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       # taz.de -- Kommentar TV-Debatte in Frankreich: Langweilig und undemokratisch
       
       > Die fünf aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten in der
       > Fernsehdebatte: Hätte eine Show werden können, war aber leider öde.
       
   IMG Bild: Die französische Rechtspopulistin Marine Le Pen und der konservative Anwärter François Fillon
       
       „[1][The Revolution will not be televised]“, sang einst der amerikanische
       Poet Gil Scott-Heron. Wie Recht er damit hatte, haben am Montagabend
       [2][die französischen Präsidentschaftskandidaten vorgeführt]. Zwar machen
       die französischen Politiker gern radikale Sprüche in ihren Wahlkampagnen –
       das erste Aufeinandertreffen der fünf aussichtsreichsten
       PräsidentschaftskandidatInnen im Fernsehen entpuppte sich aber als ziemlich
       lahme Diskussionsrunde.
       
       Bis weit nach Mitternacht dauerte die Polit-Sendung. Die Aufmerksamkeit der
       ZuschauerInnen wurde über Gebühr strapaziert. Was als leidenschaftliche
       Redeschlacht angekündigt worden war, erwies sich als schlecht
       choreografierte und deshalb ermüdende Aneinanderreihung von
       Abnützungsgefechten mit ein paar Scharmützeln, die keinem und keiner der
       Kontrahenten weh tun sollte.
       
       Der private Sender TF1, der diese Debatte unbedingt exklusiv haben wollte,
       muss sich zudem vorwerfen lassen, gegen die Grundregel der Gleichbehandlung
       aller KandidatInnen verstoßen zu haben. Nur fünf von insgesamt elf waren
       zugelassen. Das Kriterium für die Einladung in diesen VIP-Wahlklub waren
       die Umfragewerte. Natürlich trifft es zu, dass einige der ausgeschlossenen
       Kandidaten vielleicht nicht mal ein Prozent erhalten, und wahrscheinlich
       wäre auch eine ergiebige Debatte unter elf erst recht unmöglich gewesen.
       Deshalb aber fünf von elf zu bevorzugen, ist schlicht undemokratisch.
       
       Am Tag danach begnügen sich die französischen Medien mit ein paar verbalen
       Konfrontationen. Marine Le Pen wurde wegen der absehbaren Folgen eines von
       ihr gewünschten EU-Austritts attackiert. Ziel von Angriffen und
       Unterstellungen war aber erwartungsgemäß der Favorit Emmanuel Macron, dem
       sein sozialistischer Konkurrent Benoît Hamon als Erbsünde vorhielt, dass er
       früher Banker gewesen war. François Fillon mit seinem [3][„Penelopegate“]
       dagegen wurde fast beschämt verschont. Nur der Linke Jean-Luc Mélenchon
       verbat sich, mit den anderen in denselben Topf geworfen zu werden, er
       forderte „Lohn für die Tugendhaften, Sühne für die Schuldigen“.
       
       Für Millionen WählerInnen, die trotz allem vor dem Fernseher saßen und
       vielleicht sogar auf einen Grund zur Hoffnung in die Politik warteten, war
       diese niveaulose Marathondebatte bestenfalls eine misslungene Reality-Show.
       Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten weiß noch immer nicht, ob und für
       wen sie wählen sollen.
       
       21 Mar 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=vwSRqaZGsPw
   DIR [2] https://www.tf1.fr/tf1/elections/videos/presidentielle-grand-debat-20-mars-2017.html
   DIR [3] /Kommentar-Francois-Fillons-Verhalten/!5381545
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Rudolf Balmer
       
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