum
       Beispiel die Frage der Geschlechtsangleichung um. Was hat man sich darunter
       vorzustellen? Wie trifft man eine solche Entscheidung? Nicht jeder
       Transgender entscheidet sich für eine totale Geschlechtsangleichung. Einige
       lehnen es ab, sich zu verbiegen, um der Erwartungshaltung der Gesellschaft
       zu entsprechen.
       
       Als essenziell empfinden die Blogger_innen zumindest die
       Hormonbehandlungen. Täglich nehmen sie Hormone ein, Testosteron oder
       Östrogen. In ihren Videos protokollieren sie ihre Fortschritte. Und nicht
       nur der Körper erfährt tiefgreifende Veränderungen. Die Hormone
       beeinflussen auch ihre Gefühlswelt. Austen entschied sich für eine
       Mastektomie – das operative Entfernen seiner Brüste – und finanzierte den
       Eingriff mit Crowdfunding.
       
       In Deutschland übernehmen die Krankenkassen die Kosten für die meisten
       Operationen, sofern sich die betroffene Person einer Psychotherapie
       unterzogen hat und ihre Transsexualität von einem psychologischen Gutachten
       bestätigt worden ist.
       
       ## Persönlich und nah
       
       Der tägliche Kampf um Anerkennung ist hart, erfüllt die Blogger_innen aber
       auch mit Stolz. In der Videoserie wird sichtbar, wie sie mit der Zeit an
       Selbstbewusstsein gewinnen. Und obwohl sie ihre Transsexualität als etwas
       Besonderes empfinden, identifizieren sie sich nicht über sie.
       
       Das Videotagebuch behandelt das Thema Transgender auf persönlicher Ebene.
       Die Videos vermitteln ein Gefühl der Vertrautheit. Die Protagonist_innen
       sprechen für sich selbst, die in anderen Dokumentationen manchmal mitleidig
       anmutende Stimme aus dem Off bleibt aus. „Transgender Online“ gibt so
       beispielhaft Einblicke in die Komplexität von Sexualität, Geschlecht und
       Identität. Spannend für alle, die mit ihrer Geschlechtsidentität hadern –
       sowie deren Familien und Freunde.
       
       3 Jan 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/channel/UC4Rw-spYwpSr-CbfzT9DFUg
   DIR [2] https://www.youtube.com/watch?v=A0t-x9tj418
   DIR [3] http://dbate.de/videos/transgender-online-geschlecht-transformation/
   DIR [4] https://www.youtube.com/user/ArienKatrim
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Diana Pieper
       
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