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       # taz.de -- Gefälschte Abgaswerte bei VW-Tochter: Razzia bei Audi
       
       > Auf der Jahrespressekonferenz wollte Audi-Chef Stadler einen Ausblick in
       > die Zukunft geben. Doch die Justiz machte ihm einen Strich durch die
       > Rechnung.
       
   IMG Bild: Außen hui – und im Auspuff? Audi-Autos vor der Firmenzentrale in Ingolstadt
       
       Ingolstadt dpa | Während der Jahrespressekonferenz von Audi haben mehr als
       100 Polizisten und Staatsanwälte die Zentrale des Autobauers, weitere
       Standorte und Wohnungen von Mitarbeitern durchsucht. Eineinhalb Jahre nach
       der Aufdeckung des VW- und Audi-Diesel-Skandals in den USA leitete die für
       Ingolstadt zuständige Staatsanwaltschaft München II „ein
       Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und
       der strafbaren Werbung“ ein. Mit den Aktionen solle geklärt werden, wer an
       der Verwendung der manipulierten Abgas-Software und an Falschangaben
       beteiligt gewesen sei, erklärte die Behörde am Mittwoch.
       
       Audi-Chef Rupert Stadler sagte, die Aufklärung der Affäre sei aktuell sein
       „zentraler Job als Vorstandsvorsitzender“. Der Aufsichtsrat des VW-Konzerns
       habe sich im Februar hinter ihn gestellt, betonte er. Audi, VW und Porsche
       hatten in den USA rund 83.000 Autos mit Audi-Dieselmotoren und einer dort
       illegalen Software verkauft, die niedrigere Abgaswerte angibt. Audi und VW
       hatten das in einem milliardenschweren Vergleich mit dem
       US-Justizministerium bereits eingeräumt. Die Nachbesserung oder Rücknahme
       der betroffenen Autos soll voraussichtlich im Juli starten.
       
       Nur die Manipulationen in den USA sind auch der Gegenstand der Münchner
       Ermittlungen. Staatsanwälte und Beamte der Landeskriminalämter Bayern,
       Baden-Württemberg und Niedersachsen hätten Audi-Standorte sowie sieben
       weitere Objekte durchsucht, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ob auch
       Wohnungen von Vorständen durchsucht wurden, blieb offen.
       
       Die Diesel-Verfahren hatten die VW-Konzerntochter im vergangenen Jahr 1,86
       Milliarden Euro gekostet. Für das laufende Jahr sehe er aber derzeit keine
       Notwendigkeit für weitere Rückstellungen, sagte Audi-Finanzvorstand Axel
       Strotbek.
       
       Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen begrüßte, dass die
       Staatsanwälte „da genau hinschauen“. Für weitere Äußerungen des
       Aufsichtsrats gebe es im Moment „keinen Handlungsbedarf, aber das kann sich
       natürlich ändern“. Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil
       (SPD) sitzt auch im Aufsichtsrat des VW-Konzerns.
       
       Audi präsentierte am Mittwoch zudem schwache Verkaufszahlen. Der Streit mit
       den Vertragshändlern in China macht dem Unternehmen weiter zu schaffen –
       allerdings nicht mehr so stark wie im Januar. Die VW-Tochter verkaufte auf
       dem wichtigsten Automarkt im Februar 5,8 Prozent weniger als vor einem
       Jahr. Weltweit sanken die Auslieferungen deshalb um 1,1 Prozent auf 125.100
       Autos.
       
       Audi verkauft jedes dritte Auto in China. Stadler sagte in Ingolstadt, die
       Händler dort hielten sich im Moment zurück, weil der Konzern eine zweite
       Vertriebsschiene mit dem Partner SAIC in Schanghai eröffnet habe. Das
       belaste den Jahresauftakt. Vertriebschef Dietmar Voggenreiter zeigte sich
       zuversichtlich, dass die Verunsicherung in den nächsten Wochen beendet
       werde und man wieder zulege.
       
       Für das Gesamtjahr stellte Strotbek einen neuen Bestwert bei den
       Auslieferungen in Aussicht. Dazu soll auch die Markteinführung des neuen
       Flaggschiffs A8 beitragen. Der Umsatz soll leicht steigen und die
       Umsatzrendite über 8 Prozent bleiben.
       
       15 Mar 2017
       
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