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       # taz.de -- Williams-Schwestern bei Australian Open: Aufschlag der Thirty-Funnies
       
       > Serena und Venus Williams duellieren sich um den ersten Grand-Slam-Titel
       > des Jahres. Serena wirkt am Anfang nervös.
       
   IMG Bild: Venus (links) und Serena Williams (rechts)
       
       Melbourne taz | Erfahrene Paare dominierten. Am Samstag gewann bei den
       Frauen Serena Williams, 35, über ihre Schwester und Dauerkonkurrentin Venus
       Williams, 36. Und als ob das nicht genug an Verneigung vor alter
       Tennisherrlichkeit gewesen wäre, bezwang am Sonntag in einem
       dramatischen Fünfsatzfinale Roger Federer, 35, seinen ewigen Rivalen Rafael
       Nadal, 30.
       
       Viel alte Beziehungsarbeit also, die schon am Samstag im Schwesternfinale
       zu erleben war. Da kam das Wort Liebe so oft vor wie sonst nur im Kino.
       Aber wie die zwei amerikanischen Schwestern ihre Beziehung feierten, war ja
       wirklich einzigartig. „Deine Siege waren immer auch meine Siege“, rief
       Venus während der Siegerehrung ins Mikrofon, und Serena verwöhnte die
       Schwester mit den Worten: „Ohne sie hätte ich niemals 23 Titel, ohne sie
       hätte ich nicht mal einen, ohne sie hätte ich nichts.“
       
       Mit dem Sieg gegen ihre Schwester Venus (6:4, 6:4,) gewann Serena Williams
       den siebten Titel in Melbourne binnen 14 Jahren. Das Finale an sich war
       schnell vergessen. Serena wirkte am Anfang nervös, aber als sie sich dann
       nach dem Gewinn des ersten Satzes im Griff hatte, mündete der Fluss der
       Ereignisse wie erwartet in den Ozean ihres Sieges. Aber vor allem ist sie
       mit 23 Trophäen bei den Grand-Slam-Turnieren die erfolgreichste Spielerin
       der Zeit des Profitennis: In ihrer Auslage steht nun eine mehr als bei
       Steffi Graf. Margaret Court hatte 13 ihrer 24 Titel vor 1968 gewonnen, der
       Rekord der Australierin ist deshalb auf einer anderen Seite der
       Geschichtsbücher zu finden.
       
       Aber wer weiß, vielleicht wird sich auch diese Angelegenheit in absehbarer
       Zeit erledigt haben. Und falls nicht – realistisch betrachtet, lässt sich
       die Zahl der Siege von Margaret Court, die auch diesmal auf der
       Ehrentribüne der Rod Laver Arena saß, nur schwer mit denen von Serena
       Williams vergleichen. Damals, in den sechziger und siebziger Jahren, war
       die Konkurrenz im Frauentennis nicht annähernd so hart wie heutzutage.
       
       ## Auf ein Neues!
       
       In der jüngeren Vergangenheit hatte Williams mit strengem Unterton immer
       wieder darum gebeten, keine Fragen nach von ihr zu brechenden Rekorden
       beantworten zu müssen. Doch nach dem Sieg war offenbar auch das erlaubt.
       „Serena“, lockte Chris Evert im Studio des amerikanischen Senders ESPN,
       „ich habe dich genau beobachtet. Als der Moderator vorhin im Stadion von
       Margaret Court und deren 24 Titeln sprach, da hast du die Augenbraue auf
       deine ganz besondere Art nach oben gezogen.“ Widerspruch blieb aus, was
       bedeutet: Auf ein Neues!
       
       Aber selbst für den Fall, dass es keinen 24. oder 25. Pokal geben wird –
       wer wollte allen Ernstes behaupten, es gebe eine Steigerung zum
       Gesamtkunstwerk von Serena Williams: 23 Titel, auf 18 Jahre verteilt. Sie
       erfand sich in dieser Zeit immer wieder neu, und selbst wenn sie
       gelegentlich verliert, ist sie in ihrem Reich der Maßstab aller Dinge. Auch
       deshalb hatte der Sieg von Angelique Kerber im Finale vor einem Jahr eine
       so spezielle Bedeutung. Kerber schickte per Twitter Glückwünsche an Serena,
       aber auch an Venus Williams für ein historisches Finale. „Ihr seid beide
       wahre Champions“, schrieb sie. Die Nummer eins ist Kerber nach 20 Wochen
       an der Spitze bis auf Weiteres los. Serena Williams behauptete, sie habe
       vor dem Finale nicht gewusst, dass es in diesem Spiel auch um ihre Rückkehr
       an die Spitze ginge. Sie meinte übrigens auch, man werde ihre Schwester im
       nächsten Jahr definitiv wieder auf der großen Bühne sehen.
       
       Das wird sich zeigen; bis dahin hat sich die Konkurrenz vielleicht wieder
       sortiert. Die Australian Open erlebten das neunte Grand-Slam-Finale der
       phänomenalen Schwestern, und es zeigte sich bis zum Ende, dass Serena
       Williams nicht nur fürchterlich aufschlagen, sondern in ihrem eigenwilligen
       Kopf auch hübsche Ideen entwickeln kann. Als sie über ihr Alter und das
       ihrer Schwester scherzen wollte – 30 plus wäre der normale Ausdruck gewesen
       –, da fiel ihr spontan was Besseres ein. „We are both thirty fun“, meinte
       sie.
       
       So lustig waren Roger Federer und Rafael Nadal nach ihrem Finale nicht.
       Aber vom Alter her hätte das auch ihr Humor sein können.
       
       29 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Doris Henkel
       
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