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       # taz.de -- Umweltschützer gegen Trump: Die „Treehuggers“ machen mobil
       
       > Die Ökos in den USA erwarten von Trumps Regierung einen Angriff auf den
       > Umweltschutz. In einer breiten Koalition sammelt sich der Widerstand.
       
   IMG Bild: „Wir lieben Wissenschaft“: Umweltschützer und Forscher demonstrieren gegen Klimawandelleugner
       
       Berlin taz | Jerry Brown gefiel sich in seiner Rolle als Patron der
       Umweltschützer: „Was auch immer Washington tut, Kalifornien ist die
       Zukunft“, rief der demokratische Gouverneur des Westküstenstaats im
       Dezember einer Menge jubelnder Klimaforscher zu. Wenn amerikanische
       Wissenschaftler durch die Regierung Trump in ihrer Arbeit und Freiheit
       bedroht würden, werde Kalifornien ihnen helfen: „Wir haben die Anwälte, wir
       haben die politische Macht, wir haben die Forschungsstätten, wir sind die
       sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt“, drohte Brown. „Wir haben eine Menge
       Feuerkraft!“
       
       Die US-Ökos sammeln ihre Truppen. Noch weiß niemand, welche Energie- und
       Umweltpolitik Donald Trump tatsächlich plant. Aber Trumps Personal und
       seine Wahlkampfversprechen – Klimaleugner im Kabinett, ein massiver Angriff
       auf die Umweltbehörde EPA und ihren „Clean Power Plan“ – reichen für
       breiten Widerstand bei US-Umwelt- und Sozialverbänden, Wissenschaftlern,
       Unternehmen, Städten und Staaten.
       
       Eine Woche vor der Amtsübergabe formierte sich die Bewegung „United
       Resistance“, wo etwa 50 Umwelt- und Bürgerrechtsgruppen zum Widerstand
       aufrufen. Von Greenpeace über den Sierra Club, 350.org bis zur
       Bürgerrechtstruppe NAACP, Gewerkschaften, Frauen- und Friedensgruppen
       schwört das bunte und linke Amerika, „zusammen zu handeln, sich gegenseitig
       zu unterstützen, in den Straßen, den Gebäuden der Macht oder in unseren
       Gemeinden“. Wenn „sie es auf einen von uns absehen, legen sie sich mit uns
       allen an“, heißt es.
       
       Vor allem die Umweltverbände haben seit Trumps Wahl so viel Unterstützung
       erfahren wie selten. Die größte US-Umweltorganisation, Sierra Club,
       registrierte in einem Monat 18.000 neue Mitglieder, bisher lag der Rekord
       bei 1.200. „Die Zunahme hat mich nicht überrascht, aber sehr wohl das
       Ausmaß“, sagte Sierra-Club-Chef Michael Brune dem Onlinemagazin Buzzfeed.
       „Diese Leute wollen sich wehren.“ Greenpeace hat laut Buzzfeed die Zahl
       seiner Onlinespender verdoppelt, die Umweltorganisation NRDC wurde von
       50.000 Spender direkt nach der Wahl überrascht.
       
       Selbst die konservativen Tierschützer der National Audubon Society bekamen
       dreimal so viele Spenden wie normal. „Bei mir rufen jeden Tag Leute an, die
       fragen, wohin sie Geld spenden können, damit die US-Klimapolitik nicht
       entgleist“, sagt Andrew Light vom Thinktank World Ressources Institute. Ob
       diese große Unterstützung langfristig anhält, muss sich erst noch zeigen.
       
       ## Hoffen auf die Gerichte
       
       Mobil machen nicht nur die „Treehuggers“, wie Ökos in den USA heißen. Auch
       große Unternehmen sind dabei. 630 Multis von Nike bis Unilever, Ikea, Mars
       oder DuPont haben in einem dringenden Brief an den neuen Kongress
       gefordert, die USA müssten im Pariser Abkommen für Klimaschutz bleiben.
       „Wir wollen, dass die US-Wirtschaft energieeffizient ist und von grüner
       Energie angetrieben wird“, schreiben die Firmen, die zwei Millionen Jobs
       garantieren und zusammen 1,15 Billionen Dollar Umsatz machen. Würde der Weg
       zu einer Wirtschaft ohne fossile Brennstoffe verfehlt, „gefährdet das
       unseren Wohlstand“.
       
       Die Trump-Gegner setzen nicht auf Washington – sondern auf Arbeit in
       Kommunen, Städten und Bundesstaaten. Manche wollen sich um neue Jobs für
       Kohlearbeiter kümmern, andere die Kritik der Trump-Wähler an der
       Globalisierung auffangen. Die Umweltverbände beraten verstärkt Städte und
       Gemeinden beim lokalen Umweltschutz, aber sammeln auch Geld für Klagen auf
       allen Ebenen, um die befürchteten Rückschritte zu blockieren. „Das Beste
       wäre, wenn wir die Bundesregierung bei ihren Planungen gegen den Clean
       Power Plan vier Jahre lang vor den Gerichten festnageln könnten“, sagt
       Andrew White.
       
       Aber auch die Ökogegner schlafen nicht. Sie dirigieren nicht nur die
       Bundesregierung und die Mehrheit im US-Kongress, sondern auch die
       Parlamente in vielen Staaten. Und sie planen in einigen konservativen
       Regionen bereits „vorsorgliche Gesetze“, die den großen liberalen Städten
       verbieten sollen, eigene weitgehende Standards bei Bürgerrechten oder
       Umweltschutz durchzusetzen.
       
       21 Jan 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bernhard Pötter
       
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