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       # taz.de -- Kamerun ist Afrika-Meister: Die Löwen sind unbezähmbar
       
       > Die großen Favoriten sind ausgeschieden. Und im Finale des Afrika-Cups
       > schlägt Kamerun mit einer Mannschaft von Nobodys Rekordmeister Ägypten.
       
   IMG Bild: So sehen Sieger aus
       
       Libreville taz | Am Ende wussten sie ganz genau, wem sie diesen besonderen
       Triumph vor allem zu verdanken hatten: Kameruns Nationalspieler trugen
       ihren belgischen Trainer Hugo Broos auf den Schultern durch das Stadion de
       l’Amitié von Libreville. Der Jubel war gigantisch bei den „Unbezähmbaren
       Löwen“ – sie hatten mit dem 2:1-Finalsieg über Ägypten, das ihnen den
       insgesamt fünften Afrikapokal-Titel einbrachte, die wohl größte
       Überraschung in der Geschichte des Wettbewerbs geschafft. Auf der Tribüne
       saß der ehemalige Top-Torjäger Samuel Eto’o und twitterte: „Wahnsinn,
       Champions! Erst der Afrika-Cup, als Nächstes kommt der Confederations-Cup!“
       
       „Wir wussten, dass wir den Titel gewinnen können, als wir im Viertelfinale
       Senegal aus dem Weg geräumt hatten. Das war ja bis dahin das beste Team bei
       diesem Turnier“, meinte nach Abpfiff Nicolas Nkolou. Der Verteidiger von
       Olympique Lyon war einer jener Spieler, der vor dem Turnier wenigstens
       einigen Experten der afrikanischen Fußballszene ein Begriff gewesen war.
       Beim größten Teil des Kaders, den der 64-jährige Belgier Hugo Broos berufen
       hatte, mussten selbst die Fachleute passen. Sie kannten die Spieler nicht.
       
       Broos hatte den Job des Nationaltrainers im Februar 2016 übernommen,
       Kameruns Team lag zu jener Zeit nach bösen Misserfolgen am Boden. Unter dem
       Deutschen Volker Finke hatte es eine desaströse WM 2014 mit drei
       Vorrunden-Niederlagen gesetzt, kaum besser lief es beim Afrika-Cup 2015.
       Wieder scheiterte Kamerun in der Vorrunde als Gruppenletzter – anschließend
       musste Finke gehen. Nach einem Übergangsjahr mit einem einheimischen
       Interimstrainer übernahm Broos und räumte erst einmal auf. „Ich bin in ganz
       Europa rumgefahren und habe Spieler gesammelt, die für Kamerun spielen
       können“, berichtete er. Die Enttäuschung kam dann in den letzten
       Dezember-Tagen 2016, als gleich acht fest eingeplante Europa-Legionäre für
       den Cup absagten. Darunter Eric-Maxim Choupo-Moting vom FC Schalke 04 und
       Liverpools Top-Verteidiger Joel Matip.
       
       „Ich denke, dass sie ihre Absage jetzt bereuen“, meinte Broos nach dem
       Finale ganz nüchtern. Nachlaufen will er den vermeintlichen Stars nun nicht
       mehr: „Vier Monate lang habe ich ihnen hinterhertelefoniert. Jetzt werde
       ich nicht mehr auf den Knien rutschen“, so der Belgier.
       
       ## Ein belgischer Innenverrteidiger
       
       Der Coach ist jetzt der Held in Kamerun. Broos, der es als Innenverteidiger
       des RSC Anderlecht in den 70ern auf über 300 Spiele in Belgiens Erster Liga
       gebracht hatte, war auch als Trainer nicht aus seiner Heimat weggekommen.
       Er coachte den FC Brügge, Anderlecht und KRC Genk, viermal wurde er
       belgischer Trainer des Jahres. Disziplin und Mannschaftsgeist waren stets
       die Tugenden, die er seinen belgischen Vereinsmannschaften einimpfte und
       mit denen er nationale Erfolge feierte. Für internationale Ansprüche oder
       gar Weltklasse-Bekanntheitsgrad hatte es nie gereicht.
       
       Erst 2011 zog es ihn weg, Broos machte erste Auslandserfahrungen als
       Klubtrainer auf der Arabischen Halbinsel. Der Triumph mit Kamerun könnte
       für ihn der Beginn eines neuen erfolgreichen Kapitels werden. Schließlich
       folgen für die Löwen extrem ereignisreiche Monate auf der höchsten Ebene
       der internationalen Fußballwelt: Zunächst im kommenden Sommer der
       Confederations-Cup mit den drei Gruppengegnern Chile, Australien und
       Deutschland. Im August dann zwei entscheidenden Qualifikationsspiele für
       die WM 2018 gegen Nigeria. Und nach der WM richtet Kamerun im Januar 2019
       selbst den Afrika-Cup aus.
       
       Ein Trainer im Fokus der Weltöffentlichkeit. Broos hat allerdings
       eigentlich andere Verpflichtungen: „Ich will nicht auf der Trainerbank
       sterben. Ich habe meiner Frau versprochen, im Februar zurück nach Hause zu
       kommen.“ Aber ob sie in Kamerun ihren neuen Helden jetzt einfach so gehen
       lassen?
       
       6 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Olaf Jansen
       
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