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       # taz.de -- Demokratische Partei in Italien: Renzis Partei vor der Spaltung
       
       > Die Regierungspartei Partito Democratico zerlegt sich gegenwärtig selbst.
       > Streitpunkt ist erneut der Machtanspruch von Matteo Renzi.
       
   IMG Bild: Der Exregierungschef Matteo Renzi favorisiert Neuwahlen
       
       Rom taz | Kurz vor der Spaltung steht die von Exregierungschef Matteo Renzi
       geführte Partito Democratico (PD). Auf einer Sitzung des erweiterten
       Vorstands der gemäßigt linken Regierungspartei am Montagnachmittag spitzte
       sich der Konflikt zwischen dem Renzi-Lager und den linken
       Minderheitsflügeln weiter zu.
       
       Matteo Renzi hatte am 4. Dezember 2016 das Referendum über die
       Verfassungsreform krachend verloren und auf diese Niederlage mit seinem
       Rücktritt als Ministerpräsident reagiert. Zudem hatte das
       Verfassungsgericht Ende Januar auch Renzis zweites Kernprojekt, die
       Wahlrechtsreform, verworfen. Seitdem sinnt der Florentiner Politiker auf
       eine schnelle Revanche. Vorneweg favorisiert er vorgezogenen Neuwahlen. Die
       wiederum werden von der linken Parteiminderheit abgelehnt, weil sie
       fürchtet, dann nur noch mit einer Handvoll Parlamentarier in
       Abgeordnetenhaus und Senat vertreten zu sein.
       
       Außerdem, so die Renzi-Kritiker um den früheren Parteichef Pierluigi
       Bersani und den Exministerpräsidenten Massimo D’Alema, drohe dem Land bei
       Neuwahlen noch im Juni oder September 2017 die Unregierbarkeit, da ein
       Proporzsystem zur Anwendung käme.
       
       Statt Neuwahlen fordern die Linken einen vorgezogenen Parteitag. Eben
       diesem Verlangen kam Renzi nun am Montag entgegen – doch er will den
       Kongress im Schnellverfahren binnen zwei Monaten durchziehen. Hierin sieht
       die Linke den Versuch, statt einer ausführlichen Debatte über den Kurs der
       Partei bloß ein Plebiszit zu Renzis Gunsten zu organisieren und auf diesem
       Weg die Minderheit kaltzustellen.
       
       Renzi kontert mit dem Argument, die Parteilinke schlage jeden Kompromiss
       aus, auch dort, wo er ihr entgegenkomme. In Wirklichkeit gehe es seinen
       innerparteilichen Gegnern darum, ihn um jeden Preis aus der Führung zu
       verdrängen.
       
       Dass beide Seiten die Auseinandersetzung als Überlebenskampf
       interpretieren, zeigt, wie vergiftet das von tiefem gegenseitigem
       Misstrauen, ja Hass geprägte Verhältnis der Lager mittlerweile ist. Gleich
       nach Ende der Sitzung sprachen diverse Renzi-Opponenten offen von einer
       Parteispaltung. Damit käme ein Konflikt zur Entladung, der die Partei seit
       nunmehr drei Jahren spaltet, als Renzi in Urwahlen den Vorsitz eroberte und
       das Amt des Ministerpräsidenten übernahm.
       
       Seine Gegner in der PD sahen dies als gleichsam feindliche Übernahme durch
       einen aus der Christdemokratie kommenden Jungpolitiker, der die Partei von
       links in die Mitte rücken wolle. Renzi wirft seinerseits dem linken Lager
       vor, es betreibe eine reine Obstruktionsstrategie und erkenne die
       Mehrheitsverhältnisse in der Partei nicht an.
       
       Schon am Wochenende könnte es zum Showdown kommen. Dann nämlich sollen die
       1.000 Delegierten der Nationalversammlung zusammenkommen, um den Fahrplan
       für den Parteitag zu beschließen. Vertreter der Linken hoffen bei einer
       Spaltung, eine neue Linkspartei könne unter den Wählern 10 Prozent und mehr
       gewinnen.
       
       14 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Michael Braun
       
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