URI: 
       # taz.de -- Folgen des US-Einreiseverbots: Trumps Dekret löst Chaos aus
       
       > Tagelang weiß keiner, wer unter den Muslim-Bann fällt. Einige legale
       > US-Bewohner wurden im Flugzeug überrascht und in Gewahrsam genommen.
       
   IMG Bild: Setzt seine Unterschrift gerne unter Dekrete: Donald Trump
       
       Berlin taz | Mit seinen Einreiseverboten für Menschen aus sieben
       mehrheitlich muslimischen Ländern und dem gleichzeitigen Aufnahmestopp für
       Flüchtlinge hat US-Präsident Donald Trump nicht nur für viel Widerspruch im
       In- und Ausland gesorgt. Er hat auch ein veritables Chaos angerichtet, weil
       offenbar auch innerhalb des Weißen Hauses bis zum Schluss an dem Dekret
       gefeilt wurde – und dann auch noch unterschiedliche Interpretationen über
       seine Anwendung kursierten.
       
       Am Freitagabend und am Samstag waren etwa unter den vielen, die entweder an
       US-Flughäfen an der Einreise gehindert wurden oder schon am Abflughafen gar
       nicht erst ihr Flugzeug Richtung USA besteigen durften, auch Menschen, die
       seit Jahren in den USA leben, dort einen vollkommen legalen
       Aufenthaltsstatus und eine Arbeitserlaubnis haben, eine Green Card.
       
       Konservative Kommentatoren wie John Hayward von Breitbart News – der
       rechten Plattform von Trumps Chefstrategen Stephen Bannon – schrieben zur
       Begründung, viele jener, die während der Obama-Jahre in den USA Anschläge
       verübt hätten, wären eben gerade im Besitz einer Green Card gewesen – und
       da sei es doch nur logisch, dass man die rechtliche Möglichkeit ausschöpfe,
       sie nach einer Ausreise nicht wieder in die Vereinigten Staaten zu lassen.
       
       Trumps Stabschef Reince Priebus hingegen sah das ganz anders und fühlte
       sich am Sonntag bei mehreren Fernsehauftritten genötigt, Trumps Anordung
       klarzustellen: „Das Dekret bezieht sich nicht auf Green-Card-Besitzer,“
       sagte Priebus, auch wenn sie womöglich ein wenig befragt würden. Es sei im
       Übrigen gut möglich, dass zu den sieben Ländern noch weitere hinzugefügt
       würden, sagte Priebus.
       
       ## Bestenfalls ein Teilerfolg
       
       Erst am Sonntagabend schritt dann Heimatschutzminister John Kelly zur
       Klärung: „Unter Anwendung der Bestimmungen des Dekrets des Präsidenten
       erkläre ich es hiermit zum nationalen Interesse, dass Menschen mit
       ständigem legalen Aufenthaltsstatus [in die USA] einreisen dürften“, heißt
       es in seiner Erklärung. Ansonsten habe man inzwischen dafür gesorgt, dass
       niemand, der nach den neuen Bestimmungen nicht mehr einreisen dürfe,
       überhaupt erst ein Flugzeug besteigen könne.
       
       Über einhundert Reisende waren vom Inkrafttreten des Dekretes am
       Freitagabend in der Luft überrascht worden, nachdem sie mit gültigen
       Einreisepapieren die Maschinen bestiegen hatten. Einige von ihnen – die
       genaue Zahl war unklar – waren auch am Montag noch in US-Gewahrsam.
       
       In mehreren Eilentscheidungen hatten amerikanische Bundesgerichte am
       Samstag verhindert, dass an US-Flughäfen aufgehaltene Personen direkt
       zurückgeschickt wurden. Anwälte der Bürgerrechtsorganisation ACLU hatten
       das geschafft – aber es ist bestenfalls ein kleiner Teilerfolg.
       
       Zu Recht sagte Trumps Sprecherin Kellyanne Convay am Sonntag, die
       Entscheidungen setzten nicht den Kern der Anordnungen außer Kraft.
       Tatsächlich bezogen sich die Entscheidungen nur auf die Härtefälle jener,
       die aufgrund des plötzlichen Inkrafttretens des Dekrets kalt erwischt
       worden waren.
       
       ## Republikaner kritisierten das Dekret
       
       Trumps Dekret in Gänze aufheben wollen nun demokratische Abgeordnete und
       Senatoren. Sie planen, im Kongress Gesetzesentwürfe einzubringen, die
       Trumps Anordnungen zurückdrehen und gleichzeitig die Befugnisse der
       Exekutive beschneiden. Auch die republikanischen Senatoren Lindsay Graham
       und John McCain kritisierten das Dekret – und wurden umgehend von Trump auf
       Twitter attackiert. Dass so im Kongress Mehrheiten gegen Trump entstehen,
       erscheint derzeit dennoch unwahrscheinlich.
       
       Mehr beeindrucken lassen könnten sich republikanische Politiker hingegen
       von einer ungewohnten Kritik: Auch Charles Koch, mit seinem Bruder einer
       der wichtigsten Finanziers republikanischer Wahlkämpfe und der Tea Party,
       stellt sich gegen Trumps Migrationspolitik und den „autoritären Stil“ des
       Präsidenten.
       
