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       # taz.de -- Kommentar Österreichs Asylpolitik: So werden Notlagen geschaffen
       
       > Die österreichische Asylpolitik macht aus Flüchtlingen Problemfälle. So
       > scheint ein immer schärferes Vorgehen gegen sie legitimiert.
       
   IMG Bild: Manchmal ist Österreich ja ganz schön…
       
       Österreich brüstet sich damit, in den letzten Monaten mehr Flüchtlinge
       abgeschoben zu haben als irgendein anderer EU-Staat. Schwierigkeiten
       bereiten Asylbewerber aus Ländern, die ihre Staatsbürger nicht aufnehmen
       wollen, und jene, deren Asylgründe zwar nicht anerkannt wurden, die aber
       eine Rückkehr zu riskant finden. Nicht zu vergessen sind auch diejenigen,
       deren Familien sich hoch verschuldet haben, um sie nach Europa zu bringen.
       
       Bei all jenen helfen weder Rückkehrberatung noch finanzielle Anreize. Also
       greift der Staat zu Zwangsmaßnahmen, die auf individuelle Befindlichkeiten
       keine Rücksicht nehmen: [1][Strafen und Entzug der Fürsorge.]
       
       Amnesty International hat im Begutachtungsverfahren zur bevorstehenden
       Asylrechtsnovelle gewarnt, es würden dadurch „humanitäre Notlagen
       geschaffen“ – zu Recht. Sichtbare Konsequenz, vor allem in den Städten,
       wären dann obdachlose und bettelnde Nichtösterreicher. Wenn nicht gar
       kriminelle Banden, die keine andere Überlebenschance finden. Für viele, die
       bisher die Flüchtlinge nicht wahrgenommen haben, würden damit die
       Asylsuchenden nicht nur sichtbar, sondern als Problemfälle auffällig. Das
       wiederum begünstigt die Akzeptanz von Zwangsmaßnahmen, die vor Kurzem noch
       als unmenschlich oder übertrieben abgelehnt worden wären.
       
       Bisher war es folgendermaßen: Wer sich gut benimmt, kann nicht eingesperrt
       werden. Das soll sich jetzt ändern. Die Regierung schafft sich auf diese
       Weise die Voraussetzungen, die ein immer schärferes Vorgehen gegen Fremde
       zulassen.
       
       Warum die SPÖ, die bisher bemüht war, gewisse humanitäre Standards nicht zu
       unterschreiten, die von Innenminister Sobotka (ÖVP) ersonnenen
       Verschärfungen brav abnickt, ist leicht zu erklären. Es ist ein Signal an
       all jene Wähler, die sie an die FPÖ verloren hat. Damit begibt sie sich
       fahrlässig in eine Spirale immer härterer Asylpolitik, an der die FPÖ
       lustvoll dreht.
       
       1 Mar 2017
       
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