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       # taz.de -- Konservativer Präsidentschaftskandidat: Filou Fillon
       
       > Gattin Penelope stand heimlich auf François Fillons Gehaltsliste. Sie
       > kassierte 500.000 Euro, ohne je einen Finger krummgemacht zu haben.
       
   IMG Bild: Politik als Familienunternehmen – da waren die Fillons mal schneller als die Trumps
       
       Paris taz | Die Transparenz in Sachen Wahl- und Parteifinanzierung sollte
       eines der großen Themen in François Fillons Präsidentschaftskampagne sein.
       Zu sehr hatten die Républicains“ unter Nicolas Sarkozy wegen
       Betrugsverdacht für negative Schlagzeilen gesorgt. Wer das höchste Amt
       anstrebe, der müsse „untadelig“ und über jeden Verdacht erhaben sein, hatte
       Fillon bei den bürgerlichen Vorwahlen auf Twitter geschrieben. Für sich
       beanspruchte er eine blütenreine Weste. Umso mehr gerät er jetzt in
       Zugzwang.
       
       Am Mittwoch hat die Wochenzeitung Le Canard enchaîné eine Medienbombe
       platzen lassen. Bei Recherchen über Fillons Beratungsfirma 2F Conseil
       stießen die Journalisten völlig unerwartet auf Gehaltslisten mit dem Namen
       der Gattin Penelope.
       
       Damit hatten sie nicht gerechnet, weil der sehr konservative Fillon seine
       aus Wales stammende Gattin stets als Musterbeispiel einer Mutter und
       Hausfrau dargestellt hatte. Auch sie selbst gab vor den Medien immer dieses
       Bild einer Ehefrau, die ganz in ihrer Familie und ihrem ländlichen
       Privatleben aufgeht. Sie mache nicht Politik, erklärte sie.
       
       Nun stellt sich aber heraus, dass Penelope seit 2001 als parlamentarische
       Assistentin ihres Manns, und später, als dieser Minister war, seines
       Nachfolgers jeden Monat ein Gehalt bezog: zuerst „bloß“ 3.900 Euro brutto
       im Monat, ab 2006 aber immerhin 7.900 Euro. Seit der rechten Wahlniederlage
       von 2012 ist Fillon wieder Abgeordneter der Opposition, und er hat sofort
       wieder seine frühere Assistentin eingestellt.
       
       ## „Literarische Beraterin“
       
       Auch als „literarische Beraterin“ einer Zeitschrift wurde Penelope Fillon
       angeblich bezahlt, ohne dass sie auch nur die Spur einer Arbeit
       hinterlassen hätte. Diese habe in acht Jahren mehr als 500.000 Euro
       kassiert, behauptet der Canard, der in seiner hundertjährigen Geschichte
       aus Affären der Mächtigen seine Spezialität gemacht hat.
       
       Die Rekrutierung der Gattin, einer Mätresse oder anderer Angehöriger für
       die Parlamentsarbeit ist grundsätzlich nicht illegal. Jeder Parlamentarier
       bekommt monatlich 9.561 Euro zur Finanzierung seiner Aktivitäten zur freien
       Verfügung. Wenn nun aber Familienangehörige als Mitarbeiter angestellt und
       aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden, müssen diese wie alle anderen
       Assistenten dafür auch eine reelle Arbeit leisten. Und das ist jetzt der
       springende Punkt: Niemand in Paris kann sich erinnern, Fillon „Penny“ je in
       der Nationalversammlung angetroffen oder von ihr unterzeichnete Berichte
       erhalten zu haben.
       
       Auch eine frühere Mitarbeiterin von Fillon war offenbar überrascht zu
       erfahren, dass Madame Fillon offiziell ihre Kollegin gewesen war. „Ich habe
       nie mit ihr gearbeitet. Ich kannte sie nur als Gattin“, erklärte Jeanne
       Robinson-Behre der Zeitung.
       
       Parallele Systeme von „fiktiven“ Jobs zur heimlichen Finanzierung der
       Politik mit (unterschlagenen) öffentlichen Geldern waren früher durchaus
       üblich, bis die Finanzierung der Wahlkampagnen und Parteien vor Jahren klar
       geregelt wurde. Fillon, der die Enthüllungen nur empört als
       „frauenverachtend“ abtat, verliert seine Glaubwürdigkeit. Das ist Wasser
       auf die Mühlen von Marine Le Pen und dem Front National.
       
       25 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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