# taz.de -- Kommentar zur Bio-Import-Kontrolle: Mehr Personal für die Ökoaufsicht
> Die EU-Kommission verfolgt mit ihrer geplanten Reform für die Regulierung
> der Ökobranche eine falsche Spur. Wichtig wären dichtere Kontrollen.
IMG Bild: Bio oder konventionell – das können am Ende nur die Kontrolleure erkennen
Der Skandal um Schmu bei der Kontrolle [1][von Bioimporten] aus Äthiopien
zeigt: Die EU-Kommission ist mit ihrer geplanten Reform der Regeln für die
Ökobranche auf dem falschen Dampfer. Denn der Entwurf der Kommission für
eine neue Bioverordnung der Europäischen Union würde Missstände wie in
diesem Fall nicht beheben.
Die Aufsichtsbehörden haben hier jahrelang sehr präzise und gut belegte
Beschwerden eines Kontrollstellenleiters über zwei andere private
Biokontrollstellen weitgehend ignoriert. Manche vermeintliche Ökobauern in
Äthiopien haben den Hinweisen zufolge eingeräumt, verbotene Chemikalien
genutzt zu haben. Wenn die Beamten diese Vorwürfe trotz der kompetenten
Quelle nicht glauben, müssen sie schon selbst oder von ihnen beauftragte
Gutachter mit den Bauern sprechen.
Doch das haben sie nicht getan. Wohl auch, weil die EU-Kommission nicht
genügend Leute für die Aufsicht über die Biokontrolleure abstellt. Jedes
Jahr überprüft die Behörde weniger als zehn Kontrollstellen in
Nicht-EU-Ländern. Daran würde der Verordnungsentwurf aus Brüssel nichts
ändern. Er könnte zwar die Regeln für Importe etwas übersichtlicher machen,
denn es gäbe nicht mehr unterschiedliche Detailvorschriften für jede
Kontrollstelle und jedes Land.
Aber was nützt das, wenn die Regeln nicht durchgesetzt werden? Die
Kommission sollte lieber mit mehr Personal die Kontrollstellen überwachen.
Ob sie dafür neue Dienstposten bekommen oder vorhandene Ressourcen anders
einsetzen muss, darüber ließe sich diskutieren.
Stattdessen verkämpft sich die Kommission darin, in der neuen Ökoverordnung
einen Pestizidgrenzwert extra für Bioprodukte einzuführen. Der Aufwand für
noch größeren Abstand zu konventionellen Feldern und für noch mehr
Laboruntersuchungen würde Ökolebensmittel noch teurer machen – aber nur
wenige Betrüger abschrecken. Die können etwa Getreide konventionell auch so
anbauen, dass kaum Pestizide in der Ware landen. Zur Not mischen sie wenig
und stärker belastete Ware, bis der Grenzwert eingehalten wird. Genauso war
es bei mehreren großen Skandalen der Vergangenheit.
15 Feb 2017
## LINKS
DIR [1] /Fairer-Handel/!5308319
## AUTOREN
DIR Jost Maurin
## TAGS
DIR Bio-Lebensmittel
DIR Äthiopien
DIR Kaffee
DIR Import
DIR Biosiegel
DIR Schwerpunkt Bio-Landwirtschaft
DIR EU
DIR Äthiopien
DIR Fairtrade
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Biokaffee aus Äthiopien: Dementi zum Pfuschvorwurf
Ein deutscher Ökokontrolleur hatte in der taz mutmaßliche Mängel bei
Inspektionen kritisiert. Nun hat sich die äthiopische Botschaft
eingeschaltet.
DIR Kaffee aus Äthiopien: Bio-Siegel außer Kontrolle
Jahrelang moniert ein Brancheninsider Missstände bei der Biokontrolle. Doch
deutsche wie EU-Behörden bleiben weitgehend untätig.
DIR Fairer Handel: Die Suche nach dem besten Standard
Begehrt als fair gehandelte Waren sind Südfrüchte, Kaffee und Blumen. Zu
den verlässlicheren Gütesiegeln zählt heute das Fairtrade-Siegel.
DIR Ökokontrollstellen warnen: Pestizide in Bioware aus China
Kontrolleure halten das Betrugsrisiko bei Ökolebensmitteln aus der
Volksrepublik China für besonders hoch. Insbesondere Goji-Beeren sind
betroffen.
DIR Kommentar Kunstdünger: Gefährliche Ausnahmen
Eine Lockerung des Kunstdüngerverbots im Bioanbau von Entwicklungsländern,
würde den Kleinbauern zwar helfen. Doch es würde die Glaubwürdigkeit des
Biolabels zerstören.