URI: 
       # taz.de -- Guerilla-Programm verwirrt Facebook: Niemand weiß, was ich mag
       
       > Sie reagieren auf Katzen mit weinenden Smileys? Auf Rote Bete mit
       > Like-Daumen? Dann sind Sie verrückt. Oder nutzen ein neues Programm.
       
   IMG Bild: Katzenbilder: Wer liebt sie nicht? Die Antwort darauf sollte Facebook nie erfahren
       
       Berlin taz | Der Unterschied zwischen Facebook und René Descartes? Der
       französische Philosoph sammelte, soweit bekannt, keine Daten. Zumindest
       nicht in großem Stil. Abgesehen davon sind sich Philosoph und Netzwerk
       einig: Der Mensch ist zu sechs Emotionen fähig.
       
       Descartes beschrieb sie als Liebe, Hass, Verlangen, Freude, Traurigkeit,
       Bewunderung.
       
       Facebook nennt sie love, angry, like, haha, sad, wow.
       
       Seit Facebook die Funktion eingeführt hat, Posts mit verschiedenen
       Emoticons zu kommentieren, können Nutzer*innen also theoretisch in jeder
       Situation ausdrücken, was sie fühlen.
       
       Das ist ein großes Problem, meint Ben Grosser. Der Künstler aus Illinois
       hat [1][Go Rando] entwickelt. Die Browser-Extension setzt zufällige
       Emoticons ein, wenn Nutzer*innen auf einen Post reagieren möchten. Mit
       dieser Guerilla-Strategie können sie das System quasi von innen heraus
       bekämpfen. Und das, ohne ihre Gewohnheiten zu ändern.
       
       Denn Facebook kann die ausgedrückten Emotionen auswerten. Ein Algorithmus
       könnte Menschen herausfiltern, die besonders traurig sind. Oder solche, die
       Matthias Schweighöfer hassen und Videos von Eulen lieben. Solche
       Informationen ermöglichen Facebook, den Newsfeed noch stärker anzupassen.
       
       Schon jetzt zeigt der Konzern seinen Nutzer*innen individuell
       unterschiedliche Inhalte und Werbung. Abgesehen davon sei es
       wahrscheinlich, dass „deine Facebook-Aktivitäten überall als Big Data
       verstreut werden“, warnt Ben Grosser im [2][Werbeclip] für Go Rando.
       
       Wer das Programm installiert hat, kann sich bei jedem Klick aussuchen, ob
       ein Emoticon zufällig ausgesucht wird oder ob doch eine spezifische
       Reaktion nötig ist.
       
       ## In peinliche Situationen geraten
       
       Go Rando macht Nutzer*innen sogar zu ausgeglicheneren Menschen – oder
       zumindest zu Menschen, die ausgeglichen aussehen. Über die Zeit hinweg
       postet das Programm jeden Emoticon gleich häufig. Wenn jemand in der
       Vergangenheit vor allem eine Reaktion gepostet hat, balanciert Go Rando das
       aus, indem es nur die fünf anderen verwendet.
       
       Grosser benutzt Go Rando selbst und ist damit schon in peinliche
       Situationen geraten. So hat er etwa eine Vernissage mit dem traurigen
       Emoticon kommentiert. Viele Freund*innen hätten sich darüber empört,
       [3][erzählt Grosser dem Magazin The Atlantic]. Aber wenigstens „zwingt das
       Leute in diese Konversation darüber, was Reaktionen bedeuten“.
       
       Wie viele Menschen bis jetzt Go Rando heruntergeladen haben? Ob es nicht
       sinnvoller wäre, den Konzern zu boykottieren statt ihn strategisch zu
       verwirren? Ob sich Facebook überhaupt für das Stichlein in seinen fetten
       Knöchel interessieren wird?
       
       Die Antwort auf solche Fragen hat Ben Grosser nicht, dabei ist sie ganz
       einfach: SAD! Oder vielleicht: WOW! Wer weiß das schon.
       
       23 Feb 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://bengrosser.com/projects/go-rando/
   DIR [2] https://vimeo.com/202612867
   DIR [3] http://www.theatlantic.com/technology/archive/2017/02/the-algorithm-is-watching-you/517440/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jana Anzlinger
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Meta
   DIR Gefühle
   DIR Big Data
   DIR Datenschutz
   DIR Katzen
   DIR Datenschutz
   DIR Schwerpunkt USA unter Donald Trump
   DIR Schwerpunkt Meta
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Big Data in der Industrie: Alles ist durchleuchtet
       
       Rückversicherer sammeln und analysieren massenhaft Daten aus der Industrie,
       um ihr Risiko zu verringern. Das haben Datenschützer kaum im Blick.
       
   DIR Cat Content in Deutschland: Zu Höherem berufen
       
       Eine Phalanx aus Katzenhassern fordert Glöckchen um den Hals, Kastration
       und eine Katzensteuer. Eine Gegenrede – auch gegen den Hund.
       
   DIR Streitgespräch zur inneren Sicherheit: „Wir sind blind“
       
       Seit dem Anschlag in Berlin werden Gesetze verschärft. Der Terrorexperte
       Peter Neumann, der Grüne Konstantin von Notz und der Politologe Thomas
       Grumke streiten.
       
   DIR Politik und Gefühle: Meister der Empathie
       
       Alle reden von Empathie. Sich in andere einzufühlen gilt als moralisch gut.
       Ist das so? Und ist es ratsam, sich in der Politik auf Gefühle zu beziehen?
       
   DIR Was fehlt …: … Gott auf Facebook
       
   DIR Vorgehen gegen Fake-News: Facebook kooperiert mit Correctiv
       
       Facebook will stärker gegen gefälschte Nachrichten im Netz vorgehen. Dafür
       arbeitet die Plattform mit dem Recherchezentrum zusammen.