# taz.de -- Terroranschlag in Istanbul: 14 Verdächtige festgenommen
> Die türkische Polizei hat mittlerweile 14 Menschen in Verbindung mit dem
> Anschlag am Neujahrstag festgenommen. Der mutmaßliche Täter ist auf der
> Flucht.
IMG Bild: Männer tragen türkische Flaggen auf ihrem Marsch zum Nachtclub „Reina“
Istanbul rtr/ap/dpa | Die türkische Polizei hat im Zusammenhang mit dem
tödlichen Anschlag auf eine Istanbuler Disco sechs weitere Verdächtige
festgesetzt. Sie würden ebenso wie acht schon zuvor Festgenommene in
Istanbul verhört, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu am
Dienstag.
Weitere Details wurden zunächst nicht bekannt. Der Hauptverdächtige ist
weiterhin auf der Flucht. Am Dienstag veröffentlichten türkische
Fernsehsender ein [1][Selfievideo] des Mannes, das offenbar vor oder nach
dem Attentat auf dem Taksimplatz in Istanbul aufgenommen wurde.
Der Attentäter hatte in der Silvesternacht im Promiclub „Reina“ direkt am
Bosporus 39 Menschen erschossen und fast 70 weitere verletzt.
Die Ermittler gehen dem Sender CNN Türk zufolge davon aus, dass der
Attentäter aus Kirgistan kommt. Die Sicherheitsbehörden der früheren
Sowjetrepublik erklärten, man gehe entsprechenden Berichten nach und habe
deswegen Kontakt zu den türkischen Kollegen aufgenommen.
## Täter vermutlich von IS ausgebildet
Die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Sicherheitskreisen, der Mann
könnte vor dem Anschlag in Syrien ausgebildet worden sein. Er verfüge
definitiv über Kampferfahrung. „Möglicherweise hat er jahrelang in Syrien
gekämpft.“ Demnach wurde er wohl von Dschihadisten gesteuert. Die
türkischen Behörden halten sich zu den Ermittlungen bedeckt.
Die Zeitung Haber Türk schrieb, die Familie des Mannes sei festgenommen
worden. Er gehöre vermutlich zur muslimischen Minderheit der Uiguren in
China.
Eine von türkischen Medien als Ehefrau des mutmaßlichen
Nachtclub-Attentäters identifizierte Frau will nichts von der
Mitgliedschaft ihres Mannes in der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gewusst
haben, wie die Zeitung Hürriyet am Dienstag berichtete. Die Frau war als
Teil der Ermittlungen in der zentraltürkischen Stadt Konya festgenommen
worden. Weder sie noch ihr Mann wurden bislang namentlich genannt.
## Verlängerung des Ausnahmezustandes
Die türkische Regierung will nun den nach dem Putschversuch verhängten
Ausnahmezustand bis ins Frühjahr hinein verlängern. Die Regierung werde
eine Verlängerung um weitere drei Monate noch in dieser Woche ins Parlament
einbringen, kündigte Ministerpräsident Binali Yildirim vor der Fraktion der
Regierungspartei AKP am Dienstag in Ankara an.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte den Notstand kurz nach dem
Putschversuch vom 15. Juli 2016 ausgerufen. Die erste Verlängerung um drei
Monate im Oktober wäre in der Nacht zum 19. Januar ausgelaufen. Laut
Erdogan ermöglicht der Ausnahmezustand eine effektivere Bekämpfung des
Terrorismus.
Nach der Verfassung kann das Parlament den Ausnahmezustand auf Antrag des
Kabinetts verlängern. Im Parlament besitzt die AKP eine klare Mehrheit. Am
Montag hatte Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus bereits gesagt: „Der
Ausnahmezustand wird so lange dauern wie nötig.“
## Regierung geht gegen Hass-Accounts vor
Nach dem Anschlag gehen die türkischen Behörden auch gegen Hass-Accounts in
den sozialen Medien vor. Gegen 347 Accounts werde ermittelt, weil sie
Feindschaft in der Nation säten, sagt Vize-Ministerpräsident Numan
Kurtulmus nach Angaben er staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am
Montagabend.
Das Büro des Ministerpräsidenten warnte in einer Mitteilung, Nachrichten in
den sozialen Medien, die polarisierten, würden dem Terror in die Hände
spielen. Solche Nachrichten, die den Interessen der Nation und des Landes
entgegenstünden, könnten zudem als Straftat behandelt werden, heißt es
weiter.
Einige Nutzer hatten die Opfer des Anschlags verspottet. In solchen
Nachrichten war die Meinung dominierend, dass die Opfer es nicht anders
verdient hätten, weil Neujahrsfeiern unislamisch seien. Konservative Kreise
in der Türkei hatten seit längerem Stimmung gegen westliche Bräuche wie
Weihnachten oder Silvester in der Türkei gemacht.
3 Jan 2017
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DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=hV5UDrQgrUs
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