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       # taz.de -- Geld anlegen beim Safthersteller Voelkel: Crowdfunding als PR-Gag
       
       > Anleger können sich derzeit als Darlehensgeber bei Voelkel bewerben.
       > Dabei würde der Biosafthersteller bei Banken billiger an Geld kommen.
       
   IMG Bild: Mit Crowdfunding soll Voelkels Durst nach medialer Aufmerksamkeit gelöscht werden
       
       Berlin taz | Deutschlands größter Safthersteller für den Biohandel,
       Voelkel, nutzt nun auch „Crowdfunding“ zur Werbung. Bis 31. Januar können
       [1][potenzielle Anleger sich über Finnest], einer Internetplattform für
       Schwarmfinanzierung, bei der niedersächsischen Ökofirma als Darlehensgeber
       bewerben. Sie dürfen jeweils 1.000 bis 10.000 Euro für fünfeinhalb Jahre zu
       einem Zinssatz von jährlich 3 bis 5 Prozent anbieten. Für, so Voelkel,
       „saftige Zinsen“ also.
       
       Das 1936 gegründete Familienunternehmen würde nach eigenen Angaben bei
       einer Bank bedeutend weniger für die Finanzierung seiner neuen 5 Millionen
       teuren Abfüllanlage für Mehrwegflaschen bezahlen. „Wir haben die gesamte
       Finanzierung auch schon über unsere regionale Hausbank und eine Ökobank
       gesichert“, sagte Vertriebs- und Marketingleiter Jurek Voelkel der taz.
       „Crowdfunding wird ein ganz kleiner Baustein sein.“
       
       Warum dann der Gang auf den grauen Kapitalmarkt? „Wir sehen das einfach mit
       als ein Marketinginstrument“, antwortet der 25-Jährige, einer von vier
       Söhnen des Geschäftsführers Stefan Voelkel. Crowdfunding ist eben hip und
       derzeit immer für einen Beitrag in Medien gut. „Mit der Kampagne kommen wir
       ins Handelsblatt, in die Regionalpresse und andere Medien“, erklärt Jurek
       Voelkel. Tatsächlich kommt dann auch die taz nicht mehr um einen Bericht
       über die Aktion des bekannten Biopioniers aus dem Wendland herum. Außerdem,
       ergänzt Voelkel, würden sich potenzielle Darlehensgeber intensiv mit dem
       Unternehmen auseinandersetzen und viele dauerhaft an die Firma binden. So
       würde die Kampagne schnell die „vierstellige“ Gebühr für Finnest und die
       zusätzlichen Zinsen für die Anleger einspielen. Bezahlte Werbung wäre
       teurer.
       
       Bisher nutzten Crowdfunding vor allem kleine Start-ups, denen keine Bank
       Geld gibt – vor allem, weil ihnen das Risiko zu hoch ist. Voelkel dagegen
       freut sich darüber, dass es seine Finanzierungsrisiken noch breiter streuen
       kann und günstige PR bekommt.
       
       ## Eine „sehr gute Bonität“
       
       „Wir haben ja auch kein Risiko“, freut sich der Manager. Denn den
       Angebotsunterlagen zufolge kann Voelkel am Ende der Kampagne frei
       entscheiden, wie viele und welche Kreditofferten es annimmt. Also etwa nur
       die mit den niedrigsten Zinsen und insgesamt lediglich ein geringes
       Volumen. In jedem Fall geben die Gläubiger nur „ein Nachrangdarlehen“.
       „[2][Sie haben nichts zu sagen und gehen im Insolvenzfall in aller Regel
       leer aus]“, schreibt die Stiftung Warentest über solche Anleger. Im Fall
       Voelkel müssen sie auch noch einmalig 1 Prozent des Darlehensbetrages,
       mindestens jedoch 25 Euro Gebühren an Finnest zahlen.
       
       Die Saftfirma wirbt allerdings damit, dass sie laut der
       Wirtschaftsauskunftei Creditreform eine „sehr gute Bonität“ habe. Für
       dieses Jahr prognostiziert Voelkel einen Überschuss von mindestens 1,4
       Millionen Euro bei einem Umsatz von 58 Millionen Euro. Vergangenes Jahr
       habe der Überschuss wegen stark gestiegener Rohwarenkosten nur 700.000 Euro
       betragen.
       
       Insgesamt dürften die Kredite für viele Anleger attraktiv sein. Ein
       Tagesgeldkonto mit 3 Prozent Verzinsung etwa kann man derzeit lange suchen.
       Und Voelkel fördert mit dem Darlehen die Biolandwirtschaft, die als
       besonders umweltfreundlich gilt. „In der Vergangenheit haben uns immer
       wieder Menschen gefragt, ob sie sich an Voelkel beteiligen können, da sie
       unsere Arbeit wichtig und gut finden“, sagt der Vertriebschef. Die Frage
       ist nur: Von wie vielen Leuten wird Voelkel am Ende tatsächlich Darlehen
       nehmen?
       
       19 Dec 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.finnest.com/de/in-voelkel-investieren/?utm_source=voelkel&utm_medium=web&utm_campaign=voelkel
   DIR [2] https://www.test.de/Crowdfunding-Nicht-immer-ein-Erfolg-5069629-0/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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