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       # taz.de -- Nachruf auf Udo Ulfkotte: Der gekränkte Journalist
       
       > Für den einstigen FAZ-Redakteur gab es irgendwann nur noch ein Thema: die
       > Überfremdung Deutschlands. Am Freitag, den 13. Januar ist er verstorben.
       
   IMG Bild: Udo Ulfkotte am Rande einer Pressekonferenz im Jahr 2004
       
       Am Ende war nur noch Verbitterung. Über „Migrantenbanden“, twitterte Udo
       Ulfkotte in den letzten Tagen, über „zugewanderte Sex-Monster“ und
       „südländische Pisser“. Es gab für ihn längst nur noch ein Thema: die
       vermeintliche Überfremdung Deutschlands und ein, nach seiner Sicht,
       drohender „Bürgerkrieg“.
       
       Es hatte anders begonnen. Ulfkotte, 1960 im westfälischen Lippstadt
       geboren, landete nach seinem Rechtsstudium bei der [1][Frankfurter
       Allgemeinen Zeitung]. Er reiste viel, berichtete aus Afrika und dem Nahen
       Osten. Schon da aber entwickelte er ein Faible für Geheimdienste – und
       kühne Thesen. So sei der BND im Besitz von Videos deutscher Abgeordneter,
       die diese mit Prostituierten im Ausland zeigten, schrieb er einmal. Oder
       dass die Ukraine der EU mit radioaktivem Haschisch drohe.
       
       Bei der FAZ ging man zunehmend auf Distanz. 2003 war, nach 17 Jahren, dort
       für Ulfkotte Schluss. „Sehr verletzt“ habe ihn der Abgang, hatte er immer
       wieder betont. Fortan wird Ulfkotte zum frühen Lautsprecher des
       Wutbürgertums. Seine Buchtitel rufen einen Alarm nach dem anderen aus: „Der
       Krieg in unseren Städten“, „Propheten des Terrors“, „Albtraum Zuwanderung“.
       
       Vor einer „schleichenden Islamisierung“ warnt Ulfkotte, reist mit Vorträgen
       durchs Land. Er will eine Anti-Islam-Partei gründen, wozu es nicht kommt.
       Immer weiter verrennt sich Ulfkotte in rechten Verschwörungstheorien,
       schreibt von Geheimbünden und „wahren Mächten“ im Hintergrund.
       
       Seine letzten Bücher veröffentlicht er im Kopp-Verlag, der auch über Ufos
       oder Freimaurer publiziert. Im Januar 2015 steht Ulfkotte bei Pegida in
       Dresden auf der Bühne. Sein Groll richtet sich auch gegen frühere Kollegen.
       „Gekaufte Journalisten“ ist eines von Ulfkottes letzten Werken. Es wird ein
       Bestseller. Aus seiner früheren Redaktion werden ihm da längst „bizarre
       Fantasien“ attestiert.
       
       Am Ende lebte Ulfkotte zurückgezogen, wie er sagte, als autarker
       Selbstversorger. Wo, hielt er geheim. Er passe „nicht in Schubladen“, sagte
       er. Am Freitag starb er laut seiner Familie an einem Herzinfarkt. Seine
       Anhänger reagierten, wie Ulfkotte es wohl selbst getan hätte, und fragten:
       „War es Mord?“
       
       16 Jan 2017
       
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