URI: 
       # taz.de -- Grüner Ex-Stadtrat Panhoff gestorben: Auf ihn konnte man bauen
       
       > Vom Typ mag er ein spröder Bürokrat gewesen sein, aber sein Herz schlug
       > links: Am Samstag ist Hans Panhoff, ehemaliger grüner Baustadtrat,
       > gestorben.
       
   IMG Bild: Hans Panhoff auf einer Pressekonferenz 2014
       
       Es war ein langes Telefonat. Hans Panhoff klang bitter. Wenige Tage danach,
       am 15. Dezember, wählte die Bezirksverordnetenversammlung von
       Friedrichshain-Kreuzberg ein neues Bezirksamt. Panhoff, fünf Jahre
       Baustadtrat, war nicht wieder angetreten. Bei dem Telefonat sagte der
       59-Jährige, er hätte gern weitergemacht. Die Bezirksgremien der Grünen
       hätten ihn aber nicht mehr haben wollen.
       
       In der Nacht zu Samstag ist Hans Panhoff gestorben. Im vergangenen Jahr
       hatte er stark an Gewicht verloren. Er habe lange im Krankenhaus gelegen,
       war die einzige Antwort, wenn man ihn fragte. Auch bei den Grünen und im
       Bezirksamt wusste kaum jemand, dass er Krebs hatte. Bleich und hager war
       er, als er die Presse im Oktober durch den Görlitzer Park führte, um
       diverse Neuerungen im Kampf gegen den Drogenhandel zu präsentieren. Das tat
       er so fröhlich, ja fast witzig, dass man dachte: Wenn er etwas Ernstes
       hatte, ist es überwunden.
       
       Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg zu sein, ist ein Knochenjob. Im
       Bezirk wimmelt es nur so von Konfliktfeldern und Bürgerinitiativen. Laufen
       die Dinge nicht so, wie die es wollen, dann gnade dem Baustadtrat Gott. Er
       wisse gar nicht, wie oft er bei Runden Tischen und Anwohnerforen im Feuer
       gestanden habe, sagte Panhoff im Dezember zur taz. Die Sicht des
       Bezirksamts darzulegen, das sei sein Job. Aber von den Grünen und der BVV
       hätte er sich mehr Unterstützung gewünscht. „Ich habe mich oft als
       Einzelkämpfer gefühlt.“
       
       Aus Grünenkreisen waren seinerzeit viele Gründe genannt worden, warum man
       Panhoff nicht mehr wollte: Er sei ein Eigenbrötler, kommuniziere nicht
       genug in den Gremien der BVV. Auch im Umgang mit den Initiativen habe er
       Fingerspitzengefühl vermissen lassen. Von seinem Naturell her war Panhoff
       nie ein Emotionsfeuerwerk. Eher der Typus spröder Bürokrat. Aber sein Herz
       schlug links, eine humane Flüchtlingspolitik war ihm ein wichtiges
       Anliegen.
       
       Bis zu seinem Tod wohnte er mit seinem Lebenspartner in Kreuzberg in dem
       Haus, das er in den achtziger Jahren mitbesetzt hatte. Erhalt von
       bezahlbarem Wohnraum und gemischten Strukturen in den Kiezen contra
       Gentrifierung und Profitmaximierung – das war bis zum Schluss als
       Baustadtrat sein politisches Credo. Auch die taz, die 2018 in der südlichen
       Friedrichstraße einen Neubau in einem Projektensemble bezieht, hat von ihm
       profitiert.
       
       Mit seinem Räumungsantrag für die besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule hat der
       Grüne im Sommer 2014 bundesweit Schlagzeilen gemacht. Die Situation war
       festgefahren, eine Entscheidung musste her. Ihm war klar, wie das ausgehen
       würde. „Entweder du bist der Held oder der Arsch.“ Bei den Autonomen, aber
       auch etlichen Grünen, ist Panhoff seither durch.
       
       Dabei hatte sich kaum einer so für die Flüchtlinge eingesetzt, wie er. Über
       ein Jahr lang ging er jede Woche als einziger Bezirkspolitiker in der
       Schule aufs Plenum und diskutierte mit den 250 Flüchtlingen über einen
       freiwilligen Auszug. „Ich kenne das Temperament und die Mentalität der
       Leute einigermaßen“, sagte Panhoff mal. Er war mit einem Senegalesen
       verheiratet – aber auch das hat er nicht an die große Glocke gehängt.
       
       12 Mar 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Plutonia Plarre
       
       ## TAGS
       
   DIR Grüne Berlin
   DIR Friedrichshain-Kreuzberg
   DIR Hans Panhoff
   DIR Görlitzer Park
   DIR Myfest
   DIR Görlitzer Park
   DIR Bürgerbeteiligung
   DIR Hans Panhoff
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Görlitzer Park Berlin: Erfolgsstory mit Mängeln
       
       Unterwegs mit den Parkläufern im Görlitzer Park: Seit einem Jahr ist
       Parkmanager Cengiz Demirci nun schon im Amt. Was hat das gebracht? Eine
       Bilanz.
       
   DIR Myfest in Berlin-Kreuzberg: Mehr Klos, weniger Köfte
       
       Die Mega-Maiparty in Kreuzberg findet erneut als politische Versammlung
       statt. So kann die Polizei den Zustrom begrenzen. Es wird weniger Bühnen
       geben.
       
   DIR Grüne in Kreuzberg: Einzelkämpfer tritt ab
       
       In Friedrichshain-Kreuzberg wird ein neues Bezirksamt gewählt. Ihren alten
       Baustadtrat Hans Panhoff wollen die Grünen nicht mehr dabeihaben. Eine
       Bilanz.
       
   DIR Direkte Demokratie: Bezirk kann Umbaupläne realisieren
       
       Der Bürgerentscheid zum Umbau des Fraenkelufers in Friedrichshain-Kreuzberg
       ist gescheitert. Der Bezirk darf bauen.
       
   DIR Gescheiterter Abwahlantrag: Panhoff bleibt Stadtrat
       
       Linke und Piraten können sich mit der Kritik an der Räumung der
       Gerhart-Hauptmann-Schule in Kreuzberg nicht durchsetzen.