       Im ganzen Land hatten am Wochenende Tausende Menschen an Flughäfen, aber
       auch in zahlreichen Innenstädten, gegen Trumps Dekrete und für eine offene
       Gesellschaft demonstriert. Allein in New York City kamen etwa 10.000
       Menschen zusammen. Trump machte per Twitter Computerprobleme als Hauptgrund
       für die Verzögerungen in der Abfertigung an einigen Flughäfen
       verantwortlich.
       
       Am Montag [1][rechtfertigte der US-Präsident, wiederum über Twitter, sein
       Vorgehen], das von vielen Beobachtern als vollkommen überhastet, schlecht
       geplant und mangelhaft kommuniziert kritisiert worden war: „Würde man das
       Einreiseverbot eine Woche im Voraus ankündigen, würden die ,Bösen' ganz
       schnell ins Land strömen. Viele böse ,Buben‘ da draußen!“
       
       30 Jan 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/realDonaldTrump/status/826060143825666051
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernd Pickert
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Einreiseverbot
   DIR John McCain
   DIR Muslime
   DIR Mike Pence
   DIR USA
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Einreiseverbot
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Donald Trump
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Hollywood
   DIR USA
   DIR antimuslimischer Rassismus
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Einreiseverbot
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Zum Rückzug von Trumps Beraterin Conway: Sie hat nichts begriffen
       
       Mit Kellyanne Conway verlässt eine langjährige Beraterin das Weiße Haus.
       Sie ist offenbar an der Politik gescheitert, die sie unterstützt hat.
       
   DIR US-Senator McCain gestorben: Er ging nicht vor Trump in die Knie
       
       John McCain hatte Werte und Moralvorstellungen, und er war bereit, sich
       deswegen mit anderen anzulegen. Der US-Senator ist am Samstag gestorben.
       
   DIR Populismus und Wissenschaft: Wissenschaft lebt von Weltoffenheit
       
       Für die Wissenschaft ist die Abschottungspolitik à la Trump wie ein Stich
       ins Herz. Die Folgen sind nicht absehbar.
       
   DIR Prozess in den USA: Kein Urteil im Einreisestreit
       
       Ein Berufungsgericht in San Francisco verkündet vorerst kein Urteil im
       Rechtsstreit um Trumps Einreisesperre. Eine Entscheidung wird noch in
       dieser Woche erwartet.
       
   DIR US-Einreiseverbot für Muslime: Bundesrichter urteilt gegen Trump
       
       Der Staat Washington ist mit seiner Klage gegen den Einreisestopp
       erfolgreich. Das Weiße Haus reagiert ungehalten und will gegen die
       Entscheidung vorgehen.
       
   DIR US-Sportler gegen Donald Trump: „Das ist Bullshit, absoluter Bullshit“
       
       Von Donald Trumps Einreiseverbot ist der US-Sport auf vielfältige Weise
       betroffen. Athleten und Funktionäre äußern öffentliche Kritik.
       
   DIR Folgen des US-Einreiseverbots: Trump entlässt Justizministerin
       
       Nach ihrer Kritik am Einreisestopp entlässt der US-Präsident die
       kommissarische Ministerin Sally Yates. Auch Obama und Diplomaten stellen
       das Gesetz infrage.
       
   DIR Petition gegen Trumps Staatsbesuch: Kein Pussy-Grabber bei der Queen
       
       1,2 Millionen Unterstützer wenden sich in einer Petition gegen eine
       Staatsvisite von Trump in Großbritannien. Das Parlament muss darüber
       diskutieren.
       
   DIR Reaktionen auf US-Einreisestopp: USA sperren 130.000 Deutsche aus
       
       Betroffene deutsche Doppelstaatler dürfen weder in die USA einreisen noch
       die US-Botschaften betreten. Merkel will alles daran setzen, das zu ändern.
       
   DIR Künstler zum Einreiseverbot für Muslime: Unamerikanische Umtriebe
       
       Wegen des Einreiseverbots für Muslime können viele Künstler nicht in die
       USA reisen. Nicht betroffene Künstler solidarisieren sich durch einen
       Boykott.
       
   DIR Trump rechtfertigt Einreiseverbot: Wieder mal sind die Medien schuld
       
       US-Präsident Trump verteidigt sein Einreiseverbot: Es handele sich nicht,
       wie die Medien behaupten, um einen Muslim-Bann. Proteste gegen das Verbot
       nehmen zu.
       
   DIR Kommentar US-Einreisestopp für Muslime: Der Firnis ist dünn geworden
       
       Der Richterspruch für ein Abschiebeverbot ist ein Funken Hoffnung – mehr
       aber nicht. Zu dicht ist die Folge der Trump'schen Abscheulichkeiten.
       
   DIR Niema Movassat zum US-Einreisestopp: „Trump betreibt faschistoide Politik“
       
       Der Bundestagsabgeordnete der Linkspartei Niema Movassat ist Iraner und
       Entwicklungspolitiker. Dumm nur, dass er nicht mehr zur UN nach New York
       kann.
       
   DIR US-Einreiseverbot gegen Muslime: Merkel lehnt Trumps Vorgehen ab
       
       Die Abschottungspolitik des US-Präsidenten lehnt Angela Merkel ab. Auch
       Frankreichs Präsident kritisiert den neuen Protektionismus der Vereinigten
       Staaten.