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       # taz.de -- Neue US-Wirtschaftspolitik: Trumps Strohfeuer
       
       > Der US-Präsident startet durch und knickt die Handelsabkommen Nafta und
       > TPP. Das gibt viele Retweets, danach wird das Regieren kompliziert.
       
   IMG Bild: Schwacher Peso: Mexikanische Autos könnten trotz Einfuhrzöllen billig bleiben
       
       Berlin taz | Donald Trump setzt um, was er angekündigt hat: Am Montag hat
       er einen Erlass zum Ausstieg aus dem Freihandelsabkommen TPP unterzeichnet.
       Auch Nafta will er neu verhandeln. Das erste Abkommen ist mit 12
       Pazifik-Anrainerstaaten geplant, das andere besteht mit Mexiko und Kanada.
       
       Die Erlasse kann Trump jetzt ohne den US-Kongress umsetzen: TPP ist zwar
       ausverhandelt, aber nicht ratifiziert, ohne die Unterschrift des
       US-Präsidenten tritt das Abkommen also einfach nicht in Kraft. Bei Nafta,
       das bereits seit 1994 gilt, ist die Sache etwas komplizierter. Das Peterson
       Institute for International Economics in Washington kommt [1][in einer
       Studie zu dem Schluss], dass der US-Präsident aus Handelsabkommen zunächst
       einfach aussteigen kann.
       
       Trotzdem könnte die Entscheidung langfristig vor dem Obersten Gerichtshof
       angefochten werden, etwa vom US-Kongress, der Nafta 1993 per Gesetz
       absegnete. Auch einzelne Bundesstaaten oder US-Konzerne, die sich
       geschädigt fühlen, könnten klagen – etwa mit dem Argument, dass der
       Präsident sich Rechte anmaßt, die die Verfassung so nicht vorsieht.
       Allerdings würde eine Entscheidung darüber wohl Jahre dauern – bis dahin
       hätte der Präsident längst Fakten geschaffen.
       
       Vergleichbar ist das Vorgehen Trumps beim Freihandel mit dem seines
       Vorgängers Barack Obama beim Klimaschutz. Unter Obama haben sich die USA
       verpflichtet, ihre Treibhausgasemissionen zu senken (was Trump rückgängig
       macht), doch weil Obama dafür keine Mehrheit im Kongress bekommen hätte,
       hat er die Regeln per Erlass durchgesetzt. Das wiederum haben Konzerne und
       29 Bundesstaaten [2][vor Gerichten angefochten.] Obamas Kalkül war, dass
       sich die Wirtschaft bis zu einer Entscheidung längst auf die neuen
       Gegebenheiten eingestellt hat. Darauf könnte auch Trump bei Nafta setzen.
       
       Auch deshalb wird seine Entscheidung einen unmittelbaren Effekt haben. Zwar
       können die USA nicht sofort aussteigen, doch [3][laut dem Vertragstext von
       Nafta] beträgt die Kündigungsfrist nur ein halbes Jahr. Die große Frage
       ist, ob sich zumindest Teile der US-Wirtschaft nun öffentlich gegen Trump
       stellen. Die Agrarbranche etwa ist auf ihre Exporte nach Mexiko angewiesen.
       
       Bleibt die zweite Frage – Zölle. Auch die könnte Trump laut Peterson
       Institute gegen Mexiko verhängen, sobald Nafta nicht mehr in Kraft ist.
       Trump hatte verschiedenen Autoherstellern in den vergangenen Wochen
       gedroht, sie müssten künftig 35 Prozent Einfuhrzölle zahlen, wenn sie Autos
       aus Mexiko in die USA einführen.
       
       Allerdings ist auch diese Ankündigung ambivalent: Die Einfuhrzölle könnten
       die Autos, die in den USA gebaut werden, unmittelbar verteuern, weil viele
       Zulieferteile aus Mexiko stammen. Was Trump auch nicht beeinflussen kann,
       ist der Wechselkurs. Der mexikanische Peso hat seit Trumps Wahl stark an
       Wert verloren. Produkte, die in Mexiko hergestellt werden, können immer
       billiger in die USA eingeführt werden. Der Effekt der Zölle könnte dadurch
       verpuffen – da kann Trump dagegen antwittern, so viel er will.
       
       Entscheidend für den Wechselkurs ist ohnehin Janet Yellen, die Präsidentin
       der US-Notenbank (Fed). Traditionell haben US-Präsidenten ein gutes
       Verhältnis zu den Fed-Chefs, doch Trump hat sich mit Yellen bereits
       überworfen: Nachdem er gegen den starken US-Dollar gewettert hatte, deutete
       Yellen vergangene Woche trotzdem an, die Zinsen weiter zu erhöhen. Das
       würde den Dollarkurs weiter in die Höhe treiben.
       
       Yellen bleibt auch kaum etwas anderes übrig: Bleiben die Zinsen unten, ist
       die nächste Finanzblase nicht mehr weit. Steigen sie weiter, hat Trump ein
       Problem: Kredite für den Staat werden teurer, und die braucht der Präsident
       für seine Konjunkturprogramme – falls der Kongress zustimmt. Sollte also
       unter Trump die Wirtschaft stottern: Er wird Yellen die Schuld in die
       Schuhe schieben.
       
       23 Jan 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://piie.com/system/files/documents/piieb16-6.pdf
   DIR [2] http://edition.cnn.com/2016/02/09/politics/supreme-court-obama-epa-climate-change/
   DIR [3] https://www.nafta-sec-alena.org/Home/Legal-Texts/North-American-Free-Trade-Agreement?mvid=1&secid=d5a8ba07-1fb2-4f28-88d0-a8eac08611a2
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ingo Arzt
       
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