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       # taz.de -- Gegen Pelz auf die Straße: Tierschützer kopieren Scharia-Polizei
       
       > Aktivisten in Uniform ziehen als „Pelz-Polizei“ durch deutsche
       > Innenstädte. Die Kampagne erinnert an eine Aktion Wuppertaler Salafisten.
       
   IMG Bild: Nicht verbieten, sondern sensibilisieren
       
       Köln taz | Der Verein „Deutsches Tierschutzbüro“ zieht derzeit durch
       deutsche Städte und stoppt Passanten, die in Pelz gekleidet sind. Viele
       wüssten gar nicht, dass sich an ihrer Kleidung echtes Tierhaar befindet,
       sagt der Vorsitzende Jan Peifer. Darauf will sein Verein die Menschen
       aufmerksam machen.
       
       Aufmerksamkeit bekommt Peifer für seine Aktion tatsächlich – das liegt aber
       vor allem an der provokanten Kleidung seiner Leute. Die tragen nämlich
       grau-blaue Jacken, die mit der Aufschrift „Pelz Polizei“ und einem
       Pseudoabzeichen versehen sind, das man auf den ersten Blick für ein
       Polizei-Abzeichen halten kann.
       
       Man habe das zuvor rechtlich prüfen lassen, sagt Peifer. Der Begriff
       „Polizei“ sei nicht rechtlich geschützt. Auch die Polizei in Bremen, wo die
       Pelz-Polizei als Nächstes auftreten will, sieht das grundsätzlich so.
       
       Allerdings wurde erst im November ein zwei Jahre dauerndes Strafverfahren
       abgeschlossen, das deutlich macht, dass der Begriff nicht unproblematisch
       ist: Der Salafisten-Prediger Sven Lau war zusammen mit sieben Mitstreitern
       angeklagt, weil die Gruppe in Wuppertal als „Shariah Police“ aufgetreten
       war. Die Männer hatten Warnwesten getragen, auf denen dieser Begriff stand.
       So bekleidet, sprachen sie Passanten auf vermeintlich nicht gottgefälliges
       Verhalten wie Glücksspiel und Alkoholkonsum an.
       
       Auch wenn das Verfahren mit einem Freispruch endete – zumindest die
       Staatsanwaltschaft hatte zwei Jahre lang argumentiert, dass es den
       Salafisten darum gegangen sei, das Rechtssystem der Bundesrepublik
       abzuschaffen. Dies wurde von der Feststellung untermauert, dass es die
       Patrouille darauf angelegt habe, von den Passanten wie eine Streife von
       Ordnungsamt oder Polizei wahrgenommen zu werden.
       
       ## Sachlich und nicht autoritär
       
       Bundesinnenminister Thomas de Maizière hatte damals gesagt: „Niemand darf
       sich anmaßen, den guten Namen der deutschen Polizei zu missbrauchen.“
       NRW-Innenminister Ralf Jäger hatte mit einem Erlass an die
       Polizeidienststellen reagiert und das Tragen der Westen wegen
       „Amtsanmaßung“ verboten.
       
       Dieser Erlass sei auf die „Pelz-Polizei“ nicht anwendbar, teilt das
       Ministerium nun mit. Das Auftreten der Tierschützer erfülle auch nicht den
       Tatbestand der Amtsanmaßung.
       
       Der Vereinsvorsitzende Peifer weist darauf hin, dass die Aktivisten
       sachlich mit den Passanten sprächen und nicht autoritär aufträten. Es gehe
       nicht darum, den Menschen das Tragen eines Pelzes zu verbieten, sondern sie
       zu sensibilisieren.
       
       Dazu testen die Mitarbeiter des Tierschutzbüros Pelze auf ihre Echtheit.
       Sie begutachten die Beweglichkeit der Haare, schauen das darunter liegende
       Material an und verbrennen einzelne Haare. Geübte Prüfer könnten brennendes
       Echthaar am Geruch von Kunstfaser unterscheiden, so Peifer. Pelze müssen in
       Europa als solche deklariert werden. Doch das ist laut Tierschutzbüro oft
       nicht der Fall. Selbst Händler hätten darum oft Pelz im Angebot, ohne es zu
       wissen. Ein Händler habe nach der Aktion angekündigt, seine Ware
       zurückzusenden.
       
       Nach Städten in Nordrhein-Westfalen und einer Aktion in Hannover sind die
       Tierschützer an diesem Freitag in Bremen und Hamburg unterwegs. In der
       kommenden Woche werden sie in Berlin und dann in Süddeutschland sein.
       
       13 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Christoph Herwartz
       
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