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       # taz.de -- EU-Parlament reagiert auf Betrug: Marine Le Pen auf Diät gesetzt
       
       > Seit zwei Jahren wird der rechtsextremen Präsidentschaftskandidatin
       > Veruntreuung vorgeworfen. Jetzt reagiert der Haushaltskontrollausschuss.
       
   IMG Bild: Marine Le Pen bekommt nur noch die halbe Diät
       
       Brüssel afp | Wegen der unrechtmäßigen Beschäftigung von zwei Assistenten
       kürzt das Europaparlament die Bezüge der französischen Rechtsextremistin
       Marine Le Pen. Weil die Kandidatin für die Präsidentschaftswahl in
       Frankreich zu Unrecht erhaltene Gelder nicht zurückgezahlt hat, werden ihr
       ab März nur die Hälfte ihrer Abgeordnetendiäten und Pauschalen ausgezahlt,
       wie das Europaparlament am Mittwoch bekanntgab. Auch dutzende anderer
       Europaparlamentarier halten sich bei ihren Ausgaben nicht an die Regeln.
       
       Die Rückzahlungsforderung des Parlaments gegen Le Pen beläuft sich auf
       298.400 Euro, die seit 2010 an eine Assistentin und Freundin Le Pens
       ausgezahlt wurden. Diese arbeitete nach Erkenntnissen der
       EU-Antibetrugsbehörde Olaf in Wirklichkeit vorwiegend für die rechtsextreme
       Partei Front National. Le Pen tritt im Frühjahr bei der
       Präsidentschaftswahl in Frankreich als Kandidatin an und hat gute
       Aussichten, in die Stichwahl zu kommen.
       
       Das Europaparlament hatte Le Pen aufgefordert, die Summe bis zum 31. Januar
       zurückzuerstatten, was die Präsidentschaftskandidatin aber ablehnt. Ab März
       werden Le Pen daher die Abgeordnetendiät und die Tagespauschalen um die
       Hälfte gekürzt, ihre monatliche Kostenpauschale wird ganz gestrichen, wie
       eine Sprecherin des Parlaments der Nachrichtenagentur AFP sagte. Die
       Maßnahme gilt bis zum Ende der Legislaturperiode Mitte 2019.
       
       Sie persönlich habe dieses Geld nicht erhalten, sagte Le Pen AFP. „Ich
       heiße nicht François Fillon“, fügte sie in Anspielung auf den konservativen
       französischen Präsidentschaftskandidaten hinzu. Fillon wird vorgeworfen,
       seiner Frau Penelope jahrelang ein hohes Gehalt für eine
       Scheinbeschäftigung als parlamentarische Mitarbeiterin gezahlt zu haben.
       
       ## Vorwürfe beschäftigen EU-Parlament seit zwei Jahren
       
       Der Fraktionschef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament,
       Manfred Weber (CSU), hielt Le Pen vor, sie glaube, „über den Regeln“ zu
       stehen. Die Vorschriften seien aber für jeden Abgeordneten gleich, erklärte
       er.
       
       Die Veruntreuungs-Vorwürfe gegen Marine Le Pen beschäftigen das
       Europaparlament schon seit zwei Jahren. Im März 2015 hatte der damalige
       Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) die Antibetrugsbehörde
       eingeschaltet. Auch die Pariser Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf.
       
       Umstritten sind in diesem Zusammenhang auch Zahlungen in Höhe von 41.500
       Euro an einen weiteren Assistenten, der Marine Le Pen tatsächlich als
       Leibwächter dient. Das Verfahren zur Rückforderung dieser Summe sei noch im
       Gange, sagte die Parlamentssprecherin.
       
       Die 751 Europaabgeordneten erhalten eine Diät von monatlich rund 6600 Euro
       netto. Außerdem bekommen sie für jeden Arbeitstag in Straßburg oder Brüssel
       eine Tagespauschale von 306 Euro sowie eine allgemeine Kostenpauschale –
       etwa für Bürokosten – in Höhe von rund 4342 Euro pro Monat.
       
       ## Falsche Abrechnungen sind keine Seltenheit
       
       Viele Abgeordnete – nicht nur Le Pen – halten sich bei der Abrechnung ihrer
       Kosten und der Bezahlung von Mitarbeitern aber nicht an die Vorschriften.
       2015 wurde in 376 Fällen ein möglicher Missbrauch von
       Aufwandsentschädigungen geprüft, davon allein in 258 Fällen wegen einer
       Reisekosten-Abrechnung, wie der Haushaltskontrollausschuss am Mittwoch
       mitteilte. Bei 93 Reisekosten-Fällen erstattete das Parlament den Betrag
       nur teilweise oder gar nicht, ein Fall wurde an die
       EU-Betrugsermittlungsbehörde Olaf weitergegeben.
       
       Auffälligkeiten stellte der Kontrollausschuss auch bei den Ausgaben für
       parlamentarische Mitarbeiter fest. 109 Mal wurden Nachprüfungen
       vorgenommen, in 96 dieser Fälle wurden die Gelder teilweise oder ganz
       zurückgefordert, in zwei weiteren hielt das Parlament die Auszahlung
       komplett zurück, ein Fall ging an die Ermittlungsbehörde.
       
       2 Feb 2017
       
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