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       # taz.de -- Trauer um Etienne Tshisekedi: Kongos Freiheitsidol ist tot
       
       > Kongos Oppositionsführer war seit Jahrzehnten ein Symbol des
       > demokratischen Widerstandes gegen die Diktatur. Nun ist er in Belgien
       > verstorben.
       
   IMG Bild: Kinshasa, Donnerstag früh: Die ersten Trauernden finden sich vor Tshisekedis Haus ein
       
       Kinshasa taz | Tränen der Trauer rinnen ihnen über die Wangen. Hunderte
       junge Männer stehen und knien auf der Straße vor dem Haus ihres politischen
       Idols im Stadtviertel Limete in Kinshasa, Hauptstadt der Demokratischen
       Republik Kongo. Sie trauen um Etienne Tshisekedi, den historisch
       wichtigsten Oppositionsführer der Demokratischen Repubik Kongo.
       
       Am späten Mittwochabend war Etienne Tshisekedi im Alter von 84 Jahren im
       Krankenhaus in Belgien gestorben, nachdem er vergangene Woche zur
       medizinischen Untersuchung ausgeflogen worden war. Der Präsident der
       größten Oppositionspartei Kongos, der UDPS (Union für Demokratie und
       Sozialen Fortschritt), gilt als Großvater der kongolesischen Demokratie.
       Drei Mal war er Premierminister gewesen. 2011 trat er gegen Präsident
       Joseph Kabila bei den Präsidentschaftswahlen an und verlor – nach eigener
       Überzeugung durch Wahlfälschung. Dieses Jahr hätte er eine wichtige Rolle
       bei der Vorbereitung von Neuwahlen spielen sollen.
       
       Vor dem schwarzen Eingangstor seines Hauses hat die Familie des
       Verstorbenen jetzt einen Schrein errichtet: Ein Foto, Kerzen, Blumenkränze.
       Die Stimmung ist emotional aufgeladen. Die für Kongo typische
       Trauergemeinde klagt im Schmerz.
       
       „Wir sind im tiefen Schock, denn er war nicht nur unser Präsident, sondern
       unser Lehrer“, schluchzt Prince Mukendi, Vorsitzender der Jugendliga der
       UDPS. Tshisekedi habe eine ganze Generation geprägt: „Auch wenn sein Körper
       tot ist, bleibt er für uns Jugendliche dennoch unsterblich“.
       
       ## „Der Kampf wird weitergehen“
       
       Dass der einflussreiche Oppositionschef ausgerechnet in der heikelsten
       Phase der politischen Krise des Kongo seiner langen Krankheit erliegt,
       wühlt seine Parteianhänger zusätzlich auf. „Er ist der Urvater der
       Demokratie in Kongo und es gibt niemanden, der ihn ersetzen kann“, sagt
       Mukendi unter Tränen. „Wir werden Präsident Kabila jetzt nicht erlauben,
       den politischen Transitionsprozess jetzt komplett zu dominieren“, fügt er
       wütend hinzu.
       
       Dutzende junge Parteimitglieder drängeln sich um den Schrein. Jeder will
       einen letzten Blick auf das Foto erhaschen, niederknien und Respekt zollen.
       „Der Kampf wird weitergehen“, skandieren sie im Chor immer wieder.
       
       Tshisekedis Parteigenossen und Familienangehörigen haben sich unweit des
       Privatdomizils im Haus des Sohnes eingefunden: Felix Tshisekedi, der den
       Parteivorsitz von seinem Vater faktisch vererbt bekommen hat. Die Telefone
       der meisten Offiziellen sind ausgeschaltet. Lediglich Jean Marc Kabund,
       UDPS-Generalsekretär und jetzt Interimspräsident der Partei, geht kurz ans
       Telefon: „Wir sind in tiefer Trauer und werden zu einem späteren Zeitpunkt
       unser weiteres politischen Vorgehen kommunizieren.“
       
       2 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simone Schlindwein
       
       ## TAGS
       
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