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       # taz.de -- Hamburg installiert Kameras an Schulen: Wenn die Schule überwacht
       
       > 348 Kameras sollen an 56 Hamburger Schulen für Sicherheit sorgen. Mit
       > welchem Erfolg, kann der Senat nicht beantworten.
       
   IMG Bild: Jeder Schritt auf Band: die staatliche Handelsschule Berliner Tor überwacht ihren Eingangsbereich
       
       Hamburg taz | Kameras an Hamburger Schulen „unverzüglich abzumontieren“,
       fordert die FDP-Fraktion nach einer Senatsantwort auf ihre kleine Anfrage
       zum „Datenschutz an Schulen“. Demnach sind laut Senat aktuell 348
       Videokameras an Schulen im Einsatz, neun mehr als im Vorjahr. 18 dieser
       Kameras haben laut Behörde Monitore, zum Beispiel zur Überwachung eines
       Eingangsbereichs. Beim Rest würden die Aufnahmen in der Regel für sechs
       Wochen gespeichert (siehe Kasten). Hinzu kämen 86 Kamera-Attrappen.
       
       Es handele sich bei dieser Videoüberwachung um „einen massiven Eingriff in
       die Grundrechte, zumal an einem so sensiblen Ort wie einer Schule“,
       kritisierte Anna von Treuenfels-Frowein, die datenschutz- und
       schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Die Senatsantwort habe
       gezeigt: „Die Überwachung von Schulen mit Kameras hat offenbar überhaupt
       keinen Nutzen.“
       
       Am Sonntag hatte der Senat mitgeteilt, die Kameras würden eingesetzt, „um
       konkrete Gefahren für die persönliche Sicherheit von Schülern und
       Lehrkräften sowie Einbrüche in Schulgebäude und Sachbeschädigungen zu
       verhindern“. Wie oft die Kameras in Schulen bei der Aufklärung von
       Sachbeschädigungen hätten helfen können, konnte der Senat jedoch nicht
       beantworten.
       
       Die benötigten Daten würden bei der Polizei nicht gesondert statistisch
       erfasst. Und: „In keinem der im Jahr 2016 durch die Schulen gemeldeten
       Fälle von Sachbeschädigung ist aufgrund einer erfolgreichen
       Videoüberwachung erfolgreich Schadensersatz geltend gemacht worden“, heißt
       es weiter.
       
       ## 1,5 Millionen Euro Schäden durch Sachbeschädigungen
       
       Bezahlt werden die Kameras aus dem Budget der Schulen. Diese müssen die
       Überwachung beantragen, laut Schul-Datenschutzverordnung muss es zuvor „zu
       der Verletzung von Rechtsgütern an dieser Schule gekommen sein“.
       
       Aus einer Senatsantwort von 2015 geht hervor, dass in den Jahren 2014 und
       2015 bei 282 der 408 allgemeinbildenden Schulen Hamburgs Vandalismus oder
       Sachbeschädigungen vorkamen. 2014 beliefen sich die Schäden dadurch auf
       etwa 1,5 Millionen Euro. An 56 der 408 Schulen sind laut Schulbehörde
       Kameras installiert – und zwar nicht nur an Schulen in sozial
       benachteiligten Stadtteilen.
       
       Der Hamburger Kriminologe Nils Zurawski, der zu Videoüberwachung forscht,
       erklärte der taz: „Ich weiß nicht, ob in dem geschützten Raum Schule
       Videoüberwachung sein muss.“ Die Schüler hätten keine Wahl, es bestehe
       Schulpflicht. „Um leere Gebäude zu schützen, ist die Technik durchaus
       sinnvoll“, so Zurawski. Anderes sei es bei der Sicherheit von Lehrern und
       Schülern. „Hier geht es wohl eher um eine Symbolwirkung.“
       
       30 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jean-Philipp Baeck
       
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