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       # taz.de -- Der Charme der Veloroute: Glattes Pflaster für die Radler
       
       > Im Streit um Kopfsteinpflaster auf der Veloroute 2 in Eimsbüttel gibt es
       > einen Kompromiss: Der historische Charakter bleibt, die Buckel werden
       > abgeschliffen.
       
   IMG Bild: Nur die Autos stören das historische Straßenbild: das kurze Ende der Tornquiststraße.
       
       HAMBURG taz | Es ist ein teurer Kompromiss, der die Radlerlobby nicht
       zufrieden stellt: Auf der Veloroute 2 in Eimsbüttel bleiben zwei
       Pflasterstraßen erhalten, sie werden aber abgeschliffen, so dass eine
       glatte Fahrbahnoberfläche entsteht. „Es ist ein Unding, dass aufgrund
       einiger sehr aktiver Anwohner jetzt keine wirklich radfahrgerechte
       Verbindung dort hergestellt wird“, findet Dirk Lau, Sprecher des
       Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).
       
       Die Veloroute ist eine ausgeschilderte Strecke für den Alltagsradverkehr.
       Die Nummer zwei führt von Eidelstedt zum Rathausmarkt. „Zweck von
       Velorouten ist, dass Radfahrer sicher, komfortabel und zügig unterwegs
       sind“, sagt Stefanie Miczka, Verkehrsreferentin des ADFC. Kopfsteinpflaster
       wie im Weidenstieg und in der Tornquiststraße sei dafür denkbar ungeeignet.
       
       Gegen die Pläne der Verkehrsbehörde und des Bezirksamts, die Straßen zu
       asphaltieren, haben sich Anwohner nun erfolgreich gewehrt. Sie
       argumentierten mit dem Charme des Straßenbildes und mit der Geschwindigkeit
       des Verkehrs. „In Anbetracht der Tatsache, dass meine Tochter hier zur Kita
       geht, findet ich das Kopfsteinpflaster sehr gut“, sagt eine junge Mutter,
       mit Blick auf den Weidenstieg.
       
       Bernd B., der nach eigener Aussage auch weitere Strecken mit den Rad fährt,
       findet es unnötig und schade, das Pflaster zu schleifen. „Das Geld kann man
       besser anlegen“, sagt er. Das alte Pflaster sei erhaltenswert, „weil es
       Geschichte ist“, sagt Heinz Schmidt-Rex, ein älterer Mann der im Viertel
       wohnt und erklärtermaßen kein Freund der Fahrradlobby ist. „Die
       Fahrradfahrer werden schon genug bevorteilt“, findet er.
       
       Wiebke Eggers, eine alte Frau, würdigt zwar die Schönheit des Pflasters,
       findet es aber eine Zumutung für Leute mit Rollatoren, Kinderwagen oder
       hohen Absätzen. „Menschenfreundlich ist es nicht“, sagt sie, „und natürlich
       auch lauter.“
       
       Der jetzt gefundene Kompromiss sieht vor, das Pflaster auszuheben, die
       Steine oben glatt zu sägen und wieder einzusezten – ein aufwändiges
       Verfahren, das aber das Straßenbild bei hohem Nutzungskomfort erhält. Was
       die Sache kostet, konnte das Bezirksamt am Montag nicht beziffern.
       
       „Das mag wie ein Kompromiss aussehen, aber nichtsdestotrotz entspricht es
       nicht den Standards einer Veloroute“, ärgert sich ADFC-Sprecher Lau. „Man
       macht ja auf Kraftfahrzeugstraßen auch keine faulen Kompromisse.“ Die
       Behörden seien den Weg des geringsten Widerstands gegangen. Gerade bei
       Velorouten, die ja auf starken Radverkehr ausgelegt seien, sei das ein
       irritierendes Signal mit Blick auf die Radverkehrsförderung.
       
       Der ADFC teilt auch die Bedenken der AnwohnerInnen nicht, eine
       Asphaltierung könnte den Verkehr beschleunigen. Beide Straßenabschnitte
       sind nur wenige Hundert Meter lang, eng und beidseitig zugeparkt. Die
       Tornquiststraße endet an einer T-Kreuzung. Schon heute gibt es Engstellen
       und Verschwenkungen. Weitere sollen hinzukommen.
       
       3 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gernot Knödler
       
       ## TAGS
       
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