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       # taz.de -- Besetzung an der Freien Uni Berlin: Rückzug statt Räumung
       
       > Die Besetzer*innen an der Freien Universität haben sich freiwillig
       > zurückgezogen, weil die Uni räumen lassen wollte. Ihr Protest geht aber
       > weiter.
       
   IMG Bild: Die Besetzer*innen an der Freien Universität fordern mehr „Uni von unten“
       
       Gerade mal einen halben Tag währte die Besetzung eines Hörsaals an der
       Freien Universität (FU) in Berlin-Dahlem. Am [1][Dienstagmittag hatten
       Studierende den Hörsaal 1a der Silberlaube für besetzt erklärt] – knappe
       neun Stunden später standen Mannschaftswagen der Polizei vor der Tür. Die
       Besetzer*innen verließen den Raum freiwillig, bevor die Beamten mit der
       Räumung begannen.
       
       „17 Wannen vor Ort, Rückzug aus dem besetzten Hörsaal 1a“, [2][twitterten
       die Besetzer*innen] in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. FU-Kanzlerin
       Andrea Bör soll bereits am früheren Abend im Hörsaal verkündet haben, den
       Studierenden werde ein Nutzungsrecht bis 21 Uhr eingeräumt – danach gelte
       ihre Anwesenheit rechtlich als Besetzung. Eine Mitarbeiterin der
       Universität hatte eine Räumung bereits am Nachmittag gegenüber der taz
       nicht ausgeschlossen.
       
       Die Besetzer*innen fordern mehr Freiräume und Selbstbestimmung an der
       Universität. „Wir widersetzen uns dem alltäglichen Leistungszwang der
       Lernfabrik ‚Universität‘“, hatten sie zu Beginn der Besetzung [3][in einer
       Pressemitteilung verkündet].
       
       Raum, den die FU offensichtlich nicht zu geben bereit war: Gegen 21 Uhr
       seien Bör und FU-Vizepräsidentin Brigitta Schütt in den Hörsaal gekommen –
       zu einem „fadenscheinigen Kommunikationsversuch“, wie es das Presseteam der
       Besetzer*innen formuliert: Während die beiden die aus ihrer Sicht
       vielfältigen Möglichkeiten für Protest an der FU dargelegt hätten, hätte
       sich draußen die Polizei auf die Räumung vorbereitet. Gegen 22 Uhr sollen
       die Beamten dann die Universität betreten und Bör den Studierenden
       verkündet haben: „Sie verlassen jetzt das Gebäude“.
       
       ## Besetzungen „grundsätzlich“ nicht akzeptiert
       
       Die Besetzung sei ein „spontaner Impuls“ gewesen, deswegen habe es auch
       keine konkreten Erwartungen gegeben, sagen die Besetzer*innen. „Wir hatten
       den Wunsch, etwas anzustoßen. Und das hat auch funktioniert“. Denn beendet
       ist die Aktion trotz des Rückzugs nicht: Am Mittwoch errichteten die
       Studierenden einen Treff- und Vernetzungspunkt vor dem Hörsaal, am
       kommenden Dienstag planen sie eine größere Veranstaltung.
       
       Bis dahin laden sie täglich zu einem Plenum ein, um mehr Studierende zu
       erreichen und das weitere Vorgehen zu diskutieren. Auch den Hörsaal wollen
       sie außerhalb von Veranstaltungen nutzen. Die FU teilte am Mittwoch Abend
       mit, dass sie „grundsätzlich keine Besetzung von Räumen und Gebäuden der
       Universität“ akzeptiere.
       
       Der Aktion an der FU vorausgegangen war die [4][Besetzung der Humboldt
       Universität (HU) Berlin im Januar]: Studierende hatten im Namen der „Uni
       von unten“ Räume am Institut für Sozialwissenschaften besetzt und gegen die
       Entlassung des damaligen Staatssekretärs und früheren Dozenten Andrej Holm
       protestiert. Anders als die FU ließ die HU den Protest allerdings nicht
       umgehend räumen – die Studierenden beendeten ihre Besetzung nach etwa sechs
       Wochen.
       
       ## Vorlesung über die 68er-Bewegung
       
       Für einige der FU-Besetzer*innen war das die erste Erfahrung dieser Art:
       „Viele waren entsetzt, dass ihre Uni ihnen die Polizei auf den Hals hetzt“,
       sagt ein Sprecher der Gruppe. Überrascht ist er aber nicht: Schon im Jahr
       2011 hatte die FU eine studentische Besetzung [5][durch mehrere
       Hundertschaften der Polizei räumen lassen].
       
       Bei der ersten Aufforderung, den Raum zu verlassen, habe Bör auf eine am
       Nachmittag stattfindende Ringvorlesung im Hörsaal verwiesen. Die
       Veranstaltungsreihe trägt den Titel [6][„Studentenbewegung – 50 Jahre
       danach“], Thema des anstehenden Vortrags: das antiautoritäre Agieren der
       68er-Studentenbewegung. „Mit dem Protest von vor 50 Jahren kann man sich
       halt gut schmücken“, sagen die Protestierenden von heute.
       
       19 Apr 2017
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Hochschulpolitik-in-Berlin/!5401819
   DIR [2] https://twitter.com/fubesetzt/status/854472814354739201
   DIR [3] https://twitter.com/fubesetzt
   DIR [4] /Besetztes-Sowi-Institut-der-HU/!5380465
   DIR [5] /Bildungsstreik-in-Berlin/!5107296
   DIR [6] http://www.fu-berlin.de/presse/informationen/fup/2017/fup_17_065-offener-hoersaal-studentenbewegung-1960er/index.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Dinah Riese
       
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