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       # taz.de -- Jahresbericht der Bundeswehr: „Jenseits des Limits“
       
       > Der Wehrbeauftragte fordert mehr Personal. Die Bundeswehr sei überlastet
       > und die Zahl der Beschwerden hoch wie seit 1959 nicht mehr.
       
   IMG Bild: Die Ärmsten sind überlastet
       
       Berlin taz | Die Bundeswehr ist überlastet, unter anderem wegen der vielen
       Einsätze im Ausland. Das geht aus dem Jahresbericht des
       Bundestags-Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels (SPD) hervor, der am
       Dienstag vorgestellt wurde.
       
       „2016 gab es trotz zunächst rückläufiger Personalzahlen der Bundeswehr ein
       bemerkenswertes Plus bei den persönlichen Eingaben“, sagte Bartels. Die
       rund 178.000 Bundeswehrsoldaten schickten 3.197 solcher Beschwerden an den
       Wehrbeauftragten. Die Quote der Vorgänge pro Soldat ist laut Bartels die
       zweithöchste seit 1959.
       
       Besonders stark ist die Belastung demnach bei der Marine. „Trotz enormer
       Einsatzbereitschaft der Soldatinnen und Soldaten bewegen sich viele
       jenseits des Limits“, heißt es im Bericht. Schiffe des deutschen Militärs
       sind unter anderem zur Schleuserbekämpfung vor der Küste Libyens, zur
       Flüchtlingsabwehr in der Ägäis und im Rahmen einer Blauhelmmission vor der
       Küste des Libanons im Einsatz. Während die Zahl der Einsätze 2016 stieg,
       sank die Zahl der Einheiten. Das Resultat: Statt wie vorgesehen 180 Tage,
       waren manche Marinesoldaten bis zu 280 Tage auf See.
       
       Erneut befanden sich unter den Eingaben auch viele Klagen über fehlendes
       Material. „Viele Defizite wirken sich negativ auf den Grund- und
       Einsatzbetrieb der Bundeswehr aus. Dies betrifft Großgerät ebenso wie
       kleine Dinge und persönliche Ausstattung“, heißt es im Bericht.
       
       Bartels zufolge ist die Belastung auf das „rasante Wachstum der Aufträge“
       zurückzuführen. Neben den neuen Marinemissionen zählt der Wehrbeauftragte
       dazu die zusätzlichen Aufgaben in Mali und die momentan beginnende
       Truppenverlegung nach Litauen.
       
       Die Einsätze an sich stellt der Wehrbeauftragte jedoch nicht infrage.
       Stattdessen fordert er, dass die Bundesregierung die bereits beschlossene
       Aufstockung von Personal und Material beschleunigt. Die Militärausgaben
       müssten weiterhin deutlich steigen.
       
       Die Opposition im Bundestag möchte dagegen auf andere Weise gegensteuern.
       „Die Richtung, die die Bundeswehr eingeschlagen hat, ist das Problem. Die
       Streitkräfte müssen nicht weiter aufgerüstet, sondern aus den
       internationalen Kriegsgebieten abgezogen werden“, sagte die
       Linken-Abgeordnete Christine Buchholz. Die Grünen-Politikerin Doris Wagner
       warf Verteidigungsministerium Ursula von der Leyen „Konzeptlosigkeit“ vor.
       Sie sagte: „Die Vielzahl der Einsätze überfordert die Bundeswehr in
       Personal und Material.“
       
       24 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tobias Schulze
       
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