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       # taz.de -- IMDb hebt Filme mit Frauen hervor: Mit einem „F“ für mehr Frauen
       
       > Die Datenbank IMDb hat ein Rating eingeführt, um Frauen im Film
       > sichtbarer zu machen. Leider ist es auf der Seite ziemlich schwer zu
       > finden.
       
   IMG Bild: Der britisch-amerikanische Film „American Honey“ ist einer der Filme, die mit drei „F“ gerated wurden
       
       Alle lieben Filme. Sie sind Unterhaltung, sie sind Basis zahlreicher
       Gespräche, sie sind Aufmunterer, Langeweilevertreiber – und sie sind eine
       Männerdomäne. Noch immer sind meist Männer die Helden auf der Leinwand –
       und hinter der Kamera sieht es sogar noch schlimmer aus. Die
       Online-Filmdatenbank IMDb will daran etwas ändern – mit einem einzelnen
       kleinen Buchstaben: einem „F“.
       
       Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März führte IMDb [1][das
       sogenannte F-Rating] ein. Als „F-Rated“ gelistet wird ein Film dann, wenn
       eine Frau das Drehbuch geschrieben, Regie geführt oder eine der Hauptrollen
       gespielt hat. Er kann also mit bis zu drei „F“ ausgezeichnet werden. „Das
       F-Rating ist ein guter Weg, Frauen auf der Leinwand und hinter der Kamera
       hervorzuheben“, [2][sagte IMDb-Chef Col Needham der BBC].
       
       Die Datenbank ist dabei nur der Neuzugang unter verschiedenen
       Institutionen, die das Rating bereits anwenden. Eingeführt wurde es 2014
       von der britischen Filmproduzentin Holly Tarquini, die das Filmfestival in
       Bath leitet. In Großbritannien wurde es inzwischen von 40 Kinos und
       Filmfestivals übernommen. „Im echten Leben sind Frauen nicht vor allem
       Augenweiden, Prinzessinnen, dumme Blondchen, zeternde Ehefrauen oder
       Opfer“, [3][heißt es auf der Webseite von „F-Rated“]. Solche Filme
       auszuzeichnen, die mehr als das zu bieten haben, erlaube es den
       Zuschauer_innen, „mit ihrem Sitz abzustimmen“ und sich aktiv für Filme mit
       F-Rating zu entscheiden.
       
       Das Rating ist an den schon [4][1985 entwickelten Bechdel-Test] angelehnt.
       Dieser sollte aufzeigen, wie stereotyp Frauen in Filmen dargestellt werden.
       Um den Test zu bestehen, muss ein Film mindestens zwei Frauenrollen
       aufweisen. Diese Frauen müssen Namen haben (Ja, selbst das ist nicht immer
       der Fall) und miteinander sprechen – über andere Themen als Männer,
       Haushalt oder Mode. Was 1985 ein Thema war, ist heute immer noch relevant:
       Von den 25 Top-Filmen des Jahres 2016 [5][fiel knapp die Hälfte durch].
       
       ## Nur sieben Prozent Regisseurinnen
       
       Eine traurige Bilanz; denn um den Test zu bestehen, muss ein Film nicht mal
       ansatzweise progressive Frauenrollen aufweisen. Es muss schlicht und
       einfach in mindestens einer Szene zwei nicht-anonyme Frauen miteinander ein
       normales Gespräch führen lassen. Über Stau. Über die Präsidentenwahl. Über
       Aliens, die drauf und dran sind, die Welt zu zerstören. Nach radikalen
       feministischen Forderungen klingt das nicht.
       
       Hinter den Kameras sieht es sogar noch trauriger aus: Eine Studie
       untersuchte [6][die 250 Top-US-Filme des vergangenen Jahres]. Das Ergebnis:
       Nur 24 der Produzent_innen waren Frauen. Gerade mal 13 Prozent der
       Drehbücher wurden von Frauen geschrieben. Und Regie führte nur in sieben
       Prozent der Fälle eine Frau.
       
       Gut also, dass IMDb diese Missstände nun sichtbar machen will. Und auch
       hier sprechen die Zahlen für sich: Von den mehr als vier Millionen
       erfassten Filmen können sich zum Zeitpunkt dieser Recherche gerade mal
       22.059 Werke mit mindestens einem „F“ schmücken. Das sind etwa 0,5 Prozent.
       Wie viele der Filme schon auf ihre F-Tauglichkeit überprüft wurden, ist
       aber offen.
       
       ## „F“s zählen ist Handarbeit
       
       „Wir begrüßen alle Maßnahmen, die dazu führen, weibliche Filmschaffende und
       ihre Werke sichtbar zu machen“, sagt auch Bettina Schoeller Bouju,
       [7][Vorstand der Initiative Pro Quote Regie]. Der Zusammenschluss von
       Regisseurinnen setzt sich für mehr Frauen unter den Filmschaffenden ein.
       Durch das F-Rating sei es hoffentlich möglich, schneller qualitativ
       hochwertige Filme zu finden, die sich durch „interessante und
       dreidimensionale Frauenfiguren“ auszeichnen, sagt Schoeller Bouju. „Wir
       brauchen dringend weibliche Vorbilder für die heranwachsende Generation von
       Mädchen und jungen Frauen in Deutschland.“
       
       Allerdings ist das System hinter dem F-Rating auf IMDb recht
       unübersichtlich. In der Schlagwortsuche kann man sich alle Filme mit
       F-Rating anzeigen lassen – um dorthin zu kommen, muss man aber gezielt
       suchen. Klickt man auf einen Film selbst, sucht man bunt hervorgehobene
       „F“s vergeblich. Dafür muss man erst auf die Schlagworte klicken und sich
       durchwühlen. Will man wissen, ob ein Film nun ein, zwei oder gar drei „F“s
       verdient hat, muss man selbst zählen; bei Filmen wie „American Honey“ mit
       seinen 301 Schlagworten ein gar nicht so einfaches Unterfangen.
       
       Es ist ein guter erster Schritt. Aber bei so versteckter Sichtbarkeit ist
       auf jeden Fall noch Potenzial nach oben.
       
       10 Mar 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.imdb.com/search/keyword?keywords=f-rated&sort=moviemeter%2Casc&mode=detail&page=1&ref_=kw_ref_key
   DIR [2] http://www.bbc.com/news/uk-england-somerset-39132867
   DIR [3] http://f-rated.org/about/
   DIR [4] http://bechdeltest.com/
   DIR [5] http://www.hollywoodreporter.com/news/bechdel-test-2016-movies-passed-failed-952944?facebook_20161209
   DIR [6] http://womenintvfilm.sdsu.edu/wp-content/uploads/2017/01/2016_Celluloid_Ceiling_Report.pdf
   DIR [7] http://www.proquote-regie.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
       
       ## TAGS
       
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