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       # taz.de -- Müllverbot in Neukölln: Mit Schildern gegen Sperrmüll
       
       > Das Bezirksamt Neukölln fährt nun im Kampf gegen illegale
       > Müllablagerungen richtig harte Geschütze auf: Schilder.
       
   IMG Bild: Weg isser: Ob ein Verbotsschild verhindert hätte, dass dieser Kühlschrank dort liegt?
       
       Es ist wieder einer dieser Tage, an denen man sich im falschen Film fühlen
       kann, nein, eigentlich muss. Auslöser diesmal: eine Mail des Bezirksamts
       Neukölln. Man werde künftig mit Schildern darauf hinweisen, dass man den
       Sperrmüll nicht mehr auf die Straße kippen dürfe, heißt es da. Aha! Sollte
       eigentlich selbstverständlich sein. Nächste Woche kommt wahrscheinlich:
       Nicht in zweiter Reihe parken. Und dann: Bitte anderen nicht mehr ins
       Gesicht schlagen.
       
       Gut, irgendwann gab es das schon mal, dass da einer Regeln und Gesetze
       aufgestellt hat, um das Miteinander vieler Menschen zu organisieren. Aber
       das war vor einigen tausend Jahren, und was Mose da als die Zehn Gebote
       fortan in der Bundeslade herumtragen ließ, wurde zur Grundlage des
       Zusammenlebens in vielen Ländern und Kulturen.
       
       „Du sollst deinen Müll nicht auf die Straße packen“ stand zwar nicht auf
       den Steintafeln, mit denen Mose vom Berg Sinai wiederkam. Trotzdem hat das
       eine ganze Zeit lang ganz gut geklappt, in den jüngsten Jahrzehnten auch
       dank der BSR, bei der sich all dieser Sperrmüll abgeben lässt. Die Männer
       und Frauen in diesen leuchtend orangefarbenen Overalls holen ihn sogar ab.
       
       Ausreden gibt es immer 
       
       „Aber das kostet doch was“, geht dann oft die Jammerei los. Ja, stimmt, 50
       Euro für 5 Kubikmeter Abholmasse – doch all das Gelump vorher erst mal zu
       kaufen hat im Zweifelsfall ein Vielfaches davon gekostet.
       
       Auch immer wieder mal gehört: Das habe doch was, wenn da einer seine alten
       Bücher vor die Tür stellt oder ein bisschen Nippes, das findet doch sofort
       einen neuen Besitzer. Was da aber über Wochen rumliegt und vor sich hin
       gammelt, sind aber keine Krimis oder Zinnsoldaten, sondern siffige Sofas,
       Sessel und sonst was, was keiner freiwillig anfasst und mitnimmt.
       
       Das mit dem falschen Film rührt vor allem daher, dass das Bezirksamt
       offenbar glaubt, dass sich mit Schildern irgendwas an diesem
       Abfallverhalten ändern ließe. Als Rechtsgrundlage, um Verstöße zu ahnden,
       sind sie auch nicht nötig. Die Schilder-Ankündigung kann also eigentlich
       nur eins sein: ein verspäteter April-Scherz. Weil der 1. diesmal ja kein
       Bürotag war.
       
       4 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Stefan Alberti
       
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