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       # taz.de -- Libeskind-Bau in Lüneburg: Studierende fremdeln
       
       > Mit Verspätung soll das neue Zentralgebäude der Uni Lüneburg ab dem
       > Wintersemester genutzt werden. Die Studierendenschaft verweigert den
       > Einzug in den Bau.
       
   IMG Bild: Stößt nicht nur auf Begeisterung: Das neue Zentralgebäude der Leuphana-Uni Lüneburg
       
       HAMBURG taz | Im Namen der Studierendenschaft verweigert der AStA den
       Einzug in das im März eröffnete neue Zentralgebäude der Universität
       Lüneburg. Dies sei die Konsequenz aus jahrelanger Kritik von Studierenden,
       die nicht ausreichend gehört worden sei, sagt Asta-Sprecherin Susanna
       Dedring. „Ein Einzug ins Zentralgebäude würde für uns eine nachträgliche
       Legitimation und Billigung des Prestigebaus bedeuten.“
       
       Entgegen Behauptungen der Universitätsleitung habe es nur eine sehr geringe
       Beteiligung von Studierenden an den Planungen des New Yorker
       Star-Architekten Daniel Libeskind gegeben. Auch sei der Entwicklungsprozess
       nicht transparent gewesen – ganz abgesehen davon, dass der Bau teurer sei,
       als prognostiziert. „Das Geld hätte man vielleicht besser in die Lehre
       investiert“, findet Dedring.
       
       Außerdem seien die im Zentralgebäude vorgesehenen Räume aufgrund ihrer
       Größe nicht für die Zwecke des Astas und der studentischen Initiativen
       geeignet. Dann muss sie weiter: „Ich gucke mal, ob ich irgendwo eine
       Toilette finde. Das ist hier gar nicht so einfach.“
       
       ## Verlust an Volumen
       
       Und Dedring ist nicht die einzige Verwirrte. Immer wieder begegnen sich
       junge Menschen auf der Suche nach Aufzügen, Treppen, Türen oder Räumen.
       „Ich komme bestimmt immer zu spät zu Veranstaltungen, weil ich mich hier
       drin einfach nicht zurecht finde“, befürchtet ein Student und fragt: „Wo
       ist denn hier der Ausgang?“ – „Immer den Schildern für die Notausgänge
       nach“, antwortet eine Studentin. „Dann kommt man eigentlich immer zu
       irgendwelchen Treppen nach unten“.
       
       Auch der Verlust an Volumen durch die schiefen Wände wird bemängelt – im
       Widerspruch zu Aussagen der Unileitung, die immer wieder behauptete, das
       Gebäude sei besonders nachhaltig und effizient.
       
       Damit trifft er einen wunden Punkt: Die Universitätsleitung hatte den Bau
       des Zentralgebäudes immer wieder mit herrschendem Platzmangel
       gerechtfertigt. „Den haben sie durch die Schließung und den Verkauf eines
       Uni-Standortes künstlich forciert“, kritisiert ein anderer Student.
       
       Das offizielle Ziel dieser Standort-Schließung und des Neubaus ist es,
       sämtliche Universitätseinrichtungen auf einem Campus zu zentrieren. Das sei
       auch eine gute Idee, meint eine Studentin: „Zu dem mittlerweile
       geschlossenen Standort ist man vom Hauptcampus aus so lange gefahren, dass
       man gar nicht pünktlich zu Veranstaltungen kommen konnte“.
       
       ## Niedrige Decken
       
       Dennoch gibt es auch hier Einwände: Für ein Zentralgebäude sei der Bau
       wenig zentral, findet eine weitere Studentin: „Ich hätte mir den Weg von
       der Mensa hierher fast gespart“, sagt sie. „Gerade bei Regen, wie heute,
       kommt mir der Weg ziemlich lang vor“.
       
       Und immer wieder hört man das Wort „Prestigebau“. Er halte dies für den
       falschen Weg, sich einen Namen zu machen, sagt ein Student. „Eine
       Universität sollte sich lieber mit Inhalten einen Namen machen, nicht mit
       solchen Protzaktionen“.
       
       Und außerdem habe er mehr erwartet: „So schön, wie ich es mir vorgestellt
       habe, ist es gar nicht“, sagt er. Seine Kommilitonin stimmt ihm zu: „Auf
       manchen Etagen sind die Decken sehr niedrig. Und ich habe Räume für
       Lehrveranstaltungen gesehen, die keine Fenster haben. Da fühlt man sich
       fast wie im Gefängnis“.
       
       ## Viele Steckdosen
       
       Ein paar positive Stimmen gibt es dann aber doch: Die Aussicht von oben sei
       schön, sagt eine Studentin. Und „die vielen Steckdosen“ seien auch
       praktisch. Eine andere meint: „Das ist schon was Besonderes. Mit irgendwas
       müssen Unis sich eben auch profilieren“.
       
       Ein Student fügt hinzu, dass man das Gebäude eben noch mit Leben erfüllen
       müsse. „Das kommt dann von ganz alleine, wenn der Bau erst einmal richtig
       genutzt wird“. Von der Kritik habe er nicht so viel mitbekommen: „Ich bin
       eigentlich auch schon fast durch mit meinem Studium hier“. Und er habe sich
       auch schon ganz gut zurechtgefunden: „Ich nehme jetzt einfach den Lift nach
       unten, dann weiß ich sicher, dass ich den Weg nach draußen finde“.
       
       13 Apr 2017
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Lena Eckert
       
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