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       # taz.de -- Klimapolitik unter Trump: Obama wird Aktivist
       
       > Der Kampf gegen den Klimawandel geht weiter. Daran könne auch der
       > zukünftige Präsident Trump nichts ändern, glaubt zumindest sein
       > Vorgänger.
       
   IMG Bild: Für den Eisbären wird es immer wärmer – auch wenn Trump davon nichts wissen will (Archivbild 2014)
       
       Der scheidende US-Präsident Barack Obama hat sich in einem [1][Beitrag] für
       das Wissenschaftsmagazin Science vehement für eine Weiterführung seiner
       klimapolitischen Agenda eingesetzt. Dabei wendet sich Obama explizit an
       seinen Nachfolger Donald Trump. Dieser könne zwar über Mittel und Wege
       einer künftigen Klimapolitik entscheiden, der Übergang zu einer
       nachhaltigen Energiewirtschaft sei jedoch langfristig nicht aufzuhalten.
       
       Gestützt wird diese Ansicht von Erhebungen verschiedener Institution wie
       der amerikanischen Umweltschutzagentur und des „Conservative Energy
       Network“. Aus diesen geht hervor, dass viele US-Staaten sich längst auf dem
       Weg zu einer nachhaltigen Energiewirtschaft befinden. Darüber hinaus gebe
       es über Parteigrenzen hinweg eine hohe Zustimmung für den Ausbau
       erneuerbare Energien.
       
       Unter dem Titel „Das unaufhaltsame Moment der sauberen Energie“
       unterstreicht Obama in seinem Essay insbesondere die wirtschaftliche
       Bedeutung einer klimafreundlichen Energiepolitik. „Die Vereinigten Staaten
       zeigen, dass die Verringerung des Treibhausgasausstoßes nicht mit
       Wirtschaftswachstum in Konflikt stehen muss“, heißt es. Im Gegenteil: Den
       Klimawandel zu ignorieren, würde „gewaltige Kosten verursachen und zu
       weniger Jobs und weniger Wirtschaftswachstum führen“.
       
       Die Privatwirtschaft habe diesen Trend längst erkannt. Um Energiekosten zu
       sparen, würden viele Unternehmen bereits ihren Energieverbrauch reduzieren.
       Davon profitiere auch die Effizienzbranche, in der laut Obama mit 2,2
       Millionen doppelte so viele Menschen wie in der fossilen Energiewirtschaft
       arbeiten würden.
       
       Unterstützung für sein ökonomisches Argument bekommt Obama auch vom
       US-amerikanischen Pendant des Statistischen Bundesamt. Dieses hat unter
       anderem berechnet, dass heute bereits mehr Menschen in der
       Solarenergiebranche tätig seien als im Kohleabbau oder in der Öl- und
       Gasförderung.
       
       Schließlich verweist Obama auf den globalen Trend. Die Ökostrombranche
       locke weltweit mehr Investitionen an als die konventionelle Erzeugung von
       Strom. Die USA müssten dieser Entwicklung Rechnung tragen, auch aus
       Eigeninteresse. Die Einhaltung des Pariser Abkommens hält Obama für
       zwingend erforderlich.
       
       Obamas Science-Beitrag ist offensichtlich von der Hoffnung getrieben,
       wenigstens einen Teil seines politischen Erbes zu retten. Durch die
       demonstrative Hervorhebung der wirtschaftlichen Bedeutung einer
       umweltschonenden Energiepolitik, appelliert Obama letztendlich nicht nur an
       den Präsidenten, sondern auch an den Unternehmer Trump.
       
       Ob der Appell jedoch bei der neuen Administration Gehör findet, ist mehr
       als fraglich. Die Zusammensetzung von Trumps Regierungsmannschaft wirkt
       eher wie ein Gegenentwurf von Obamas Klimapolitik. Verwiesen sei nur auf
       den designierten Umweltminister Scott Pruitt, einem prominenten Skeptiker
       des Klimawandels.
       
       13 Jan 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://science.sciencemag.org/content/early/2017/01/06/science.aam6284.full
       
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   DIR Daniel Böldt
       
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