# taz.de -- Kommentar Abtreibungsverbot: Frau, Schwangerschaft, Mutter?
> Könnte der Dannenberger Fall eine Vorreiterrolle einnehmen? Nicht nur
> Frauen dürfen hierzulande entscheiden, ob sie abtreiben.
IMG Bild: Bringt es doch auf den Punkt
Müssen wir befürchten, [1][dass die Elbe-Jeetzel-Klinik in Dannenberg eine
Art Vorreiterrolle einnimmt]? Dass jetzt auch andere Krankenhäuser in der
Republik keine Abtreibungen mehr durchführen, weil ihr christlicher Chef
ungeborenes Leben schützen will?
Nein, müssen wir nicht. Von einem Amerika, wo in manchen Bundesstaaten
Abtreibungskliniken als „Stätten des Meuchelns“ an den Rand von Ortschaften
gedrängt werden, sind wir weit entfernt. Gleichwohl ist die
„Lebensschützer“-Rhetorik von RechtspopulistInnen hierzulande, von manchen
Christen und der erstarkenden Pro-Life-Bewegung nicht zu unterschätzen.
Umfragen zufolge empfinden immer mehr junge Menschen
Schwangerschaftsabbrüche als Mord.
Das dürfte eine Folge der Dauerbeschallung durch die „LebensschützerInnen“
sein, die bei Demos insbesondere jungen Menschen kleine Plastikföten in die
Hand drücken, mit Sätzen wie: „Wenn du das wegmachen lässt, wirst du zum
Mörder, zur Mörderin.“
Es ist eine große emanzipatorische Errungenschaft, dass in unserem Land
keine Frau ein Kind bekommen muss, das sie nicht bekommen will oder kann.
Ebenso, und das sei an dieser Stelle ausdrücklich betont, wird niemand dazu
gezwungen, abzutreiben. Noch kann das jede selbst entscheiden – nach ihrer
Lebenslage und eigenen ethischen Grundsätzen.
Ebenso haben MedizinerInnen das Recht, Abtreibungen nicht selbst
durchführen zu müssen, wenn das ihrem Glauben widerspricht. Aber sie
sollten ihre Frömmigkeit nicht ihren KollegInnen überstülpen, sondern diese
selbst entscheiden lassen.
Unerträglich wird es, wenn ein Arzt, wie in Dannenberg geschehen, ungewollt
schwangere Frauen fragt, warum sie nicht verhütet hätten. Das ist mehr als
eine Frechheit: Damit macht er allein sie für die Schwangerschaft
verantwortlich. Frau, Schwangerschaft, Mutter – eine Dreieinigkeit, die
vielleicht christlich, aber nicht für jede zwangsläufig ist.
7 Feb 2017
## LINKS
DIR [1] /Klinik-verweigert-Abtreibungen/!5378291
## AUTOREN
DIR Simone Schmollack
## TAGS
DIR Schwerpunkt Abtreibung
DIR Schwangerschaft
DIR Verhütung
DIR Abtreibungsgegner
DIR Frauen
DIR Schwerpunkt Abtreibung
DIR Lesestück Recherche und Reportage
DIR Schwerpunkt Abtreibung
DIR Niedersachsen
DIR Schwerpunkt USA unter Trump
DIR Kirche
DIR Polen
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Ärztliche Versorgung in Niedersachsen: 100 Kilometer für eine Abtreibung
Laut Gesundheitsministerium wollen in Niedersachsen nur drei Kliniken keine
Abtreibungen durchführen. Das stimmt nicht.
DIR Interview zur Abtreibungspraxis: „Inakzeptabel, dass Frauen sterben“
Es ist nicht die Aufgabe des Staates, Frauen zu zwingen, ein Kind
auszutragen, sagt der österreichische Gynäkologe Christian Fiala.
DIR Abtreibung in Deutschland: Die ungewollte Patientin
War das Abtreibungsverbot des Arztes in Niedersachsen eine Ausnahme?
Recherchen zeigen: In vielen Regionen bieten Kliniken keine Abbrüche an.
DIR Klinik in Dannenberg: Abtreibungen weiterhin möglich
Die Capio-Kette, die auch die Elbe-Jeetzel-Klinik betreibt, gibt nach. Sie
will sich nun von ihrem christlichen Chefarzt der Gynäkologie trennen.
DIR Klinik verweigert Abtreibungen: Der Arzt, der weiß, was Frauen wollen
Die einzige Klinik eines Landkreises bietet keine Abtreibungen mehr an. Der
neue Gynäkologie-Chef ruft Frauen zu Verhütung auf.
DIR Beginn der Trump-Präsidentschaft: Abtreibung, Nato, alternative Fakten
Trump geht gegen Abtreibung vor, sein Verteidigungsminister ist für die
Nato. Außerdem: Wie viele Menschen guckten Trumps Vereidigung?
DIR No Choice im Krankenhaus: Christliche Klinik streicht Abtreibungen
Im Kreis Schaumburg können ungewollt schwanger gewordene Frauen nicht mehr
abtreiben. Der Betreiber des Kreisklinikums lehnt das ab.
DIR Schwangerschaftsabbrüche in Polen: Für die Abtreibung über die Grenze
Die meisten Abtreibungen sind in Polen illegal. Viele Frauen reisen für die
Prozedur deshalb ins Ausland – oder begeben sich in die Hand von Laien.