# taz.de -- Volksabstimmung in der Schweiz: Einbürgerung soll leichter werden
> Eine Mehrheit stimmt beim Volksentscheid dafür, dass AusländerInnen der
> dritten Generation unbürokratischer einen Schweizer Pass bekommen.
IMG Bild: Volksabstimmung am Sonntag in Obersaxen Meierhof
Genf taz | Die Schweiz wird die Einbürgerung für einen Teil der Ausländer
der dritten Generation – Enkelkinder von Einwanderern – erleichtern. Eine
Vorlage von Regierung und Parlament für eine entsprechende
Verfassungsänderung wurde am Sonntag bei einer Volksabstimmung mit rund 60
Prozent der Stimmen angenommen. Zudem erhielt sie die für
Verfassungsänderungen erforderliche Mehrheit in mindestens 14 der 26 Ganz-
und Halbkantone der Schweiz.
Die erleichterte Einbürgerungsbedingungen sollen für rund 25.000 Menschen
unter 25 Jahren, die mindestens fünf Jahre die Schule in der Schweiz
besucht haben, gelten. Fast 60 Prozent sind Enkel von Italienern, die ab
den 50er-Jahren als „Saisonarbeiter“ in die Schweiz kamen, gefolgt von
Nachkommen von Migranten aus dem ehemaligen Jugoslawien und der Türkei.
Diese „Terzos/Terzas“ – eine schweizerische Wortschöpfung- wurden ebenso
wie ihre Eltern („Scondos/Secondas“) bereits in der Schweiz geboren. Sie
gehen in die Schule, arbeiten, zahlen Steuern, besitzen aber keinen
eidgenössischen Pass und die damit verbundenen BürgerInnenrechte. Zwölf
Jahre beträgt die Wartefrist auf Einbürgerung. Damit ist die Schweiz das
restriktivste Land in ganz Europa. Zum Vergleich: In Frankreich beträgt die
Frist lediglich fünf, in Deutschland acht Jahre.
Bislang entscheiden Bund, Kanton und Wohngemeinde des Antragsstellers über
eine Einbürgerung. Die Verfahren sind von Ort zu Ort unterschiedlich.
Einbürgerungstestfragen – „Erkennen Sie das Matterhorn“ oder „Was tun Sie,
wenn das Käsefondue zu flüssig ist?“ – sind dabei gängige Praxis.
## Schneller und kostengünstiger
Sie soll nun zumindest für die unter 25-jährigen Terzo/as mit mindestens
fünfjährigem Schulbesuch in der Schweiz entfallen. Das
Einbürgerungsverfahren wird beschleunigt und kostengünstiger. Bei
Unklarheiten könnte der Bund aber weiter den Wohnkanton und die
Ortsgemeinde des Antragsstellers an der Entscheidung beteiligen.
Fast sämtliche Schweizer Parteien plädierten für die erleichterte
Einbürgerung. Denn Ausländer der dritten Generation seien faktisch
Schweizer ohne Schweizer Pass. Lediglich die rechtspopulistische Schweizer
Volkspartei (SVP) lehnte die Erleichterungen ab und warnte vor
„Masseneinbürgerungen“. SVP-Abgeordnet hetzten mit Burka-Plakaten und
rassistischen Parolen gegen das neue Gesetz.
12 Feb 2017
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DIR Andreas Zumach
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