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       # taz.de -- Fahrverbote für Dieselautos: Autos müssen stehen bleiben
       
       > Das Umweltministerium will Fahrverbote für Dieselautos ermöglichen.
       > Kommunen sollen eigenständig Maßnahmen ergreifen können.
       
   IMG Bild: Nur noch emissionsarme Dieselfahrzeuge sollen bei heikler Wetterlage in die Stadt fahren dürfen
       
       Berlin afp | Auf Besitzer von Dieselautos kommen nach den Plänen des
       Bundesumweltministeriums teilweise Fahrverbote in deutschen Innenstädten
       zu. Das Ministerium stellte im Kampf gegen das gesundheitsgefährdende
       Stickstoffdioxid auf Drängen der Bundesländer einen Verordnungsentwurf
       fertig, der den Kommunen die eigenständige Verhängung von Fahrverboten bei
       heiklen Wetterlagen ermöglicht. Der Entwurf liegt inzwischen im
       Bundesverkehrsministerium, das noch zustimmen muss.
       
       „Mit diesem Vorschlag geben wir den Städten neue Möglichkeiten zum Schutz
       ihrer Bürgerinnen und Bürger an die Hand“, erklärte Bundesumweltministerin
       Barbara Hendricks (SPD). „Wir machen damit auch klar, dass es Sache der
       Städte und Kommunen ist, zu entscheiden, ob sie Maßnahmen ergreifen und
       wenn ja, welche.“
       
       Das Umweltministerium bestätigte einen [1][Bericht des Spiegel], nach dem
       die Kommunen drei Instrumente zur Verringerung der
       Stickstoffdioxidbelastung erhalten sollen. Erstens könnten sie Plaketten
       ausgeben, damit nur noch Fahrzeuge mit umweltfreundlicher Diesel- oder
       Benzinmotortechnik in eine Verbotszone fahren dürfen.
       
       Geplant sei, dass Benziner der Abgasstufe Euro 1 und 2 sowie Diesel-Pkw der
       Abgasstufe Euro 6 eine graue Plakette erhalten. Besonders emissionsarme
       Benzin- und Dieselautos sowie reine Elektrofahrzeuge bekämen eine weiße
       Plakette.
       
       Zweitens könnte die Zufahrt zu bestimmten Straßen für alle Dieselfahrzeuge
       gesperrt oder neueren Dieselmodellen vorbehalten werden. Der dritte Weg ist
       demnach, dass Städte und Gemeinden an geraden Datumstagen nur Fahrzeuge mit
       geraden Kfz-Endziffern einfahren lassen, an ungeraden Tagen Autos mit
       ungeraden Ziffern.
       
       ## Ausnahmen für Händler und Lieferanten
       
       Ob und wann die Instrumente gelten, sollen die zuständigen Behörden der
       Länder selbst entscheiden. Außerdem seien Ausnahmeregelungen für Anwohner
       sowie Lieferanten und Handwerker vorgesehen.
       
       Kritik an den Plänen des Umweltministeriums kam aus der Union. „Die
       CDU/CSU-Fraktion hält nichts von reflexartiger und kurzsichtiger
       Verbotspolitik mit Fahrverboten, die über die schon heute bestehenden
       Möglichkeiten hinausgehen“, erklärte der verkehrspolitischen Sprecher der
       Unions-Bundestagsfraktion, Ulrich Lange (CSU). „Millionen Berufstätige sind
       tagtäglich auf ihr Auto angewiesen, Güter müssen von A nach B gebracht
       werden, und für Lieferanten, Handwerksbetriebe und andere Mittelständler
       ist das Auto Erwerbsgrundlage.“
       
       Mobilität könne nicht so einfach eingeschränkt werden, sagte Lange weiter.
       „Wir brauchen gut durchdachte und langfristige Lösungen, die Umwelt,
       Mobilität und Lebensrealität in den Städten gleichermaßen berücksichtigen.“
       Dazu zähle ein attraktiver öffentlicher Personennahverkehr ebenso wie eine
       intelligente Verkehrssteuerung sowie der Ausbau der Elektromobilität.
       
       ## Bundesregeriung hat versagt
       
       Der Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter nannte die vom Umweltministerium
       geplanten Maßnahmen dagegen „wichtig, um uns alle vor giften Abgasen zu
       schützen“. Allerdings hätte längst mehr getan werden können. Dass erst
       jetzt partielle Fahrverbote vorbereitet würden „offenbart das ganze
       Versagen der Bundesregierung“.
       
       Die Bundesregierung war unter Druck geraten, nachdem im Jahresmittel an
       zwei Drittel aller Messstationen an deutschen Hauptverkehrsstraßen der
       Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter überschritten wird. Die
       EU-Kommission wirft Deutschland in einem Vertragsverletzungsverfahren vor,
       nicht genug zur Einhaltung der Grenzwerte zu tun. Bei der
       Umweltministerkonferenz Anfang Dezember forderten auch die Ressortchefs der
       Bundesländer erneut Maßnahmen zur Verringerung der
       Stickstoffdioxidbelastung.
       
       Viele deutsche Städte leiden seit Jahren unter gefährlich hohen
       Stickoxidwerten. Der giftige Luftschadstoff stammt größtenteils aus
       Dieselmotoren und verstärkt Asthmafälle sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
       Stickoxide führen laut Greenpeace alleine in Deutschland zu 10.000
       vorzeitigen Todesfällen pro Jahr.
       
       18 Dec 2016
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.spiegel.de/auto/aktuell/fahrverbote-in-innenstaedten-was-halten-sie-davon-a-1126375.html
       
       ## TAGS
       
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