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       # taz.de -- Kolumne Liebeserklärung: Ich hol dann mal die Pizza
       
       > Der Lieferdienst Foodora überrascht mit neuer Funktion: Man kann sich
       > sein Essen jetzt auch abholen. Klingt nach Nepp, ist aber toll!
       
   IMG Bild: Helden der hungernden Städter: die Fahrer von Lieferservices
       
       Wer Hunger hat, sucht in der App das Lieblingsrestaurant, bestellt und
       wartet auf die netten FahrradfahrerInnen in ihren rosa Leibchen. Sie
       beenden den Hunger mit frischem Limettencurry, einem Burger oder der
       Lieblingspizza. So weit, so bekannt.
       
       Doch seit Kurzem kann man mit der App des Lieferdienstes Foodora im
       Restaurant bestellen – um sich das Essen abzuholen. Angeblich, damit man
       nicht mehr so lange warten muss. Denn egal wie schnell die FahrerInnen
       radeln, sie kommen kaum mit den Aufträgen hinterher. Vor allem nicht zu
       Stoßzeiten, in der Regel sonntagabends.
       
       [1][Dieser „Service“ klingt nach Nepp!] Man bestellt, das Restaurant zahlt
       dafür Provision an Foodora, und dann müssen die Hungrigen auch noch selber
       los. Als könnte man nicht selber im Restaurant anrufen.
       
       Aber ich freue mich. Diese Funktion ist das Richtige für Menschen wie mich.
       Menschen, die Angst vorm Telefonieren haben. Ich darbe lieber abendelang,
       als nur einmal eine fremde Nummer in mein Handy zu tippen und mich mit vor
       Verunsicherung brechender Stimme vorzustellen, um dann „siebenunddreißig“
       in den Hörer zu stottern und letztendlich die Nummern sieben und dreizehn
       zu bekommen.
       
       Die Angst vorm Fremden am anderen Apparat ist immer da. Einen
       Zahnarzttermin ausmachen? Ich nehme einen Tag frei, fahre quer durch die
       Stadt zur Praxis, tue so, als wäre ich ganz zufällig in der Gegend, und
       greife ein Datum samt Uhrzeit ab. Fahrzeit: 94 Minuten. Ich hab mich daran
       gewöhnt, denn es ist allemal besser, als zu telefonieren. Ich erspare mir
       drei Stunden Aufregung, ein vor Schweiß triefendes Shirt und dreimal
       verwählen, weil die Finger zu sehr zittern.
       
       Dieser neue „Lieferservice“ ist ein Segen für Menschen mit Telefonfieber.
       Jetzt kann ich beim Thairestaurant an der Ecke bestellen, ohne vor Ort 20
       Minuten im Kalten zu warten, bis das Essen fertig ist. Und zumindest am
       Sonntagabend muss ich mich meiner Angst nicht stellen.
       
       10 Feb 2017
       
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