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       # taz.de -- Kommunalwahlen in Finnland: Schlappe für Rechtspopulisten
       
       > Die Grünen konnten ihr Ergebnis um fast 50 Prozent steigern. Die „Wahren
       > Finnen“ dagegen halbierten sich gegenüber der Parlamentswahl 2015.
       
   IMG Bild: Am 9. April 2017 haben die Finnen in den Kommunen gewählt
       
       Stockholm taz | Euphorische Stimmung herrscht auf der Wahlparty der Grünen
       in Finnlands Hauptstadt Helsinki, als am Sonntagabend die ersten
       Hochrechnungen über die TV-Schirme flimmern. „Das wird ein grüner
       Frühling“, jubelt der Parteivorsitzende Ville Niinistö.
       
       Er wurde bestätigt, als um Mitternacht das Endergebnis feststand. Bei den
       Kommunalwahlen konnte seine Partei ihren Stimmenanteil um fast 50 Prozent
       steigern und mit 12,4 Prozent ein historisches Topresultat erzielen. In der
       Universitätsstadt Jyväskylä wurden die Grünen sogar stärkste, in Helsinki
       mit rund 25 Prozent zweitstärkste Partei.
       
       Von Euphorie nichts zu spüren war dagegen bei den „Wahren Finnen“. Der
       Stimmenanteil dieser rechtspopulistischen Partei halbierte sich gegenüber
       den Reichstagswahlen 2015. Wurden sie damals mit 17,7 Prozent bei den
       Stimmen drittgrößte, bei den Mandaten sogar zweitgrößte Partei, mussten sie
       sich jetzt mit 8,8 Prozent mit der gleichstarken Linkspartei Platz fünf
       teilen. „Wir haben eins auf die Fresse bekommen“, gestand Parteichef und
       Außenminister Timo Soini.
       
       Diese Kommunalwahlen waren ohnehin seine Abschiedsvorstellung. Im März
       hatte er angekündigt, dass nach 20 Jahren als Parteivorsitzender Schluss
       sein soll. Bei den Vorstandsneuwahlen im Juni wird er nicht mehr
       kandidieren. Doch die Kommunalwahl war kein Ausrutscher. Meinungsumfragen
       sehen die Wahren Finnen schon seit einem Jahr im Stimmungstief. Ihre
       Anhängerschaft ist offenbar mit der erstmaligen Regierungsbeteiligung der
       Partei nicht zufrieden.
       
       ## Verluste für die Großen, Gewinne bei den Kleinen
       
       In allen zentralen Politikbereichen, von der Ausländer- bis zur
       Sozialpolitik, musste sie in der Mitte-rechts-Koalition mit Konservativen
       und Zentrum große Abstriche von ihren Wahlversprechen machen. Es gilt als
       wahrscheinlich, dass die Rechtspopulisten spätestens im Herbst die
       Regierung verlassen.
       
       Schlappe für die Wahren Finnen, dafür ein Durchbruch für „Neue Finnen“,
       kommentierte die Tageszeitung Helsingin Sanomat die Tatsache, dass
       besonders viele KandidatInnen mit Migrationshintergrund neu in die
       Kommunalparlamente gewählt wurden.
       
       Toleranz habe über Fremdenfeindlichkeit gesiegt, konstatierte
       Hufvudstadsbladet und verspürt zudem eine Erschütterung der bisherigen
       Parteienlandschaft: Durchweg Verluste für alle großen bei gleichzeitigen
       Gewinnen für die kleinen Parteien. So können sich die Piratenpartei und die
       erst kürzlich gegründete „Feministische Initiative“ über erste Mandate
       freuen.
       
       10 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Reinhard Wolff
       
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