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       # taz.de -- Olympisches Jugendfestival abgesagt: Hoffnung auf Besserung
       
       > Der DOSB sagt die Teilnahme an dem olympischen Wintersportevent wegen
       > Sicherheitsbedenken ab. Es findet im türkischen Erzurum statt.
       
   IMG Bild: Einst ein völlig sicherer Ort: nordische Ski-WM der Junioren 2012 in Erzurum
       
       Die besten jugendlichen europäischen Spitzensportler sollen dieses Mal in
       der Türkei an die olympische Bewegung herangeführt werden. Das ist nämlich
       der Leitgedanke des Europäischen Olympischen Jugendfestivals (Eyof), das
       diesen Samstag in Erzurum beginnt. Eine deutsche Delegation wird bei der
       Eröffnungszeremonie nicht auflaufen.
       
       Vor fünf Tagen erst teilte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit,
       dass aus Sicherheitsgründen keine deutschen Sportler entsandt werden. „So
       gern wir mit einer Mannschaft dorthin gereist wären, mussten wir letztlich
       leider doch so entscheiden“, sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. „Es ist
       bedauerlich, aber man sieht, wie schnell der Sport unter die Räder
       politischer Entwicklungen geraten kann.“
       
       Die Jugendfestspiele der Wintersportarten finden in dem im kurdisch
       geprägten Osten der Türkei gelegenen Wintersportort statt. Der Ort hat
       Erfahrungen mit großen Sportveranstaltungen. 2011 fand hier die
       Winteruniversade statt.
       
       Teilnahmeberechtigt am Eyof sind Sportler, die zwischen 14 und 17 Jahre alt
       sind. Geplant war, 90 deutsche Athleten zu dem Event zu entsenden. Bereits
       im November hatten Österreich, die Schweiz und die Slowakei ihren
       Startverzicht aus Sicherheitsgründen erklärt, kürzlich folgte Lettland.
       Sportler aus 32 Nationen planen aktuell ihre Teilnahme. Einige wenige
       weitere Absagen sind nicht ausgeschlossen.
       
       „Aus Sorge um die Sicherheit der jugendlichen Athletinnen und Athleten
       verzichten die betroffenen Wintersportverbände im Einvernehmen mit dem DOSB
       auf eine Teilnahme“, sagt Ulrike Spitz vom DOSB der taz. „Diese
       verantwortungsbewusste Haltung haben wir selbstverständlich akzeptiert und
       unterstützt. Wir haben die Entwicklung der Rahmenbedingungen in Erzurum
       seit Monaten und bis zuletzt zusammen mit Sicherheitsexperten von
       Auswärtigem Amt und Bundeskriminalamt verfolgt.“
       
       ## Nächster Halt: Minsk
       
       Die deutsche Präsenz bei dem europäischen Sportevent in Ostanatolien, nahe
       der Grenze zu Syrien, hing kurioserweise zuletzt nur an der Frage, ob zwei
       deutsche Eiskunstläufer an den Start gehen. Denn alle anderen Verbände
       hatten schon Wochen zuvor beschlossen, keine Athleten zu schicken. Eine von
       ihnen ist die talentierte 16-jährige Berlinerin Annika Hocke, Dritte der
       deutschen Meisterschaft der Kufenkünstlerinnen. Im November hatte sie der
       taz erklärt, dass sie sich auf die Eyof freue, die ihr persönlicher
       Saisonhöhepunkt wären.
       
       Udo Dönsdorf, Sportdirektor des Eiskunstlauf-Verbandes DEU, erklärt den
       späten Zeitpunkt des Rückzuges so: „Die DEU hat abgewartet, um kurz vor dem
       sportlichen Ereignis die Lage dann aktuell neu zu bewerten. Im Falle, die
       Lage hätte sich entspannt, wäre die DEU offen für eine Entsendung gewesen.“
       Ursprünglich sei geplant gewesen, so Dönsdorf, dass Sicherheitsbeamte die
       deutsche Delegation begleiten. „Entsprechendes wurde vom
       Bundesinnenministerium dann abgesagt. Das Präsidium der DEU hat sich den
       Entscheidungen der anderen Wintersportverbände angeschlossen und die nicht
       zu negierenden Sicherheitsbedenken in den Vordergrund gestellt.“
       
       Die Europäischen Jugendspiele, die jeweils in ungeraden Kalenderjahren
       sowohl im Sommer als auch im Winter stattfinden, sollen die Spiele die
       Einheit der europäischen Nationen symbolisieren und menschlichen
       Begegnungen sowie dem Kulturaustausch zwischen den europäischen Staaten
       dienen.
       
       Die nächsten Konflikte um die Eyof sind schon programmiert. Für den Sommer
       2019 hat das diktatorisch geführte Weißrussland mit seiner Hauptstadt
       Minsk den Zuschlag bekommen.
       
       7 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marina Mai
       
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