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       # taz.de -- Verwirrung um Tötung von Zootieren: Mahlzeit Muntjak
       
       > Der Leipziger Zoo muss seine Kleinhirsche wegen der EU schlachten,
       > berichteten Medien. Die EU sieht das anders. Was war da los?
       
   IMG Bild: Angeblich soll Muntjakfleisch ziemlich gut schmecken
       
       Berlin taz/dpa | Schon mal vom Muntjak gehört? Dabei handelt es sich um
       asiatische Kleinhirsche. Sie leben zum Beispiel in Indien, in China – oder
       im Leipziger Zoo. Die scheuen Tiere bekommen neuerdings viel mediale
       Aufmerksamkeit.
       
       So meldete beispielsweise Bild.de [1][„Zoo muss Kleinhirsche wegen
       EU-Verordnung schlachten“] und welt.de titelte sogar, dass es sich [2][um
       ein „EU-Gesetz“] handele. Auch das Kremlsprachrohr Sputniknews
       [3][entdeckte sein Herz für den Muntjak] und berichtete, der Leipziger Zoo
       müsse wegen der neuen EU-Verordnung nun auch seine chinesischen
       Kleinhirsche töten, wie Die Welt unter Berufung auf eine Erklärung des
       Tierparks berichte – dabei ist Sputniknews Credo über das zu berichten,
       worüber andere schweigen.
       
       Tiere schlachten für Brüssel? So klang es vermeintlich nach einer
       [4][Mitteilung des Leipziger Zoos]. Der Zoo stelle die Zucht wegen der
       EU-Verordnung ein, hieß es darin. „Die verbliebenen Tiere werden bis auf
       Weiteres im Zoo Leipzig gehalten und perspektivisch für die artgerechte
       Fütterung der Raubtiere geschlachtet.“ Auch die dpa griff die Mitteilung
       auf und machte daraus die Schlachtemeldung.
       
       Raubtiere fressen tatsächlich andere Tiere – sogar im Zoo. Meldungen
       darüber sorgten auch in der Vergangenheit für Aufregung, zum Beispiel als
       im Kopenhagener Zoo eine Giraffe an Löwen verfüttert wurde. Dass die
       Verfütterung an Raubtiere üblich sei, hatte auch der Leipziger Zoo
       mitgeteilt. Das fiel aber unter den Tisch.
       
       Widerspruch kam später von der Europäischen Kommission, die kürzlich
       Fakenews als Problem für sich entdeckt hat. Die Verordnung schreibe das
       Töten von Tieren nicht vor, erklärte Reinhard Hönighaus, Sprecher der
       EU-Kommission in Deutschland. Zoos könnten die in der Verordnung
       aufgeführten Tiere bis zu deren natürlichen Tod halten.
       
       ## Böse Nasenbären, invasive Ochsenfrösche
       
       Der Zoo hatte sich auf ein EU-Papier bezogen, [5][das 37 Tierarten
       aufführe], die sich außerhalb ihres Ursprungsraumes ausbreiteten und
       dadurch eine Gefahr für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt
       darstellten. Darunter sind Arten wie der Rote Nasenbär, der
       Nordamerikanische Ochsenfrosch und auch die in Leipzig gehaltenen
       Chinesischen Muntjaks. Für die in der Liste aufgeführten Arten gelten laut
       Hönighaus derzeit noch Übergangsfristen, innerhalb derer die Tiere verkauft
       werden dürften. Im Fall der Muntjaks laufe die Frist bis zum 2. August
       2017.
       
       Laut Hönighaus ist der Zoo lediglich dazu verpflichtet sicherzustellen,
       dass sich die Muntjaks nicht weiter vermehren oder entkommen können. Bis
       zum Ablauf der Übergangsfristen dürften sie jedoch durchaus transportiert
       werden, auch in andere EU-Staaten.
       
       Chinesische Muntjaks haben eine Schulterhöhe von lediglich 50 Zentimetern.
       Im 19. Jahrhundert waren einige Exemplare von China nach England exportiert
       worden. Anfang des 20. Jahrhunderts wurden einige Tiere aus einem Park
       freigelassen. Sie verbreiteten sich schnell über weite Teile der britischen
       Insel. Was britische Muntjaks wohl vom Brexit halten?
       
       25 Jan 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.bild.de/bildlive/2017/12-zoo-49919010.bild.html
   DIR [2] https://www.welt.de/vermischtes/article161430679/Zoo-muss-Kleinhirsche-wegen-EU-Gesetz-schlachten.html
   DIR [3] https://de.sputniknews.com/panorama/20170123314236244-leipziger-zoo-muss-kleinhirsche-toeten/
   DIR [4] http://www.zoo-leipzig.de/aktuelles/news-artikel/datum/2017/01/23/ende-der-muntjak-haltung-konflikt-zwischen-eu-verordnung-und-dem-tierschutz/
   DIR [5] https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/service/Dokumente/skripten/Skript_438.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marco Zschieck
       
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