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       # taz.de -- Umweltschutz an Nord- und Südpol: Sauberer durchs Eismeer
       
       > Seit dem 1. Januar gilt der „Polar Code“. Schiffe in der Arktis und
       > Antarktis müssen neuen Sicherheitsregeln entsprechen.
       
   IMG Bild: Bei den Pinguinen in der Antarktis ist Schweröl seit 2011 verboten. In der Arktis hingegen qualmen die Schlote noch
       
       STOCKHOLM taz | Die „Shturman Albanov“ ist ein neuer russischer Tanker, der
       seit September Öl aus Sibirien nach Murmansk transportiert. Am 22. Dezember
       erhielt er das Polarzertifikat: eine Bestätigung, dass er die bindenden
       Vorschriften der UN-Schifffahrtsorganisation IMO für die Schifffahrt in
       polaren Gewässern erfüllt. Dieser „Polar Code“, der festlegt, wie Schiffe
       für die Arktis gebaut, mit Mannschaften ausgerüstet und vorbereitet sein
       müssen, [1][ist zum 1. Januar in Kraft getreten].
       
       Der Polar Code ergänzt die schon zuvor geltenden Eisklassen für die
       Eisfestigkeit von Schiffen durch Notfallbestimmungen. An Bord sind warme
       Kleidung für Besatzung und Passagiere ebenso wie Eisentfernungsausrüstung
       und geschlossene Rettungsboote zwingend. Alle Tanker müssen einen doppelten
       Rumpf haben, und es gibt einen Katalog zum Schutz der Umwelt. Verboten sind
       besonders die Einleitung von Öl, Abwässern, Chemikalien und sonstigen
       Abfallstoffen.
       
       Überwacht werden die Vorschriften durch die Anrainerstaaten. Russland muss
       also alle Schiffe im Auge haben, die die 6.500 Kilometer lange
       Nordostpassage entlang der sibirischen Küste befahren. Eine zentrale Rolle
       wird Norwegen zukommen, durch dessen Gewässer 80 Prozent des arktischen
       Schiffsverkehrs verlaufen. Das Land werde diese Verantwortung sorgfältig
       wahrnehmen, versprach Wirtschaftsministerin Monica Mæland und erinnerte
       auch daran, dass Norwegen eine der treibenden Kräfte beim Zustandekommens
       des Polar Code gewesen sei.
       
       Sechs Jahre lang war zwischen den beteiligten Staaten,
       Klassifizierungsfirmen und Reedereien verhandelt worden, bevor man sich
       2015 einigen konnte. Die Reedereibranche konnte mit an Bord genommen
       werden, weil letztlich auch sie vom Polar Code durch niedrigere
       Versicherungsprämien für die so zertifizierten Schiffe profitieren wird.
       Ohne Kompromisse waren die neuen „Verkehrsregeln“ aber nicht zu haben.
       Während die IMO selbst von einem „historischen Meilenstein“ spricht,
       kritisieren Umweltschutzorganisationen, dass Schweröl als Treibstoff nicht
       verboten ist.
       
       ## Empfehlung gegen Schweröl
       
       Für die Antarktis und die Gewässer um Spitzbergen gibt es dieses Verbot
       seit 2011, doch vor allem Russland hatte sich gegen eine Ausdehnung auf
       alle polaren Seerouten gesträubt. Gerade die Tanks der Schiffe seien bei
       einer Beschädigung durch Eisschollen ein hoher Risikofaktor, sagt Nina
       Jensen, Marinebiologin und Generalsekretärin vom WWF Norwegen: „Und
       Schweröl hat im Fall eines Lecks unter arktischen Bedingungen das Potenzial
       schwerer Umweltschäden.“ Dazu komme, dass der Ruß aus den Schornsteinen
       sich auf dem Eis ablagere, er als black carbon mehr Sonnenwärme einfängt
       und das Eis schmilzt.
       
       Doch die Reederei- und Kreuzfahrtlobby setzte sich durch. Ihr Argument: Es
       gebe zu wenig „saubere“ Schiffe. Zu strenge Bestimmungen könnten die
       arktischen Seerouten ökonomisch uninteressant machen. Das wäre eigentlich
       kein Schaden, meint Arild Moe, Experte für arktische Schifffahrt am
       norwegischen Fridtjof-Nansen-Institut. Noch sei die dortige Infrastruktur
       zu lückenhaft, um wachsenden Verkehr wirklich sicher bewältigen zu können.
       
       Die IMO klammerte den Schwerölkomplex jedenfalls erst einmal aus. Statt
       eines Verbots gibt es nun aber zumindest eine ausdrückliche „Empfehlung“,
       Schweröl in der Arktis „weder an Bord zu haben noch zu benutzen“.
       
       6 Jan 2017
       
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