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       # taz.de -- Das war die Woche in Berlin I: Außerparlamentarische Politik gewinnt
       
       > Wer ist die Gewinnerin des großen Andrej Holm-Schauspiels in 100 Akten?
       > Die stadtpolitische Bewegung.
       
   IMG Bild: Auch in die Protestkultur der Studierenden kommt wieder Schwung. Seit vergangenem Mittwoch besetzen sie das Institut für Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität
       
       In dieser Woche haben viele verloren: Zuerst natürlich Andrej Holm, der
       seinen Job als Staatssekretär ebenso los ist wie seine Anstellung an der
       Humboldt-Uni. Aber auch die Linkspartei, die sich zu Recht fragen lassen
       muss, ob sie nicht in der Lage war, Holm besser zu schützen, oder ob sie
       das nicht wollte. Und teilweise sogar die SPD, die es nun noch schwerer
       haben wird, sich als Mieterpartei zu inszenieren und deren Regierender
       Bürgermeister von den verschiedenen Lagern wahlweise für sein zu wurstiges
       oder zu autoritäres Gehabe kritisiert wird.
       
       Es gibt aber auch eine Gewinnerin des großen Holm-Schauspiels in 100 Akten:
       die Bewegung. Und hier sei die Pauschalisierung erlaubt, obwohl es die
       Bewegung streng genommen natürlich nicht gibt. Denn gewonnen hat
       tatsächlich die außerparlamentarische Politik in Berlin schlechthin: Die
       sich oft in den Haaren liegenden Mieten-Initiativen sind sich einig wie
       nie, die StudentInnen besetzen endlich mal wieder einen Hörsaal, die
       Empörung über das Verhalten des Senats ist groß.
       
       Aber wäre es für die Bewegung nicht viel besser gewesen, mit Holm einen
       Kandidaten aus ihrer Mitte auf einem Staatssekretärposten zu sehen, auf
       dass er dort ihre Forderungen umsetze? Die Antwort lautet: nein. Und das
       liegt nicht daran, dass Holm auf diesem Posten nichts hätte bewegen können
       – den Kapitalismus abgeschafft hätte er sicher nicht, aber die ein oder
       andere Verbesserung für die MieterInnen wäre vermutlich schon dabei
       herausgekommen.
       
       Nur: Was wäre dann noch die Aufgabe der Bewegung gewesen? Ab und an an der
       Seite der Linkspartei dafür demonstrieren, dass ihrem Staatssekretär keine
       Steine in den Weg gelegt werden? Daran wäre sie ganz sicher nicht
       gewachsen. So aber hat sich auch in rot-rot-grünen Zeiten links des
       Parlaments ein Spielraum eröffnet – den man jetzt nur noch füllen muss.
       
       21 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Malene Gürgen
       
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