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       # taz.de -- Alternativer Zuganbieter Locomore: Weniger Fahrten
       
       > Die Züge des Start-ups fahren vorerst nur noch viermal die Woche zwischen
       > Berlin und Stuttgart. Die Wagen sollen gewartet werden.
       
   IMG Bild: Fährt ein bisschen seltener: der Locomore-Zug
       
       Berlin taz | Es scheint doch nicht so einfach zu sein, alles besser zu
       machen als die Deutsche Bahn. Das Start-up Locomore, das einen Zug zwischen
       Berlin und Stuttgart betreibt, hatte in dieser Woche schlechte Nachrichten
       für die Reisenden: Zwischen dem 23. Januar und dem 6. April fährt der
       orange Zug nur viermal anstatt wie geplant siebenmal pro Woche zwischen den
       beiden Städten hin und her – Montag bis Mittwoch bleibt er in Berlin. Die
       offizielle Begründung: Das Unternehmen brauche „Zeit zur Stabilisierung der
       Betriebsqualität“.
       
       Konkret geht es dabei laut einer Mitteilung darum, die Wagen in Ruhe warten
       zu können. Dadurch sollen die Toiletten „dauerhaft nutzbar“ werden und das
       WLAN durchgängig funktionieren. Durch die zusätzliche Zeit, die der Zug in
       Berlin verbringt, soll es außerdem mit der geregelten Wagenreihung besser
       klappen.
       
       Das Start-up Locomore will eine Alternative zur Deutschen Bahn sein. Es
       wirbt mit Ökostrom, kostenlosem WLAN, günstigeren Preisen und
       Themenabteils. Etwa 1.300 Personen hatten über Crowdfunding ermöglicht,
       dass am 14. Dezember vergangenen Jahres der erste Zug fahren konnte. Damals
       hatte das Unternehmen das Ziel verkündet, innerhalb von drei Monaten in den
       Bereich der schwarzen Null zu kommen. Dazu reiche eine durchschnittliche
       Auslastung von 50 Prozent, hatte Locomore-Chef Derek Ladewig der taz
       gesagt.
       
       Dieses Ziel scheint aktuell nicht in Gefahr zu sein: „Die bisherigen
       Fahrgastzahlen liegen im Korridor der Erwartungen“, sagte Ladewig der taz.
       
       Das Unternehmen hatte verkündet, seit Start des ersten Zugs 25.000
       Fahrgäste befördert zu haben, die Auslastung habe bei durchschnittlich 65
       Prozent gelegen. „Die Tage mit hundert Prozent Auslastung waren natürlich
       vor allem um Weihnachten und Neujahr“, so Ladewig. Es habe aber auch schon
       Freitage und Sonntage mit komplett vollen Zügen gegeben. Für die
       Finanzierung ist Ladewig dennoch optimistisch: „Es ist noch eine
       Herausforderung bis zur schwarzen Null. Die Prognose gilt aber weiterhin.“
       
       Auch durch die angekündigten Streichungen sei dieses Ziel nicht gefährdet:
       „Durch die eingeschränkten Fahrten ist es vielleicht ein bisschen
       einfacher, die schwarze Null zu erreichen, weil Dienstag und Mittwoch eher
       schwache Tage sind“, so Ladewig.
       
       ## Gutscheine für Zugausfall
       
       Fahrgäste, die einen Zug gebucht haben, der jetzt ausfällt, bekommen laut
       dem Unternehmen Gutscheine für Locomore-Züge. Diese würden am Mittwoch, den
       18. Januar, verschickt. Wer stattdessen sein Geld zurückbekommen möchte,
       müsse extra eine E-Mail schreiben.
       
       „Die Möglichkeit, Tickets für ein anderes Verkehrsunternehmen am gleichen
       Tag erstattet zu bekommen, gibt es nicht“, erklärt Ladewig. Es handele sich
       nicht um akute Verspätungen oder Zugausfälle. „Das ist rechtlich in
       Ordnung“, sagt auch Karl-Peter Naumann, Sprecher des Fahrgastverbands Pro
       Bahn. Locomore hätte die Streichung rechtzeitig angekündigt. Wenn das
       Unternehmen anbiete, das Geld zurückzubekommen, sei alles in Ordnung, so
       Naumann.
       
       „Aus Sicht des Kunden ist es sicherlich nicht ganz glücklich gelaufen“, so
       Naumann. Er wirbt aber für Verständnis für den Bahn-Konkurrenten Locomore:
       „Als Kunde von Locomore weiß ich, wie schwierig der Markt ist. Es ist gut,
       dass es wenigstens ein bisschen Konkurrenz gibt.“
       
       Bis April, wenn die Züge kurz vor Ostern wieder täglich fahren, werden laut
       Ladewig vier weitere Locomore-Wagen geliefert. „Die Wartung muss bis dahin
       verbessert werden.“ Aktuell hat das Unternehmen fünf Wagen und zwei
       Ersatzwagen.
       
       19 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friederike Meier
       
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