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       # taz.de -- Sanierung von Turnhallen: Debatten mit Geld ersticken
       
       > Sportvereine, die Turnhallen für Flüchtlinge hergeben mussten, sollen
       > „Anerkennungsprämien“ bekommen. Und viel Geld für die Sanierung, sagt der
       > Berliner Senat.
       
   IMG Bild: Blick in die letzte, Ende März 2017 geräumte Turnhalle in Berlin-Pankow
       
       Mit einer „Anerkennungsprämie“ von 950.000 Euro will sich der Senat bei den
       Berliner Sportvereinen und -verbänden für deren Geduld bei der
       Unterbringung von Geflüchteten in Turnhallen bedanken. Das erklärte
       Sportsenator Andreas Geisel (SPD) am Mittwoch bei einer gemeinsamen
       Pressekonferenz mit dem Präsidenten des Landessportbunds Berlin (LSB) Klaus
       Böger.
       
       Zudem stehen laut Geisel rund 6 Millionen Euro bereit, um die nun
       anstehende Sanierung der Hallen zu beschleunigen. Damit sollten
       Streitigkeiten vermieden werden, ob Schäden von Flüchtlingen verursacht
       wurden oder schon vorher bestanden. „Solche Diskussionen ersticken wir mit
       Geld“, sagte Geisel.
       
       Die Fraktionen von SPD, Linken und Grünen hatten im März einen „Dank an den
       Berliner Sport für seine Willkommensleistung für Geflüchtete“ beschlossen.
       Die 950.000 Euro dafür kommen laut Geisel aus einem Fonds des
       Vorgängersenats. Damit hätten Sportvereine, deren Hallen von Flüchtlingen
       belegt waren, eigentlich andere Spielstätten anmieten können, erklärte er.
       „Leider wurden nur 45.000 Euro abgerufen“, sei es, dass die Regelung zu
       bürokratisch war, sei es, dass nicht so viele Ausweichquartiere zur
       Verfügung standen.
       
       Nun solle jeder der 160 betroffenen Vereine pauschal 1.000 Euro bekommen,
       zusätzliches Geld gebe es je nach Mitgliederzahl und Notlage, erklärte
       Böger. Für betroffene Landesverbände stünden insgesamt 150.000 Euro zur
       Verfügung.
       
       ## „Schlechtes Gewissen“
       
       In den vergangenen eineinhalb Jahren waren zeitweilig 63 Turnhallen mit
       insgesamt rund 10.000 Geflüchteten belegt. Erst am vorigen Freitag war die
       letzte Halle „freigezogen“ worden. „Ich bekenne, dass ich ein schlechtes
       Gewissen habe wegen der Dauer“, sagte Geisel. Bei der Sanierung soll das
       anders werden.
       
       „Das Horst-Korber-Zentrum ist ein Beispiel, wie es nicht laufen soll“, so
       der Senator. Bei dem Hallenkomplex in Charlottenburg hatten im vorigen Jahr
       LSB und Vertreter des Landes über Monate darüber gestritten, welche Schäden
       durch die Flüchtlinge entstanden sind. Daher ist die Einrichtung auch zehn
       Monate nach Auszug der Flüchtlinge weiterhin nicht für den Sport nutzbar
       (taz berichtete).
       
       Debatten dieser Art soll es durch die 6 Millionen „Beschleunigungsgeld“ nun
       nicht mehr geben, versprach Geisel. Böger bestätigte, er habe aus den
       Bezirken gehört, dass die Einigung über Schäden nun in der Tat schneller
       gehe. Die meisten der 1.050 Hallen der Stadt sind in Besitz der Bezirke,
       einige gehören dem Land oder der Bildungsverwaltung.
       
       ## Fertig bis Ende Sommer?
       
       Vor einigen Tagen hatte Finanzsenator Matthias Kolllatz-Ahnen (SPD)
       erklärt, bei 40 Hallen sei die Begutachtung abgeschlossen, die Kosten für
       deren Sanierung würden sich auf rund 15 Millionen Euro belaufen. Zusätzlich
       gebe es 50- bis 100.000 Euro für jede bezirkseigene Halle – für Sportgeräte
       oder zusätzliche Sanierungen.
       
       Für den LSB formulierte Böger das „ehrgeizige Ziel“, möglichst viele Hallen
       bis zum neuen Schuljahr wieder benutzbar zu machen. Der Sportsenator
       schränkte jedoch ein, einige würden wohl bis Jahresende geschlossen sein.
       „Das hängt auch davon ab, ob die Firmen genug Kapazitäten haben“, so Geisel
       – es gebe ja schließlich einen Bauboom in der Stadt.
       
       5 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Memarnia
       
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