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       # taz.de -- Syrien-Gespräche in Genf: Assad-Getreue spielen auf Zeit
       
       > Die syrische Regierung lehnt direkte Gespräche mit der Opposition ab.
       > Auch über über die künftige Rolle Baschar al-Assads will sie nicht reden.
       
   IMG Bild: Die Parteien bei der Eröffnung der Syrien-Gespräche am 23. Februar in Genf
       
       Genf taz | Bei den von der UNO vermittelten Gesprächen zwischen der
       syrischen Regierung und diversen Oppositionsgruppen in Genf gab es auch am
       Montag, dem fünften Tag, keinerlei Fortschritte. UN-Vermittler Staffan de
       Mistura kam weiterhin lediglich zu getrennten Beratungen mit den jeweiligen
       Delegationen zusammen.
       
       Die Regierungsdelegation unter Leitung des syrischen UN-Botschafters,
       Baschar al-Dschafari, verweigert weiterhin jede direkte Kommunikation mit
       den Vertretern der Opposition. Zur Begründung erklärte al-Dschafari,
       zunächst müssten sich die von UN-Vermittler Staffan de Mistura nach Genf
       eingeladenen Oppositionsgruppen „auf eine gemeinsame Delegation einigen“.
       
       Im Unterschied zu den drei gescheiterten Gesprächsrunden vom Frühjahr 2016
       ist diesmal in Genf nicht nur der Hohe Verhandlungsrat (HNC) einer im
       Wesentlichen unter Einfluss Saudi-Arabiens gebildeten Koalition
       verschiedener bewaffneter Rebellenverbände und politischer
       Oppositionsgruppen vertreten. Präsent sind auch von der Assad-Regierung
       geduldete Gruppen der syrischen Inlandsopposition.
       
       ## Erste Anzeichen von Flexibilität
       
       Dazu gehören die unter Einfluss Russlands stehende Moskau-Gruppe unter
       Leitung von Qadri Dschamil, der noch bis 2013 stellvertretender
       Wirtschaftsminister in Damaskus war und heute Vorsitzender der nicht an der
       Regierung beteiligten Partei des Volkswillens ist. Zum Zweiten zählt dazu
       die ebenfalls von Russland und auch von Ägypten unterstützte Kairo-Gruppe
       unter Leitung von Dschahad Makdissi, bis 2013 Sprecher des syrischen
       Außenministeriums.
       
       Diese beiden Gruppen teilen nicht die Forderung des Hohen
       Verhandlungsrates, wonach Präsident Baschar al-Assad spätestens bei
       Amtsantritt einer in Genf zu vereinbarenden Übergangsregierung in Damaskus
       zurücktreten muss. HNC-Mitglied Fuad Aliko ließ in dieser Frage allerdings
       erstmals eine gewisse Flexibilität erkennen.
       
       „Denkbar“ sei, dass Assad infolge der Verhandlungen und internationalen
       Drucks sein Amt nur mit rein repräsentativen Befugnissen bis zu den
       Präsidentschaftswahlen weiter ausübe. „Assad bleibt im Palast ohne jegliche
       Rechte“, sagte Aliko.
       
       ## Assads Rolle steht nicht zur Debatte
       
       Die syrische Regierungsdelegation verweigert in Genf allerdings wie im
       Vorjahr jegliche Diskussion über die künftige Rolle Assads. Bei seinen
       Treffen mit UN-Vermittler de Mistura äußerte sich Delegationsleiter
       al-Dschafari ausschließlich zu Verfahrensfragen. Auch der mehrfachen
       Aufforderung des UN-Vermittlers, seine Vorstellungen über die Bildung einer
       künftigen Übergangsregierung aus Vertretern von Regierung und Opposition
       vorzulegen, kam al-Dschafari bislang nicht nach.
       
       Vonseiten der Opposition erhielt de Mistura bereits diverse Vorschläge
       nicht nur zur Bildung und den Kompetenzen einer Übergangsregierung, sondern
       auch zu der Verfassung, die diese Übergangsregierung dann auszuarbeiten
       hätte.
       
       Um die Blockade zu überwinden, präsentierte der UN-Vermittler den
       Delegationen zuletzt den Vorschlag, über die drei Themen
       Übergangsregierung, Verfassung und künftige Parlaments- und
       Präsidentschaftswahlen zunächst unabhängig voneinander und unter
       Ausklammerung der Frage Assad zu diskutieren. Dieser Vorschlag dürfte
       zumindest beim Hohen Verhandlungsrat der Opposition auf Ablehnung stoßen.
       
       27 Feb 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Zumach
       
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