URI: 
       # taz.de -- Das war die Woche in Berlin II: Neu in der Mercedes-Stadt
       
       > Sebastian Scheel folgt Andrej Holm als neuer Staatssekretär für Wohnen
       
   IMG Bild: Das ist der neue Staatssekretär für Wohnen
       
       Berlin hat einen neuen Baustaatssekretär. Oder, um das mal klarzustellen –
       weil es doch nicht nur ums Bauen geht, bei dem man ja heutzutage leider
       immer gleich Kapital, Rendite, Spekulation und teuer, teuer, teuer
       mitdenkt, womit das Problem der Hauptstadt ziemlich klar umrissen wäre –,
       der Neue ist Staatssekretär fürs Wohnen. Gut so, weil es ja vor allem um
       die geht, die schon hier hausen, aber nicht sicher sind, ob sie bleiben
       können, obwohl sie einen Mietvertrag haben, der häufig nicht viel mehr wert
       ist als das Papier, auf dem er steht, wegen Kapital, Rendite, Spekulation
       und teuer, teuer, teuer. Sie wissen schon.
       
       Das ist alles nichts Neues. Neu ist nur, am Dienstag wurde er mitgeteilt,
       der Name des Sekretärs: Sebastian Scheel. Er ist der zweitbekannteste
       Staatssekretär aller Zeiten, auch wenn man nicht viel über ihn weiß, außer
       dass er von der Linkspartei kommt, trotzdem Anzüge trägt, was unwichtig
       ist, irgendwie smart wirkt, was aber auch täuschen kann, und sich bisher
       wenig mit Wohnungspolitik beschäftigt hat, was aber nichts heißen muss. Was
       ihn so bekannt macht? Er ist nicht Andrej Holm – der der bekannteste
       Staatssekretär aller Zeiten bleiben wird. Trotz allem.
       
       Mit anderen Worten: Die Politik läuft jetzt wieder auf Normalbetrieb, was
       einem fast egal sein könnte, wenn es diese Woche nicht auch noch diese
       Meldung gegeben hätte: „Grundsteinlegung für die UCI Kinowelt am
       Mercedes-Platz“. Das ist diese zugige Brache zwischen East Side Gallery und
       der Mehrzweckhalle, die mittlerweile auch wie das dicke Auto heißt. „Für
       unsere Vision für den Mercedes-Platz ist es wichtig …“, schwafeln die
       Investoren, rhabarbern dann so Sätze wie: „Das Projekt zu einer
       einzigartigen Destination in Berlin zu machen …“, und verschicken eine
       Computeranimation des Grauens, auf der schicke Zombies über eine
       Allerweltsfläche tapern, die auch Oberhausen sein könnte, Wolfenbüttel,
       Wuppertal, und wo man eigentlich nur eins möchte: … (es beginnt mit k).
       
       Zum Glück muss man da ja nicht hin. Man muss dieses Mahnmal des Ausverkaufs
       der Stadt nicht besuchen – solange es noch ein paar andere Ecken in Berlin
       gibt, an denen man leben kann. Die man noch bezahlen kann, weil dort nicht
       das Kapital regiert.
       
       Genau das sollte er irgendwie hinbekommen, der Herr Scheel. Alles andere
       ist dann wirklich egal.
       
       11 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gereon Asmuth
       
       ## TAGS
       
   DIR Staatssekretär
   DIR Andrej Holm
   DIR Wohnen
   DIR Die Linke Berlin
   DIR Andrej Holm
   DIR Humboldt-Universität
   DIR Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Berlins Staatssekretär für Wohnen: „Im Herzen bin ich Punk geblieben“
       
       Sebastian Scheel ist Staatssekretär für Wohnen. Die Erwartungen an den
       Nachfolger von Andrej Holm sind vor allem in der MieterInnenbewegung hoch.
       
   DIR Humboldt-Uni nimmt Kündigung zurück: „Holm bleibt“ wird wahr
       
       Das Vertrauen ist gestört, doch Andrej Holm hat sich entschuldigt. Deshalb
       darf der Ex-Staatssekretär nun doch weiter für die HU arbeiten.
       
   DIR Besetzung an der Humboldt-Uni in Berlin: Nachtschicht für eine bessere Uni
       
       Seit der Entlassung von Andrej Holm vor drei Wochen wird am Institut für
       Sozialwissenschaften protestiert. Doch wofür? Die taz hat dort eine Nacht
       verbracht.
       
   DIR Kommentar Staatssekretär für Wohnen: Kein Holm, aber ein Profi
       
       Das war es mit der engen Verbindung von Politik und stadtpolitischen
       Initiativen. Mit Sebastian Scheel folgt ein Berufspolitiker. Keine
       schlechte Wahl.