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       # taz.de -- Landtagswahl in Schleswig-Holstein: SPD-Vorsprung schmilzt
       
       > Die jüngsten Umfragen-Ergebnisse sehen die SPD in Schleswig-Holstein zwar
       > weiter vorn, aber die CDU holt auf. Die AfD hingegen ist recht stabil im
       > Schlechtsein.
       
   IMG Bild: Wollen die AfD auch lieber draußen haben: Demonstranten in Lübeck
       
       kiel taz | Ralf Stegner agiert im Wahlkampf derzeit priesterartig. Denn was
       der schleswig-holsteinische SPD-Landesvorsitzende Tag für Tag, Woche für
       Woche vorbetet, wirkt fast schon als wolle er wen bekehren. Von drei Zielen
       spricht er immerzu, zwei davon hängen direkt mit seiner Partei zusammen:
       Zum einen will Stegner, dass die SPD bei der Wahl am 7. Mai stärkste Kraft
       in Schleswig-Holstein wird. Zum anderen hofft er, dass es zu einer
       Fortsetzung der sogenannten Küstenkoalition mit den Grünen und dem SSW
       kommt. Die am Donnerstag veröffentlichten Umfrage-Ergebnisse dürften ihn
       wenig erfreut haben.
       
       Zwar bestätigen sie die SPD mit 33 Prozent als Spitzenreiter, allerdings
       hat die CDU (30) mit ihrem weithin unbekannten Spitzenkandidaten Daniel
       Günther im Vergleich zur Umfrage im März bereits drei Prozentpunkte
       aufgeholt. Und der Vorsprung der Küstenkoalition ist auch geschmolzen, weil
       die Grünen zwei Punkte eingebüßt haben.
       
       ## Die Koalition schwächelt wegen der Grünen
       
       Um Stegners drittes Vorhaben, „die AfD aus dem Parlament herauszuhalten“,
       steht es derweil unverändert schlecht. Ja, die Rechtspopulisten sind in
       Schleswig-Holstein schwächer als anderswo, strukturell, personell – und
       stehen auch in den Umfragen entsprechend schlecht da. Doch sie sind
       erstaunlich stabil im Schlechtsein, eben immer bei jenen sechs bis sieben
       Prozent, mit denen sie am Ende in den Landtag einziehen würden. Was also
       tun, Herr Stegner, damit am Ende nicht gar alle drei Ziele verfehlt werden?
       
       Kurz nachdem am Donnerstagmittag die neuen Werte publik geworden waren,
       flatterte in den Redaktionen eine SPD-Mitteilung mit folgendem Betreff ein:
       „Stegner: Rückenwind hält an – wir kämpfen weiter!“ Darin enthalten war die
       Botschaft, wie viel „führungsstärker und bekannter“ Ministerpräsident
       Torsten Albig im Vergleich zu seinem CDU-Konkurrenten sei. Auch der
       Hinweis, dass in Schleswig-Holstein Wahlen immer knapp ausgingen, fehlte
       nicht. Letzteres stimmt auf jeden Fall, ersteres heißt: bloß keine Schwäche
       zeigen.
       
       Nur allzu gut weiß Stegner, dass viele Faktoren Gefahrenpotenzial bergen.
       Denn: Bröckeln die Grünen, gefährdet dies die Mehrheit für die
       Küstenkoalition. Das wissen die Grünen übrigens selbst auch. „Wir bleiben
       klar drittstärkste Kraft und liegen deutlich über dem Bundestrend“, sagte
       Spitzenkandidatin Monika Heinold. „Unsere grüne pragmatische und
       zukunftsorientierte Politik in Schleswig-Holstein kommt bei den BürgerInnen
       gut an.“ Nicht bei allen allerdings, denn die Windkraftpläne sorgen auf dem
       flachen Land für teils heftigen Protest.
       
       Bleibt die AfD, trotz aller Inhalts- und Farblosigkeit, bei ihrem eisernen
       Sieben-Prozent-Bestand, wäre Stegners nächstes Ziel auch passé. Abgesehen
       davon ist bekannt: AfD-WählerInnen verraten in Umfragen ja nicht unbedingt,
       dass sie welche sind.
       
       Und dann gibt es da ja noch die Linke. Über die sagt Stegner: „Zieht die
       Linke in den Landtag ein, habe ich versagt.“ Kommt die Partei der
       Spitzenkandidatin Marianne Kolter auf fünf statt auf derzeit vier Prozent,
       wäre die Mehrheit für eine Küstenkoalition genauso dahin. Das aber glaubt
       Stegner verhindern zu können – anders als die lästige AfD-Sache, bei der er
       eher den Zweckoptimisten mimen muss. „Da“, findet er, „soll sich auch mal
       die CDU drum kümmern, anstatt sich um unseren linken Rand zu sorgen.“
       
       Nur hat CDU-Kandidat Daniel Günther vor allem die SPD im Blick: „Unser Ziel
       ist es, stärkste Kraft zu werden. Jetzt kommt die heiße Phase, drei Prozent
       bis zur SPD sind keine Weltreise mehr.“ Mit den populären Themen Bildung
       und Infrastruktur hofft er, die nötigen Stimmen einzusammeln – egal woher
       sie letztlich kommen.
       
       6 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR David Joram
       
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